Battleship

Battleship
Originaltitel: Battleship – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Peter Berg



Darsteller:
Taylor Kitsch, Alexander Skarsgård, Rihanna, Liam Neeson, Alan Abad, Teresa Alvarez, Kasey Amanda, Luing Andrews, Reila Aphrodite, Tadanobu Asano, Joshua Aucoin, Carson Aune u.A.

Filmkritik: Nachdem nun erst einmal eine Pause mit den „Transformers“ eingelegt wurde, braucht Hasbro, der Spielzeughersteller der Techno-Aliens eine neue Kuh zum melken. Kein Problem, das gute, alte „Schiffe versenken“ steht bereit von Peter „Hancock“ Berg in einen 200 Mio. Dollar Blockbuster nach seinem Schema aufgezogen zu werden: Humorvolle Figuren, fette Waffen, böse Aliens. Und obendrauf noch einige Elemente und Soundeffekte, damit die Transformers-Assoziationen direkt von alleine kommen. Dabei mimt Taylor Kitsch, der vorher bereits als „John Carter“ über den Mars gehüpft ist, den vorerst sturen und eigensinnigen Soldaten mit viel Potential, nur um dann direkt bei der Alien-Invasion zu lernen was es heißt ein Schlachtschiff zu führen.

Im zur Seite stehen Sängerin Rihanna sowie der extrem sympathische Tadanobu Asano, welcher den Captain eines japanischen Kreuzers spielt, welches ebenfalls bei Flottenmanövern in die Alienfalle getappt ist. Im wirklichen Leben ist der vielseitige Japaner nicht nur Charakterdarsteller und selbst Regisseur, sondern hat auch schon die verschiedensten Kultrollen inne gehabt. Die des Kakihara aus Takashi Miikes „Ichi – The Killer“ etwa, wenn er nicht gerade wie in „Tokyo Zombie“ gegen Untote gekämpft hat oder bei „Zatoichi – Der blinde Samurai“ durchs feudale Japan wandelt.
Abgerundet wird die Schauspielriege von Liam Neeson in einer Nebenrolle als Admiral (oder so), dessen blauäugige, blondhaarige und dickbrüstige Tochter in Taylor Kitsch Figur verliebt. Daneben rennen hier und da noch etliche Nebenfiguren rum, die aber eigentlich wenig mehr tun als lustige Sprüche im Angesicht globaler Vernichtung aufzusagen.

In God We Trust, All Other We Track

So steht es martialisch auf der Kommandobrücke des Schlachtschiffs, welches dann auch prompt auf ein feindliches Alienschiff stößt. Dieses ist nicht allein und schnell verwandelt sich das Flottenmanöver zum Kampf um die Existenz der Menschheit. Wieder einmal haben es böse E.T.s auf unseren blauen Planeten abgesehen und wieder einmal müssen echte Kerle ihnen so kräftig in den Arsch treten, dass sie am besten gleich aus dem Sonnensystem fliegen. So weit, so der Ansatz.

Dabei ist es extrem verwunderlich, dass im Endeffekt mit „Battleship“ ein ziemlich langweiliger Streifen in die Kinosäle gebombt wurde. Nicht, dass es keine Materialschlachten gibt, oh doch, die gibt es, aber wenn da die Aliens irgendwie irgendwann irgendwo irgendwas in die Luft bomben (und ganz familienfreundlich natürlich keine kleinen Kinder plätten), lässt das überraschend kalt.

Dabei stellen sich die Außerirdischen auch so blöd an wie selten. Erst rammen sie gleich beim Anflug mit ihrer Kommunikationseinheit einen Satelliten („Was für eine Kommunikationseinheit , etwas ein riesiges Telefon?“ meint da ein Typ im Pentagon, was wohl witzig sein soll), landen dann im Wasser und anstatt eben mit ihrem Raumschiffen zu fliegen, springen sie von einem Wasserfleck wie ein debiler Frosch zum Nächsten, um auch ja total angreifbar zu bleiben. Aber nicht nur dass, die überraschend menschlich aussehenden Fieslinge haben Visiere, welche erst einmal alles gesehene grün markiert und bei Gegnern dann auf rot schaltet. Warum zum Teufel ein Mensch, der sich in die Kommunikationsbasis der Aliens eingeschlichen hat und dort Sabotage betreibt als grün angezeigt wird und selbst vom wachhabenden Alien angepackt, aber ansonsten ignoriert wird, das erkläre sich wer will.

„Die Welt ist böse“ –„Schöne Sache!“

entgegnet da der Held seinem Konkurrenten und besten Freund in Warteposition Captain Nagata (Asano). Während nämlich die Mannen auf dem Wasser ihr möglichstes tun möglichst aufwändig und vor allem langwierig in die Luft zu fliegen, humpelt derweil Kitschs Filmfreundin samt beinamputiertem Soldaten durch die Pampa und versucht vor den Aliens zu fliehen und gleichzeitig deren Fortschritt zu hindern. Der beinlose Soldat sorgt dann auch für ein paar Lacher, etwa wenn ihn jemand trifft und er für einen „verdammten Cyborg“ gehalten wird. Überhaupt nimmt hier kaum einer die Invasion anscheinend wirklich ernst, einen flotten Spruch hat jeder auf den Lippen.

