The Raid: Redemption

The Raid: Redemption
Originaltitel: Serbuan Maut – Erscheinungsjahr 2011 – Regie: Gareth Evans



Darsteller:
Iko Uwais, Doni Alamsyah, Yayan Ruhian, Ray Sahetapy, Joe Taslim

Filmkritik: Ein Sondereinsatzkommando der Polizei wird losgeschickt, um in einem heruntergekommenen Apartmentblock einen Drogenbaron Tama (Ray Sahetapy) zu stellen und festzunehmen. Nachdem die Polizisten die ersten Stockwerke des Gebäudes eingenommen haben, werden sie durch ein Kind entdeckt welches sogleich Alarm schlägt. Eine Spezialeinheit gegen ein paar Zivilisten? Das muss doch gut gehen. Doch als plötzlich eine bis an die Zähne bewaffnete Meute auf die Cops losgeht, wird schnell klar, dass es hier und heute um Leben und Tod geht. Mehr noch, denn die Polizisten sollen alle getötet werden und jeder Beweis für dieses Massaker verschwinden als wäre nichts passiert.

„Showdown“: „Im populären Film wird der Showdown meist besonders spannungsvoll und effektreich inszeniert, als dramaturgischer Höhepunkt bzw. Peripetie der Handlung. Als klassische Showdowns gelten die mit Revolvern ausgetragenen Duelle im Western, aber auch in Actionfilmen sowie in der Science-Fiction ist das Prinzip des abschließenden Kampfs zweier Gegner weit verbreitet.“
(Quelle: Wikipedia)

Mit dem Aufkommen des ersten Trailers, wurde der indonesische Actionfilm „The Raid“ des walisischen Regisseurs und Autors Gareth Evans direkt in den Action-Olymp gehoben. „Fast-paced“, wie der Amerikaner sagt, wirkte der Film. Temporeich, actiongeladen, ohne Pause und kein Moment zum Luft holen. Gut, möchte man meinen, viele Trailer geben dies vor, halten es aber im fertigen Film dann nur bedingt ein. „The Raid“ ist da anders…

In „The Raid“ wird das typische Konzept eines Actionfilms komplett aufs wesentliche herunter gebrochen. Es gibt nicht mal echte Identifikationsfiguren oder einen klar erkennbaren Hauptdarsteller. Zwar wird zu Beginn einem Rekruten der Polizei-Einsatztruppe eine kurze Sequenz spendiert, in der er sich von seiner schwangeren Frau verabschiedet, doch im weiteren Verlauf des Films verliert man dann zunächst wieder völlig die Verbindung zu dieser Figur. Er geht in der üppig bestückten Spezialeinheit die zur Erstürmung des Gebäudekomplexes von Warlord Tama (Ray Sahetapy) eingesetzt wird, erst mal unter.

Sobald die Erstürmung beginnt, also maximal 7 Minuten nach Beginn des Films, ergießt sich „The Raid“ in einer gewaltigen Abfolge von Showdowns. Fast jeder typische Actionfilm würde mit der Erstürmung des Gebäudekomplexes im letzten Filmdrittel anfangen. Zuvor gäb es eine Auslotung und Vertiefung der Charaktere, kleine Scharmützel inkl. Beweissichtung, mehrere Aufeinandertreffen mit dem Hauptbösewicht und, und, und. In „The Raid“ geht’s hingegen direkt los.
Man kennt praktisch keinen der Charaktere und über die Beweggründe wer nun wieso auch immer dieses Gebäude stürmt und wer sie dort erwartet ist praktisch ebenso gar nichts bekannt. Doch das ist auch nicht schlimm, denn durch einen schwerwiegenden Fehler zu Beginn beginnen die meisten Figuren auch alsbald wie die Fliegen zu sterben. Eintagsfliegen stellen sich ja auch nicht erst namentlich vor.

Die Auseinandersetzungen im Gebäude sind vielseitig und zahlreich. Durch die Schiere Übermacht und die bessere Orientierung im Gebäudekomplex haben die Bewohner zwar die besseren Karten, sind allerdings auch meist unterbewaffnet und versuchen auch mal mit Küchenmesser oder Machete die Polizei zu stoppen.
„The Raid“ teilt sich hier auf in zwei Action-Hälften. Zu Beginn, wenn es noch viel Munition gibt, wird das Meiste mit Waffengewalt erledigt. Dies ermöglicht packende Gefechte auf engstem Raum und über mehrere Etagen hinweg inklusive tückischen Hinterhalten. Die zweite Phase hingegen driftet dann, in Ermangelung von Munition, schnell ab in die Martial Arts Richtung. Faust- und Messerkämpfe gegen 2,3,4 Gegner gleichzeitig sind keine Seltenheit. Doch auch Kämpfe gegen einzelne „Zwischenbosse“ werden geboten wie z.B. gegen „Mad Dog" (Yayan Ruhian).
Wer weniger auf Mann gegen Mann steht, fängt hier bald an über den Film nachzudenken. Dass dies nicht gut ausgehen kann, wird man verstehen können. Fans hingegen werden weiter wie berauscht durch die Actionszenen getragen. Spätestens hier spaltet sich „The Raid“ aber in zwei Lager.

Im Finale versucht Gareth Evans dann plötzlich wieder Handlung in den Film zu bekommen bzw. vor allem zaubert er einen Twist nach dem anderen aus dem Hut.
Der vermeintliche Hauptdarsteller findet in einer der zahlreichen Etagen und ebenso zahlreichen Räume seinen verschollenen Bruder der irgendwie bei den Gangstern aufgestiegen ist. Zusammen mit ihm deckt er die miesen Pläne seines vermeintlichen Vorgesetzten auf, der auf den Weg zum vermeintlichen Oberboss des Gebäudes ist. Kurzum: Aus nichts versucht Evans nun das volle Pfund herauszupressen. Dabei war die Handlungszitrone ja bereits zu Beginn komplett ausgepresst, während die Actionfrucht weiterhin in vollem Saft stehen würde. Welcher Sinneswandel ihn hier überkam plötzlich mit angezogener Handbremse in den Showdown seines eigenen Showdown-Movies zu starten, weiß er wohl nur selbst.

Alles in Allem aber ist „The Raid“ was der Trailer verspricht. Man bekommt über eine Stunde das volle Programm geboten. Ein Kampf folgt auf den nächsten, ohne Pause, ohne Unterlass. Die Reihen lichten sich teilweise im halben Dutzend pro Szene. Das stimmige Setting im klaustrophobisch-heruntergekommenen Wohnbunker tut sein Übriges dazu. Wäre da nicht der Schwank hinüber zum Martial Arts (Fans addieren einen Punkt zu finalen Wertung) und das total verdrehte Ende, hätte der Film locker auf einer Stufe mit dem Klassiker „Hard Boiled“ stehen können. So reicht es aber nur für einen der anderen Plätze.

Filmbewertung: 7/10