R.I.P.D.

R.I.P.D.
Originaltitel: R.I.P.D. – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Robert Schwentke

RIPD

Darsteller: Ryan Reynolds, Kevin Bacon, Mary-Louise Parker, Jeff Bridges, Robert Knepper, James Hong, Mike O’Malley, Stephanie Szostak, Devin Ratray, Larry Joe Campbell, Catherine Kresge, Marisa Miller u.A.

Filmkritik: Das wird jetzt mal ziemlich kurz. Der Inhalt ist in etwa „Men In Black“, nur dass hier nach ihrem Tod Ryan Reynolds als Frischling und Jeff Bridges als alter Knochen auf die Jagd nach bösen Seelen gehen, die dem jüngsten Gericht entfliehen wollen. Dabei ist Setting und Co. jenem der schwarzgekleideten Agenten extrem ähnlich, aber, Hand aufs Herz, was solls? Geheime Institutionen die gegen böse Monster kämpfen?!? Ist doch eine coole Sache und kein Grund gleich ein nörgelndes Waschweib zu sein und die ganze Prämisse abzulehnen.

Interessant wird es nämlich bei Inhalt und Attitüde. So wird die Tatsache, dass ganz im Stile der TV-Serie „Dead Like Me“ die Protagonisten auf Erden von den noch Lebenden anders wahrgenommen werden, als sie vor ihrem Tod aussahen. Reynolds ist etwa ein alter Asiate, Bridges ein scharfe Blonde (gespielt von irgend einem scharfen Modell) und die jenseitigen Knarren sehen für normale Erdenbürger danach aus, als würde nur jemand mit einer Banane hantieren. Bizarr, aber lustig. Und das ist eben auch die Laufrichtung des Geschehens.

Vom Kojoten ins Auge gef… WAAAAAAAAS?!?

Dabei ist sicherlich einer der bizarrsten Gags des Geschehens jener, wo Bridges einmal wieder vom Tod seiner sterblichen Hülle erzählt und meint, dass Kojoten nicht nur sein Fleisch gefressen hätten, sondern dass einer auch noch seine leere Augenhöhle für amouröse Momente ausgenutzt habe. Da Reynolds Charakter gerade sauer auf ihn ist, folgt die Antwort: „Ich hoffe er hat beide Augenhöhlen genommen!“ Ich musste lachen. Vor allem, weil dafür eigentlich wegen eines anderen Gags noch heitere Stimmung im Saal herrschte, bevor dieser Bizarro-Gag sämtliche Geräusche hat verstummen lassen. Da war wohl manch einer nicht drauf vorbereitet. Zugegeben, ich auch nicht, aber die Irritation der anderen und mein Sinn für bizarren Humor hat mir in dieser Situation zur Amüsierung verholfen.

Auch wenn von der Härte her dies das absolute Maximum darstellt, so ist die vom deutschen Robert Schwendtke inszenierte Comicadaptierung – die ähnlich wie „Cowboys & Aliens“ direkt als Filmvorlage geplant war – voll mit merkwürdigen Momenten. Die Actionsequenzen mit den komplett aus dem Computer stammenden, monsterartig aussehenden bösen Seelen – was zumindest eine konsequent durchgezogene Design-Entscheidung ist – wirken wie Looney Toons-Nummern. In jeder einzelnen Sequenz gibt es zahlreiche Eigenheiten, die quasi den Zuschauer mit „Wir sind abgefahren!“ anschreien. Schwendtke baut dabei mit überzogenen Reißschwenks, am Computer erstellten Zooms und generell selbst beim Ton-Bild-Schnitt „merkwürdig“ ausgeführten Kleinheiten eine in sich stimmige, aber halt nicht immer angenehme Welt auf. Von der durchaus vorhandene Ruhe der „Men In Black“ ist hier nichts zu finden. Hier regiert der Wahnsinn!

Apropos Wahnsinn: Kevin Bacon! Den unterschlagen die Trailer vollkommen, obwohl er eine der drei großen Hauptrollen hat und den früheren Partner von Reynolds sowie den Bösewicht spielt. Aber keine Sorge, damit ist nun nicht verraten. Nicht nur, dass Bacon nicht eindeutiger hätte sein können, selbst mit einem „Ich bin der Bösewicht“-Schild, sondern bereits nach wenigen Minuten ist er es, der Reynolds über den Haufen schießt. Ka-Bumm und ab in die Nachwelt.

„Indisches Essen. Das funktioniert irgendwie immer!“

…ist die Erklärung, wie die toten Seelen auf Erde aufgespürt werden. Denn anscheinend sind jene gegen Curry allergisch und mutieren in ihre CGI-Form, wann immer sie damit in Kontakt kommen. Dabei sind die merkwürdig – da ist das Wort wieder – gestalteten Unwesen nicht wirklich bedrohlich, aber strahlen durchaus eine eigene Faszination aus, die gerne noch hätte ausgebaut werden können. Eine Fortsetzung wird es sehr wahrscheinlich von „R.I.P.D.“ nicht geben, so enorm wie der Streifen in den USA geldmäßig auf der Schnauze gelandet ist. Aber bei so viel Merkwürdigkeit klappt es eben nicht unbedingt mit der Massentauglichkeit. Ganz abgesehen von den oberflächlichen „Boah ey, voll das ‚Men In Black’-RipOff, deshalb guck ich das nicht!“-Verweigerern.

Die finale Bewertung dieses – keine Sorge, das ist jetzt das letzte Mal – schlicht merkwürdigen Streifen ist dabei natürlich ziemlich schwierig. Viele „Normalos“ waren im Kino ob der Vorgänge auf der Leinwand, sei es jetzt die offensichtliche und selbst im Film extrem ironisch präsentierte 08/15-Story, bei welcher der Bösewicht am Ende natürlich noch die Freundin des Helden kidnappt, oder eben der überbordende Bizarro-Faktor des Streifens. Persönlich war ich davon durchaus gut unterhalten, denn während manch einer sich gar nicht mehr einkriegt und wie ein stolzes Kind nach dem ersten Töpfchen immer wieder gerne auf den „Men In Black“-Vergleichen rumreitet, so besitzt „R.I.P.D.“ mehr als nur genug eigene – oder zumindest aus anderen Vorlagen entlehnte – Ideen, um sich davon abzusetzen. Ganz zu schweigen eben natürlich von der ganz eigenen Attitüde in Sachen Humor.

Die merk… äh … merklich abseitigen Situationen, der von Bacon extrem selbstironisch dargestellte Schurke, die Looney Toones-Actionszenen dank ziemlich unkaputtbarer, untoter Protagonisten sowie der abseitige Humor wären in der richtigen Stimmung für die richtigen Leute vielleicht durchaus 7 von 10 Punkte wert, aber um da noch halbwegs realitätsnah und massentauglich(er) zu bleiben, gibt es doch mal die

Filmbewertung: 6/10

Wer auf verrücktes Zeug steht, der sollte allerdings halt auf jeden Fall einen Blick riskieren.