Bridesmaids – Brautalarm

Brautalarm
Originaltitel: Bridesmaids – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Paul Feig



Darsteller:
Rose Byrne, Jon Hamm, Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Chris O’Dowd, Ellie Kemper, Maya Rudolph, Matt Lucas, Nancy Carell, Jill Clayburgh, Johnny Yong Bosch, Kali Hawk

Filmkritik: Annie (Kristen Wiig) hat eine emotionslose Sex-Beziehung mit Ted (Jon Hamm), der sie nach dem Sex am liebsten schnellstmöglich loswerden will. Ihre Bäckerei, mit der sie sich einen Lebenstraum erfüllt hat, musste vor kurzem schließen. Es läuft für sie momentan also alles andere als rosig. Und dann bittet ihre Freundin Lillian (Maya Rudolph) sie auch noch, ihre Trauzeugin zu werden, da sie bald heiraten wird.
Die enttäuschte Singlefrau möchte für die langjährige Freundschaft das Beste daraus machen und verliert sich von nun an in den Vorbereitungen für die Hochzeit. Dabei muss sie sich mit den anderen Brautjungfern anfreunden, was allerdings nicht so leicht ist, da Lillians neue beste Freundin Helen (Rose Byrne) aus reichem Hause kommt und viel lieber die Trauzeugin wäre. Daher weshalb sie jede Chance nutzt, um sich bei Lillian einzuschleimen und sämtliche Fehler von Annie zu korrigieren und sie auszubooten wo immer es nur geht.
Fatalerweise gehen alle Aktivitäten, die Annie organisiert spektakulär daneben: ein gemeinsames Tennis-Spiel, die Anprobe des Hochzeitskleids oder der Flug nach Las Vegas. Jedes Ereignis endet in einem Desaster, was die Freundschaft von Annie und Lillian gehörig auf die Probe stellt…

„I have to go to the bathroom but I heard about a woman who went to the bathroom on the plane – she got sucked into the toilet. Sucked right in.“

„Bridesmaids“ gilt als eine der witzigsten Komödien des Jahres 2011. Zudem verdrängte die R-Rated Frauen-Komödie den bisherigen Spitzenreiter „Sex and the City“ von der ersten Position und ist somit der erfolgreichste Film dieses Genres. Zu recht? Aber sicher doch!

„Bridesmaids“ legt den Humor-Fokus ganz klar auf peinlichen Situationen und den Witz der daraus entsteht. Nur selten rutscht der Film dabei unter die Gürtellinie ab, bzw. eigentlich nur einmal in einer durchweg recht unnötigen Szene über Lebensmittelvergiftung und Brautmoden inkl. Etwas fiesem Klobesuch.
Ansonsten wird sich konsequent auf Slapstick, Situationskomik und pfiffige Dialoge verlassen und vor allem auf die durchweg erstklassigen, aber doch recht unbekannten Darsteller.

“You’re like the maid of dishonor.”

Die bunt gemischt Frauentruppe macht einen klasse Job. Allen voran Kristen Wiig, aus deren Feder auch das Drehbuch stammt. Sie spielt die insgesamt eigentlich bemitleidenswerte Annie mit genau der richtigen Mischung aus Durchhaltevermögen und Hilflosigkeit, so dass man jedes Mal wenn für sie wieder etwas gründlich schiefläuft mit ihr lacht, aber nicht immer direkt über sie. Zartbesaiteten Naturen könnte Wiigs Figur evtl. zwar konsequent nur leidtun, aber wer sich über Peinlichkeiten anderer amüsieren kann und z.B. „Stromberg“ gerne guckt, wird auch bei „Bridesmaids“ viel Spaß haben.
Aber auch die Darstellerinnen der restlichen Brautjungfern sind klasse, da sie alle immer einen etwas anderen Bereich der Komik abdecken und in diesem zu glänzen wissen. Besonders der Konflikt zwischen Wiigs Figur Annie und der neuen besten Freundin der Braut sind klares Comedy-Gold. Dadurch das Annie immer mithalten will, dies aber weder geldlich noch irgendwie anders schafft, kommen derartig viele witzige Situationen zustande, dass man allein damit schon den Film füllen könnte.

In Nebenrollen überraschen zudem ein paar britische Castingentscheidungen. „Little Britains“ Matt Lucas kommt als grenzwertiger Mitbewohner von Annie vor und Chris O’Dowd aus „The IT Crowd“ überzeugt als Love-Interest von Wiig, der aber die meiste Zeit eher nur am Rande vorkommt.

Die ersten 90 Minuten des Films sind in der Regel Lachanfall an Lachanfall. Erst in der letzten halben Stunde rutscht „Bridesmaids“ dann in gewohnte Muster ab. Die Story muss aufgewickelt werden, somit erfolgt der typische Konflikt am Ende von Akt 2 und auch .O’Dowd rückt etwas mehr in den Mittelpunkt Hier merkt man langsam, dass die Story von „Bridesmaids“ im Grunde schon recht dünn war, aber dies durch den pfiffigen Humor gut kaschieren konnte. In der letzten Hälfte schleichen sich dann aber ein paar Längen ein, auf die man auch gut hätte verzichten können.

Nettes Detail am Rande ist der Soundtrack, der sich aus unbekannten und bekannten Songs gut ergänzt und u.a. mit einer feinen Coverversion von „Blister in the sun“ aufwarten kann, aber ebenso gut auch „Dirty Deeds“ von AC/DC zu platzieren weiß.

Insgesamt ist „Bridesmaids“ aber trotzdem der witzigste Beitrag aus der Apatow-Schmiede seit „The 40 Year Old Virgin“, welchen er durch die viel besser gespielten und geschriebenen Figur noch überflügelt. Mit seiner stattlichen Laufzeit von 130 Minuten ein konsequent sehr witziger Film der wundervoll unterhält.

Filmbewertung: 8/10