Ist dies bei der überraschend humorvollen und sympathischen Pre-Title-Sequenz mit „Pink Panther“-Musik noch gelungen, so wünscht man sich ab der Hälfte fast schmerzlich Michael Bays derb sexuellen und rassistischen Humor, damit hier etwas der seelenlosen Materialschlacht herausreißt, die sattsam bekannt vorkommt.
Böse Alienreifen (wer dabei kurz an „Rubber“ gedacht hat bekommt ein Sternchen!) mit Kettenpeitschen machen ganz „Transformers“-like eine Autobahn und einen Militärstützpunkt klein, während die eigentliche Alienraumschiffe weiter debil über die Wasseroberfläche springend „Schiffe versenken“ spielen.

Und gab es zwischendurch schon einige Momenten unfreiwilligen Humor, so wird in den letzten dreißig Minuten die grobe Keule ausgepackt: Nicht nur verprügelt der Beinlose erst einmal locker ein Alien, obwohl zig von dessen Freunden darum herum stehen (auch wenn diese gerade hektisch versuchen Schäden zu beseitigen) und anscheinend keinerlei Handfeuerwaffen besitzen, sondern beim Finale geht es ans Eingemachte: Da steuern unsere Helden, die gerade ihr letztes Schiff verloren haben zielgerichtet auf einen Museums(!)schlachtkreuzer zu, auf dem anscheinend eine ganze Gruppe alter Veteranen… lebt… rumhängt, nein, besser: posiert und bringt mit diesen innerhalb von zwei Stunden das alte Schiff auf Vordermann. „Wir haben auch noch etwas Munition zusammengekratzt“ wird da erklärt, wobei das „woher“ mal wirklich interessant gewesen wäre. Ganz zu schweigen von allen anderen „Wie jetzt?“-Fragen, die man sich in diesem Moment stellt. Bevor dann auch noch in einem überraschend lahmen Ende die Bösen mal wieder optisch gelungen weggesprengt werden, darf man sich noch auf urige Sprüche der alten Säcke freuen.

Und über allem schwebt AC/DC…

…was das mit Abstand Beste am Geschehen ist. Die selbstkomponierten Stücke bleiben zwar nicht für zwei Sekunden in Erinnerung, aber dafür die des Öfteren eingesetzten Stücke der Kultrocker. Oder die überraschend häufige Werbung für Cola Zero, welche nicht nur vom Helden getrunken wird, sondern auch anscheinend überall (bis auf die Kampfschiffe) Werbeflächen en masse gemietet hat.

Kann man im Endeffekt also Bergs Kampfschiffgetümmel empfehlen? Nein. Als seelenloser Blockbuster ist dies Durchschnittsfutter für die Kinosäle und sieht halt ganz gut aus, ist im Gegensatz zu Bay nicht verwackelt und die Explosionen sind fett, aber zumindest zwei von diesen drei Dingen hat man eh bei einem Budget von dieser Größenordnung erwartet. Und es ist schon ziemlich erschreckend, dass im Gegensatz zum „Battleship“ ein „Independence Day“ wirkt wie von Shakespear aus dem Jenseits direkt in Roland Emmerichs Kopf telegraphiert, aber vielleicht haben die Beiden ja auch schon vor „Anonymus“ einen guten Draht zu einander gehabt.

Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu sagen. Rihanna ist nicht schlecht genug, dass man als böser Kritiker eine böse Verprügel-Spitze abfeuern kann, Neeson steht eh nur dumm rum und Taylor Kitsch hat zwar vor allem in Verbindung mit Kumpel Agata ein paar nette Momente, aber das war es dann schon. Das Einzige was „Battleship“ vor dem kompletten Untergang rettet sind überhaupt dessen „ganz netten“ Charaktere, denn ansonsten wird hier selbst die größte Materialschlacht ziemlich beliebig rübergebracht.

Fazit: AC/DC-CD einlegen, jemanden zum Mitspielen einladen und einfach selber mal wieder „Schiffe versenken“ auspacken. Den Film kann man dann nachher auch mal aus der Videothek ausleihen oder im Nice-Price-Segment für ganz, ganz hohle Stunden mitnehmen.

Filmbewertung: 4/10

C4rter sieht das dann doch anders

So ganz verstehen kann ich das Urteil des Kollegen nach eigener Sichtung nicht. 4/10 für einen wundervoll bebilderten Krawallfilm, der über weite Strecken um einiges mehr Spaß macht als z.B. ein „Transformers 2“, ist entschieden zu wenig.
Denn „Battleship“ bzw. Peter Berg beweist hier ganz klare Blockbuster-Qualitäten. Und das, nachdem sein letzter größerer Film, „Hancock“ eine gar schrecklich zugeknöpfte Charade wurde.

