The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten
Originaltitel: The Descendants – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Alexander Payne



Darsteller:
George Clooney, Judy Greer, Beau Bridges, Matthew Lillard, Shailene Woodley, Robert Forster, Rob Huebel, Michael Ontkean, Mary Birdsong, Matt Corboy, Paul Edney, Milt Kogan

Filmkritik: Eigentlich steht Matt King (George Clooney) und seiner Familie für ein schönes und zufriedenes Leben nicht viel im Weg. Seit Generationen ist man auf Hawaii ansässig und Matt ist zudem als Verwalter für ein großes, urwüchsiges Stück Land, das in Familienbesitz ist, zuständig. Das große Gelände könnte Unsummen wert sein.
Doch statt das Leben zu genießen und das Geld der Familie zu nutzen, arbeitet Matt wie ein Berserker, was vor allem auf Kosten seiner Familie geht. Resultierend daraus ist seine Ehe nicht sehr glücklich. Zu sehr haben er und seine Frau Elizabeth (Patricia Hastie) sich entfremdet. Auch zu seinen Kindern fehlt ihm seit Monaten der rechte Draht. Aber richtig auf den Kopf gestellt wird Matts Leben erst, als Elizabeth bei einem Speedboat-Unfall schwere Kopfverletzungen erleidet und ins Koma fällt, aus dem sie vermutlich nie wieder erwachen wird.
Hilf- und planlos nimmt er sich seiner kleinen Tochter Scottie (Amara Miller) und der älteren Tochter Alexandra (Shailene Woodley) an, die jedoch genauso wenig er mit der Situation zurecht kommen und Matt dadurch vollkommen überfordern. Die aufmüpfige Alexandra setzt ihrem Vater zudem nicht nur ihren Freund
Sid (Nick Krause) vor die Nase, mit dem Matt sich auch noch arrangieren muss, sie eröffnet Matt zudem noch, dass seine Frau eine Affäre hatte und ihn auch verlassen wollte. Gemeinsam mit seinen Töchtern macht sich Matt auf klare Fronten zu schaffen, den Lover zur Rede zu stellen und das Leben wieder in den Griff zu kriegen..

Nachdem sich Regisseur Alexander Payne beim tollen „Sideways“ noch gegen die Besetzung von George Clooney entschieden hatte, hat er ihn nun in seinem neusten Werk „The Descendants“ als Hauptrolle besetzt…und die steht Clooney wie angegossen.

„The Descendants“ ist einer dieser klassischen Selbstfindungstrips. Der viel arbeitende Familienvater Matt King (George Clooney) muss sich nach einem schweren Unfall seiner Frau um die zerrüttete Familie kümmern. Bereits hier spielt Drehbuch, Regie und die Darstellerriege jede Stärke auf die man erwartet hat. Geschliffene Dialoge, glaubwürdige Figuren und ein tolles Setting auf den Inseln Hawaiis machen es leicht, in den Film hineingezogen zu werden. Clooneys Figur wird, spätestens nach dem Bekanntwerden der Affäre seiner Frau, zum gutmeinenden Zusammenhalter des Films. Wie er versucht seine beiden Töchter zu bändigen, den Verkauf des Landes seiner Familie zu händeln und sich auf die Suche nach dem Lover seiner Frau macht ist schlicht phänomenal gespielt und ebenso gut geschrieben und bebildert.

Doch auch die Nebenrollen des Films sind große Klasse, allen voran Robert Forster als grantiger Schwiegervater, der aufmüpfigen Typen auch gerne mal eine vor den Latz knallt („I’m going to hit you.“). Aufmüpfige Typen? Da fällt ganz klar Nick Krause als Sid rein, dem lange Zeit lediglich eine Comic-Relief-Rolle zugesprochen wird, ehe in der zweiten Filmhälfte auch ihm mehr Bedeutung für die Handlung zuteilwird. Durch die tolle Chemie mit dem Rest des Cast ist aber besonders die erste Hälfte mit ihm herrlich.

Die Story von „The Descendants“ ist im Grunde recht rudimentär. Es handelt sich um einen klar Charakter-Bezogenen Film der sich sehr um seine Protagonisten kümmert. Anders ist man es von Regisseur Alexander Payne nicht gewohnt. Bei der Selbstfindung darf der Humor nicht zu kurz kommen und auch beim Soundtrack bedient sich Payne wieder einige interessanten Klängen, die alle ihren Ursprung in Hawaii zu haben scheinen.
Interessant auch, das Hawaii nur selten als das schillernde Strandparadies dargestellt wird, für das es oft gehalten wird. Clooney Figur stellt zu Beginn (hübsch aus dem Off) klar:

„My friends on the mainland think just because I live in Hawai‘ I live in paradise. Like a permanent vacation. We’re all just out here siping Mai Tais, shaking our hips, catching waves. Are they insane? Do they think we are immune to life?“

„The Descendants“ macht da keinen Hehl draus. Es sind immer noch traumhafte Bedingungen, aber lediglich für Außenstehende. Man merkt, dass jeder Traum einmal endet sobald man ihn nur lang genug lebt.

„The Descendants“ ist keine angestrengte Psychologiestunde. Hier wird mit lockerer Hand ein Familienvater gezeigt, der zu spät aber irgendwie doch noch rechtzeitig merkt, dass er umdenken muss. Clooney spielt erneut phänomenal und Regisseur Payne zeigt ebenfalls wieder einmal, wie gut er unterhaltsame Geschichten um seine ein ums andere mal faszinierenden Personen erzählen kann.

Filmbewertung: 8/10