Juan of the Dead
Originaltitel: Juan de los Muertos – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Alejandro Brugués
Darsteller: Blanca Rosa Blanco, Elsa Camp, Alexis Díaz de Villegas, Andrea Duro, Luis Alberto García, Jorge Molina, Andros Perugorría, Susana Pous, Eliecer Ramírez, Jazz Vilá
Filmkritik: Der Kubaner Juan ist ein Schlitzohr und Lebenskünstler. Er liebt seine Heimat Kuba über alles, denn hier muss er nicht arbeiten und kann Tag ein Tag aus auf dem Dach eines Hauses rumhängen und die Seele einfach mal baumeln lassen.
Doch ausgerechnet am 50. Jahrestag der Revolution tauchen in und um Havanna plötzlich merkwürdige Dissidenten auf, die der Kenner schnell als Zombies identifiziert. Ein Virus scheint die Kubaner reihenweise in blutrünstige Bestien verwandelt zu haben. Doch das Staatsfernsehen sieht das etwas anders und ist sich sicher: Das Unheil kommt mal wieder aus Amerika.
In Havanna hingegen heißt es Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bewaffnet mit Paddeln und Macheten ziehen Juan und seine Freunde los, um gegen die neue „Revolution“ zu kämpfen und dabei noch etwas Geld zu verdienen. Man muss ja auch mal an sich denken…
„Filme aus Kuba für 300“ „Äh, ähm, uff“ „MÖÖP, Juan of the Dead wäre richtig gewesen“ So oder so ähnlich würde sich das Ganze wohl in der Quizshow „Jeopardy“ anhören. Wenn man ohnehin schon nicht von sich sagen kann, dass man in der ganzen Welt nach Filmen Ausschau hält, fallen einem bei Kuba schon keine Filme ein, aber auch weltoffenen Fans geht da schnell das Zelluloid aus.
Da verwundert es dann wenig, dass das erste größere Lebenszeichen des Landes im Filmbereich ausgerechnet aus dem Genre der Zombie-Comedy kommt. Unzählige Male in den letzten Jahren ausgeschlachtet mit diversen neuen Ideen und stellenweise wirklich kreativen Neuanfängen, auch mal aus Sicht der Zombies selbst, wurde das Genre immer wieder aufs neue ins Rampenlicht, bzw. zumindest in die Videotheken gezerrt. Auf den „Fantasy Filmfest Nights“ hatte man nun wieder die Gelegenheit eines dieser Werke im Kino zu sehen, bevor es in den Videotheken landet. Doch Moment, „Juan of the Dead“ bekommt bald sogar einen offiziellen, stark limitierten Kinostart in Deutschland. Oha!
Sofort fällt einem bei „Juan of the Dead“ der tolle Schauplatz und die lockeren, sympathischen Darsteller auf. Kuba, das echte Kuba, nicht das Kuba welches man aus US-Filmen kennt die angeblich auf Kuba spielen, ist ziemlich unverbraucht und versprüht, trotz der offensichtlichen Problemherde, ein extremes Urlaubs- und „Seele baumeln lassen“-Feeling. Auf dem Dach liegen, Rum trinken, ab und zu auf den Balkon der Affäre einen Stock tiefer springen, einen wegstecken und wieder ab in die Hängematte. Wo muss ich unterschreiben?
Doch eine durchgehende Story will sich daraus zu keinem Zeitpunkt entwickeln. Vielmehr schwankt „Juan of the Dead“ zwischen kleinen Episödchen, etwas längeren Handlungselementen und teils harmlosen, zumeist aber auch schön derben Späßen hin und her.
Besonders die erste Hälfte des Films dient dabei als scheinbar nie versiegender Quell des Spaßes. Bereits die erste Begegnung mit einem Untoten auf dem offenen Meer ist ein großer Lacher, das spätere begutachten vom Gemütszustand des alten Mannes in Appartement 8B noch ein viel größerer. Ein übergreifender Running-Gag der eine Harpune involviert, zieht sich zudem durch den gesamten Film. Man merkt, an Material scheint es den Machern gewiss nicht zu mangeln.
"Juan de los Muertos, we kill your beloved ones"
Doch das Witz-Material muss irgendwie in eine Story verpack werden, und das ist eben das Kunststück. Bei „Shaun of the Dead“ gab es als großes Ziel die Bar „Winchester“. Bei „Juan of the Dead“ vermisst man das Ziel über weite Strecken. Zunächst arrangieren und ausloten der Lage, anschließend der versuchte Aufbau einer Killer-Firma, die auf Anruf die zu Zombies mutierten Angehörigen der Kunden um die Ecke bringt um dann irgendwann plötzlich doch mal wieder zu versuchen, aus Kuba zu fliehen. Das wirkt alles etwas halbgar und wenig zusammenhängend. Man geht nicht mit den Figuren mit und wenn dann auch die Gags nachlassen, stellt sich immer mal wieder Langeweile ein, besonders wenn man nach etwa einer Stunde merkt, dass der Film noch 30 Minuten läuft.
Die letzte Phase des Films ist dann aber zum Glück die, in der sich das Drehbuch wieder etwas fängt. Der schräge Auftritt eines US-Zombie-Killer-Priesters (der leider jäh gestoppt wird) ist ebenso herrlich, wie ein Dialog zwischen dem Hauptdarsteller Juan und seinem dicken Kumpel Lazaro (Jorge Molina), bei dem es um Homosexualität, Blowjobs und „nur einmal lutschen“ geht. Klingt platt, ist aber unglaublich witzig und unerwartet.
Der oft erwähnte politische Aspekt des Films, kommt nicht ganz so vordergründig zum Vorschein wie man bei manchen Berichten den Anschein hat. Zwar weist das Kubanische Fernsehen die Schuld sofort den Amerikanern zu und bezeichnet die Zombies als Dissidenten, also als Kritiker am System und generell erhält man einen Mini-Einblick in die Kubanischen-Strukturen, den Film nun aber als politisch geprägten Zombie-Film zu bezeichnen geht wohl doch etwas zu weit, bzw. rechnet dem Film mehr zu als er ist.
So bekommt man unterm Strich einen weiteren Vertreter der Gattung Zombie-Komödie. Wie man dazu steht, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, aber „Juan of the Dead“ bringt genügend Qualitäten und Ideen mit um auch für sich allein stehen zu können (allein auch schon durch den Schauplatz), verrennt sich allerdings mehrmals in der Geschichte und ist nicht wirklich konsistent und flüssig erzählt.
Filmbewertung: 6/10
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