Die positiven Seiten von „Battleship“ sind dabei schnell erkannt. Sympathische Figuren, selbstironischer Humor anstelle von ausgelutschten kindischen Späßen, Darsteller die bis in die Nebenrollen prominent besetzt sind, ein Soundtrack der sich endlich mal wieder auf gute Songs anstatt auf einen weiteren martialischen Score besinnt und eben einfach die dickeren Kanonen.
Aber eben besonders der anders gelagerte Humor signalisiert, hier hat einer verstanden was bei Bay schon länger weniger gut funktioniert. Wenn Drehbuch-Klöpse bereits im Film vom Gegenüber mit der Frage „Who talks like that?“ quittiert werden, spricht der Charakter dem Zuschauer ironisch verklärt aus der Seele und regt zum Mit-Schmunzeln an.

Die Darsteller sind qualitativ fast alle im oberen Feld zu platzieren. Leider werden ausgerechnet die besten früh wieder aussortiert. Liam Neeson hat nur wenig zu tun, da er aus der Schlacht rausgehalten wird und auch Alexander Skarsgård ist recht schnell verhindert. Überraschenderweise schafft es Taylor Kitsch den Film zu tragen, obwohl die negativ herausstechende Rihanna das Ganze nicht immer so einfach macht. Dafür helfen aber die anderen Darsteller ordentlich dabei aus.
Die ungewöhnliche Besetzung eines echten Kriegsveteranen, der mit 2 künstlichen Beinen eine große Nebenrolle innehat, schafft zudem den kniffligen Spagat zwischen Anbiederung und Glücksgriff.

Und apropos dickere Kanonen. Legen sich zu Beginn noch mickrige Zerstörer mit den Aliens an, da die US-Streitkräfte ja bereits vor vielen Jahren die großen, viel zu teuren Schlachtschiffe ausrangiert haben, wird eben ein solcher dicker Brummer fürs Finale rausgeholt. Die USS Missouri wird samt Peinlich-Cool auflaufender Renter-Crew und dem Donnerschlag von AC/DC aus dem Museumsdienst entlassen. Filmfreunde denken bei dem Schiff natürlich direkt an Seagals „Under Siege“ und liegen damit goldrichtig. Das Schiff haut dem Finale des Films eine volle Breitseite rein.

Wer sich fragt, wieso man den Film überhaupt „Battleship“ nennt wenn es doch offensichtlich keine Story gibt die sich auf das Spiel bezieht, liegt damit nicht falsch. Doch nichts desto trotz baut Peter Berg einige feine Film->Spiel Verbindungen ein. Ausgefallener Radar und die Unterteilung des Meers in ein Raster mithilfe von Tsunami-Bojen, die es ermöglichen auf Quadrate wie „E56“ oder „B3“ zu schießen ohne zu sehen ob der Feind auch wirklich da ist, lassen den geneigten Zuschauer zumindest innerlich lachen.

“Some folks are born, made to wave the flag. Ooh, they’re red, white and blue”

Man muss zugeben, ohne die richtigen Kniffe hier und da hätte aus “Battleship” wirklich schnell eine platte Blockbuster-Kopie werden können. Aber Peter Berg zeigt sich als konsequenter Arbeiter der sein Ding durchzieht, die Kamera ruhig hält und die richtigen Songs auf dem Soundtrack verbaut. AC/DC kommt dabei zwar soweit ich gehört habe nur 2x vor, aber wenn dann noch Rocker wie Billy Squier oder Creedence Clearwater Revival auf der Tonspur Platz finden, merkt man: Rock is still Alive!

Doch die typischen Blockbuster-Krankheiten hat natürlich auch „Battleship“. Neben den angesprochenen Werbebanderolen tut vor allem die Leerlaufphase im Mittelteil böse weh. Die Handlung, die sich recht früh im Film bereits zwischen See und Land aufteilt, gerät böse ins stocken und der Film tritt eine ganze Zeit lang auf der Stelle. Wenn dann auch noch der Soundtrack in den Hintergrund rückt ist schnell Langeweile auf dem Programm die sich erst mit der Einleitung des Krach-Bumm Endes durch die Flottmachung der Missouri in Luft auflöst.

Aber das Finale ist dann eben starke Ballerkost die verdammt viel Spaß macht, genau wie die durchweg gelungene erste Hälfte des Films.
Zusammen mit dem erneut musikalisch wunderbar  unterlegten Abspann und der überraschend langen und unterhaltsamen Bonus-Sequenz nach diesem, kommt man auf eine unterhaltsame:

Filmbewertung: 7/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 5,5/10