The Dead
Originaltitel: The Dead – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Howard J. Ford, Jonathan Ford
Darsteller: Rob Freeman, Prince David Oseia, David Dontoh, Glenn Salvage, Dan Morgan, Benjamin James Elliot, Mark Chapman, Amir Moallemi, Julia Scott-Russell, Mark Loberg, Kwesi Asmah, Nelson E. Ward
Filmkritik: „The Dead“ wurde mir vom Kollegen executor ans Herz gelegt. Ein Zombie-Film der alten Schule sollte es sein, für Fans der Romero-Klassiker und der Zombie-Filme aus Italien aus derselben Zeit. So ganz glauben konnte ich das nicht. Das Cover wirkt plump, die Story klingt lahm und das Setting in Afrika hört sich auch mehr wie eine Sparmaßnahme an.
Doch weit gefehlt, das was executor da gesehen hat kann nur bestätigt werden. „The Dead“ beginnt direkt ungemein atmosphärisch. Ein namenloser reist durch die Wüste, eingemummt in ein Tuch, bewaffnet mit AK-47 und Pistole. Er trifft immer wieder auf langsam schlurfende Untote, erschießt diese die ihm zu nahe treten. In einem ruhigen Moment erscheint der Titelscreen, „The Dead“.
Danach scheint es einen Zeitsprung zu geben. Lt. Brian Murphy strandet nach einem Flugzeugabsturz an einem Strand. Alles sieht zunächst recht idyllisch aus, doch da schlurfen direkt 8-10 Untote heran. Murphy gelangt im allerletzten Moment in den Besitz einer Pistole und erwehrt sich dem nahenden Biss eines Zombies. Anschließend macht er sich in Militärkluft auf in die Wildnis.
Die ersten 30 Minuten des Films sind erfrischend dialogarm. Murphy spricht in dieser Zeit im Grunde gar nicht, da er sowieso fast ausschließlich allein im Bild ist. Dies erzeugt eine sehr gute Stimmung, denn Murphy ist im zombiefizierten Afrika wirklich so gut wie allein. Immer wenn er kurz inne hält, schlurfen bereits einige Zombies heran, doch Lebende trifft er nie. Bis, ja bis er durch eine Unachtsamkeit dem Tode nahe ist. Da wird er im letzten Moment durch den Afrikaner Sgt. Daniel Dembele gerettet. Die beiden schließen sich kurzerhand zusammen. Dembele ist auf der Suche nach seinem Sohn, Murphy will nur endlich in Sicherheit.
„The Dead“ macht viel richtig, sehr viel sogar. Die Story entwickelt sich praktisch ausschließlich um die beiden Hauptfiguren. Man schaut ihnen permanent über die Schulter, wie sie sich in der afrikanischen Steppe zurechtfinden, immer die Zombiegefahr im Nacken. Die beiden Darsteller erspielen sich schnell viele Sympathiepunkte, auch wenn besonders Rob Freeman als Murphy die meisten seiner Dialogzeilen nicht sehr überzeugend aufsagt. Aber er hat auch nicht sehr viele.
Zudem ist es sehr positiv, dass „The Dead“ auf nicht nachvollziehbare Entscheidung und grobe Drehbuch-Schnitzer verzichtet. Das Skript ist kein Kracher, aber es ist Grundsolide und praktisch perfekt geeignet für einen Genrefilm dieses Kalibers. Alle Figuren verhalten sich nachvollziehbar und realistisch.
Leider straucheln die beiden Regie-Brüder dann leider ausgerechnet beim Ende, welches in einer völlig aussichtslosen Situation plötzlich mit einem Schwenker in Richtung Hoffnung kommt, der so gar nicht zum Film passen mag. Unvermittelt endet der Film dann, ohne die Schicksale aller Beteiligten zu Ende zu erzählen. Das hätte es nun nicht gebraucht.
„The Dead“ kommt aus dem nichts und erobert die Herzen der alten Garde der Zombie-Fans. Hollywood liefert seit Jahren nur noch die schnellen „Infizierten“ und der B-Movie Bereich lässt es auch an achtbaren Qualitäten mangeln und sattelt daher um auf platte Komödien im Stile von „Zombie Strippers“. Und dann kommen die Briten mit „The Dead“. Das ist nach Jahren des Leidens endlich mal wieder ein Zombie-Film der viel von dem atmet was Filme wie „Dawn of the Dead“ oder auch „Woodoo“ einst auszeichnete. Klare Empfehlung.
Filmbewertung: 8/10
executor freut sich:
Dem Ganzen habe ich wenig bis gar nichts hinzuzufügen. Das Ende fand ich persönlich nicht ganz so out-of-place, denn in der Endsequenz, die sich konsequent negativer zuspitzt, wird eben der Fokus von den Regisseuren noch einmal darauf gerichtet, dass auch in den schlimmsten Situationen noch Hoffnung besteht und das auch eine Zombie-Invasion vielleicht die Erde nicht für immer in Dunkelheit versinken wird, falls wir alle zusammenarbeiten…
Als einzige Kritik würde ich ansetzen, dass die vielen Spannungsmomente relativ austauschbar sind: Unter Zeitdruck durch anrückende Zombies muss irgendwas repariert oder geöffnet werden. Aber genau wie bei den vielen von Romero aufgenommenen Ideen ist hier der riesige Bonus, dass die Ford-Brüder als Regisseure schlicht das absolute Beste aus diesen bekannten Elementen machen. „The Dead“ ist der beste Zombiefilm seit Tom Savinis großartigem „Night Of The Living Dead“-Remake. Und das schreibt ein ausgemachter Romero-Fanboy, der selbst die oft kritisierten letzten drei Zombie-Filme des Genre-Maestros in sein Herz geschlossen hat.
Wer also endlich mal wieder einen richtig spannenden, extrem atmosphärischen und schlicht effektiven Zombiefilm der klassischen Schule sehen will, für den führt kein Weg an „The Dead“ vorbei. Anschauen, anschauen, anschauen! Jeder Horrorfan darf sich diesen Streifen eigentlich nicht entgehen lassen!
Filmbewertung: 9/10
Doppel-Review-Notenschnitt: 8,5/10 |
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