Moneyball – Die Kunst zu gewinnen

Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
Originaltitel: Moneyball – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Bennett Miller



Darsteller:
Brad Pitt, Jonah Hill, Robin Wright, Philip Seymour Hoffman, Chris Pratt, Kathryn Morris, Tammy Blanchard, Glenn Morshower, Bill Ensley, Kerris Dorsey, Stephen Bishop, Sergio Garcia

Filmkritik: USA 2001. Nach der laufenden Baseball-Saison fällt die knapp gescheiterte Mannschaft der Oakland A’s auseinander. Teammanager Billy Beane (Brad Pitt) muss ein neues Team bilden, hat dafür aber nur begrenzte finanzielle Ressourcen zur Hand, viel weniger als vergleichbare Teams gegen die angetreten werden muss. Bei einem Businessmeeting lernt er zufällig den Wirtschaftsanalysten Peter Brand (Jonah Hill) kennen, der frisch von der Uni kommt und noch grün hinter den Ohren ist, aber auch ein, wie er glaubt, todsicheres System entwickelt zu haben um anhand von Computerstatistiken eine perfekte Mannschaft ohne teure Stars aufzubauen. Beane schlägt die Warnungen seiner Berater und Scouts (u.a. Glenn Morshower) in den Wind, vertraut dem jungen Mann und setzt dessen System gegen alle Widerstände durch. Eine Mannschaft (u.a. Chris Pratt) ist bald Zusammengestellt, doch zum einen will der Trainer (Philip Seymour Hoffman) das Konzept nicht mitmachen und stellt weiterhin andere Spieler auf und zum anderen wollen sich so auch die Erfolge zunächst nicht einstellen….

Letztes Jahr wurde Autor Aaron Sorkin bereits für seine herausragende Leistung mit dem Drehbuch zu „The Social Network“ ausgezeichnet, mit dem es ihm gelungen war die Entstehung der Social Media Plattform Facebook in einen spannenden Film zu verpacken. Auch dieses Jahr ist Sorkin wieder bei den Oscars vertreten, wenn auch nicht mehr alleine. Zusammen mit Steven Zaillian hat er das Drehbuch zum Baseballfilm „Moneyball“ verfasst und erneut merkt man dies besonders an den kleinen Details. Er hat es einfach raus selbst Themen die staubtrocken klingen in spannende und vor allem kurzweilige Drehbücher zu verpacken.

„There are rich teams and there are poor teams, then there’s fifty-feet of crap, and then there’s us.“

Doch „Moneyball“ funktioniert nicht allein durch sein Drehbuch. Erzählt wird eine eigentlich ganz typische Sportfilm-Geschichte. Der Erfolg bei einem Verein bleibt plötzlich aus und durch eine neue Taktik, Wagemut und einen klugen Kopf beginnt eine neue Erfolgsserie und steigt der ultimative Sieg im Finale des Films.
So ähnlich laufen Sportfilme immer ab und auch „Moneyball“ ist da nur selten eine Ausnahme.

Was den Film vor allem auszeichnet ist das unglaublich charismatische Schauspiel von Brad Pitt. Mit welcher innbrunst er Billy Beane verkörpert ist schlicht genial. Man nimmt ihm die Figur, diesen verbissenen Siegertypen, der von sich selbst sagt „I hate losing, I hate it. I hate losing more than I even wanna win“ jederzeit ab. Und dabei ist er nur der Manager eines kleinen Clubs mit viel zu wenig Jahresbudget.

Er vertraut einem schüchternen, klugen Kopf von der Uni der mit Baseball im Prinzip nicht viel am Hut hat, allerdings verstanden hat wie man errechnet wie gut ein Spieler wirklich ist. Man könnte Beanes Schachzug spielend als Kreuzzug gegen das System der Scouts verstehen, die es praktisch in jeder Sportart gibt und die ausfiltern sollen, ob sich ein Spieler lohnt oder nicht. Diese Scouts sind auch nur Menschen und sie lagen einst bei Beane falsch. Er startet eine Karriere bei den Yankees statt zu studieren und wurde ein Jahr später abgeschrieben. Ohne Abschluss stand er ohne Karriere da.
Doch man merkt schnell, Beane will keine Rache nehmen, er folgt seinem Instinkt und wenn er dafür jemandem ans Bein pissen muss, ist ihm das nur recht. Er will verändern und er will vor allem gewinnen. Das er dabei derart verbissen ist, dass er sich keines der Spiele seines Teams Live ansieht, ist nur ein weiterer Punkt der seine Figur derart interessant macht.
Durch das gelungene Schauspiel von
Jonah Hill, der den schüchternen, oft verängstigten Geek gibt, strahlt Pitts Siegeswille und Zuversicht nur noch mehr und gibt seiner Figur beinahe etwas magisches. Definitiv jetzt schon eine der großen Figuren des Sportfilm-Genres.

Sobald die Figuren etabliert sind, kommt auch immer wieder Sorkins Drehbuch zum Vorschein, dass viele Szenen gelungen abrundet. Es wäre vermessen zu behaupten, man exakt merkt welche Szenen nun von Sorkin sind, aber gewitzte Dialoge in atemberaubender Geschwindigkeit die 2 Personen und diverse Telefonate involvieren und Baseballspieler-Deals zum Thema haben, bei denen man sich am Ende fragt „wow, was ist da denn grad passiert?“ tragen einfach unverkennbar Sorkins geniale Handschrift.

Das emotionale Finale das den Sportfilm auszeichnet, bleibt bei „Moneyball“ überraschender weise weitestgehend aus. Hier geht es am Ende eher gemächlich zu und die eigentliche Entscheidung die Beane noch zu treffen hat wurde sogar in die Endcredits verlegt. Das raubt dem Film aber keinesfalls sein Potential zum mitfiebern.
Man merkt „Moneyball“ jederzeit an, dass es hier um das Treiben hinter den Kulissen geht und weniger um den Sport selbst. Weder lernt man die Spieler ausreichend kennen, noch wird derart viel Material der Baseball-Matches gezeigt das man Nägelkauend auf einen Sieg hoffen würde. Es ist ein Tatsachenbericht, in diesem Rahmen aber auf einer gewissen Ebene trotzdem herrlich emotional ohne zu sehr lediglich an die „niederen Instikte“ Gewinnen/Verlieren zu appellieren. Dies deuten besonders auch die intensiven Szenen zwischen Beane und seiner Tochter an, die zu den stärksten des Films gehören.
„Moneyball“ ist so zudem auch ein Film für Leute die mit Baseball wenig oder gar nichts anfangen können. Die Regeln des Spiels sind vollkommen schnuppe für den Genuss des Films, ein gewisses generelles Sportinteresse wird aber natürlich in jedem Fall vorausgesetzt.

Bennett Millers neuster Film, 6 Jahre nachdem er 2005 für „Capote“ bei den Oscars mit einer der Favoriten war, ist eine lupenreine Sportbiografie, die es aber schafft dem Genre an gewissen Stellen das nötige Quäntchen Neuerung bzw. frischen Wind abzugewinnen, der auch erforderlich ist um den Zuschauer über die vollen ~130 Minuten zu fesseln.

Filmbewertung: 8/10