The Iron Lady – Die Eiserne Lady

Die Eiserne Lady
Originaltitel: The Iron Lady – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Phyllida Lloyd



Darsteller:
Meryl Streep, Anthony Head, Jim Broadbent, Harry Lloyd, Richard E. Grant, Olivia Colman, Roger Allam, Teresa Mahoney, Nicholas Farrell, Susan Brown, Julian Wadham, Nick Dunning

Filmkritik: Von der Margaret Thatcher (Meryl Streep) aus den 80er Jahren ist heute nicht mehr viel zu sehen. Sie hat sich einst in einer bisher von Männern dominierten Welt behauptet und war als Premierministerin Englands die erste weibliche Regierungschefin Europas. Von Radio Moskau erhielt sie den Titel „Die Eiserne Lady“. Zu Recht sagen viele Engländer, hat Margaret Thatcher doch Grenzen zwischen den Klassen und Geschlechtern gerissen die vorher undenkbar waren. Heute kämpft sie mit Demenz, der Vergangenheit und sich selbst.
Damals im Jahr 1982 sieht sich Margaret Thatcher der Unterstützung des Volkes und ihrer eigenen Partei entzogen. Ihr Stern droht schneller zu fallen als er kam. Doch dann stellt Argentinien Besitzansprüche auf die Falkland-Inseln und am 2. April 1982 greifen argentinische Truppen zu den Waffen, um die Falkland-Inseln zu erobern.
In dieser schweren, kritischen Zeit behält Margaret Thatcher die Nerven, was ihr hohen Zuspruch von der Bevölkerung und letztendlich die Wiederwahl einbringt. Doch der kalte Krieg geht auch irgendwann einmal zu Ende…

Filme über politische Figuren sind oft ein zweischneidiges Schwert. Entweder werden es Lobpreisungen gegenüber der Titelgebenden Figur oder der Film traut sich nur unzureichend auf die negativen Aspekte des Charakters einzugehen. Ähnliches war auch beim neuen Film der „Mamma Mia“ Regisseurin Phyllida Lloyd zu befürchten, die sich mit „The Iron Lady“ auf Spurensuche im Leben von Margaret Thatcher begab, die von niemand geringerem als von der US-Schauspielerin Meryl Streep gespielt wird. Soweit so schräg möchte man meinen.

„The Iron Lady“ setzt in der Gegenwart ein. Gezeigt wird eine gebrochene Thatcher, gezeichnet von Demenz und Verwirrung bildet sie sich ein, ihr 2003 gestorbener Ehemann wäre noch immer bei ihr, würde mit ihr zusammen leben. Auch weiß sie nie so recht, ob sie nun noch Prime Minister ist oder nicht.
Hier liegt ganz klar eine oder sogar die größte Stärke von „The Iron Lady“. Meryl Streep, erheblich- und perfekt geschminkt, spielt sich, wie es nicht anders zu erwarten war, um den Verstand. Aber da ist sie nicht die einzige, denn auch Jim Broadbent („Another Year“) als Ehemann Dennis ist einfach hinreißend und praktisch perfekt besetzt. Mitleid mit der Iron Lady zu empfinden fällt in dieser Phase des Films nicht schwer, denn ihr Leben scheint zusammengebrochen zu sein.

„I don’t recognize myself.“

Unterbrochen wird die Filmhandlung immer wieder von Rückblenden. Thatcher wird tagsüber aus heiterem Himmel oder auch nachts im Schlaf immer wieder von der Vergangenheit heimgesucht. Ihr Werdegang von der Tochter eines einfachen Ladenbesitzers zur mächtigsten Frau Groß Britanniens verfolgt sie tagtäglich. Sie lebt in der Vergangenheit, doch bedauert diesen Umstand in den emotionalen Szenen des Films zusehends selbst. Sie erkennt sich in alten Aufnahmen selbst kaum noch wieder, ist verwirrt und erschrickt, sich selbst in Aufnahmen der damaligen Zeit zu sehen.

Leider geht „The Iron Lady“ nur sehr rudimentär auf den gesamten politischen Werdegang Thatchers ein. Es wird angerissen, dass sie verantwortlich war für einen Bruch zwischen Arm und Reich, für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und für einen Absturz der Produktion im Land. Und dann war da ja auch noch der Falkland-Feldzug.
Man merkt schnell, dass rund 100 Minuten für das Leben der Margaret Thatcher etwas knapp bemessen sind. Andererseits hat der Film seine Stärken vor allem im „Jetzt“, einen Aspekt auf den viele andere Biografien nur wenig eingehen würden. Dabei liegt besonders in der heutigen Verfassung dieser interessanten Figur der Reiz in „The Iron Lady“.

So reiht sich „The Iron Lady“ in die Zweischneidigkeit der zahlreichen anderen Polit-Verfilmungen ein, hat diesen Umstand aber eher darin begründet, dass man oft recht unentschlossen zwischen damals und heute wechselt und keinen der beiden Bereiche wirklich ausreichend abdeckt. Vor allem Aufstieg und Dasein im Amt hätte mehr Beachtung erfahren können, denn als weitestgehend unkundiger weiß man nach dem Film nicht viel mehr über das Schaffen der Thatcher, wohl aber über Ihren Charakter. Und ist es nicht vor allem das was zählt?

Filmbewertung: 7/10