Total Recall
Originaltitel: Total Recall – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Len Wiseman
Darsteller: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bryan Cranston, Bokeem Woodbine, Bill Nighy, John Cho, Will Yun Lee, Milton Barnes, James McGowan, Natalie Lisinska, Michael Therriault u.A.
Filmkritik: Nachdem Arnold Schwarzenegger am Anfang der 90er von Paul "Starship Troopers" Verhoeven in "Total Recall" auf den Mars geschickt wurde, erscheint nun gut zwanzig Jahre später das Remake in den Kinos. Regie geführt hat dieses Mal Len "Underworld" & "Stirb langsam 4" Wiseman und statt Arni rennt nun Colin Farrell gejagt von Kate Beckinsale durch die Gegend und erhält Unterstützung von Jessica Biel. Dabei geht es nicht um Mutanten, Mars und Machtgefüge, sondern nur um Letzteres, denn nach einem Weltkrieg gibt es nun nur noch zwei verschiedene bevölkerte Zonen auf der Erde. Der Machthaber Coohagen versucht deshalb mit einer Roboter-Armee das gefährdete Gleichgewicht zu stören und sämtliches Leben unter seine Kontrolle zu bringen. Da funkt ihm allerdings Colin Farrell alias Quaid dazwischen, denn dieser hat statt implantierten Erinnerungen zum Abschalten die furchtbare Wahrheit eröffnet bekommen, dass er anscheinend nicht derjenige ist, der er geglaubt hat zu sein. Nachdem er direkt aus „Reflex“ eine ganze Hand voll Soldaten von Coohagen erschießt, geht die Verfolgungsjagd durch die Wohnblöcke und Superhighways der Zukunft los.
„Auf der Flucht“ in der Welt von „Blade Runner“ und dem „Fünften Element“
Regisseur Wiseman fährt direkt ab dem Start große Mengen von Action auf, die immer hochgestylt und rasant ist, bevor immer wieder kleinere Atempausen zwischendurch die Story vorantreiben und dafür sorgen, dass eine neue Örtlichkeit für die nächste Actionszene bereit steht. Ob jetzt auf einem riesigen, hochhausgroßen Fahrstuhl, welcher einmal komplett durch den Erdkern fährt, oder in schwebenden Autos, die an der Unterseite einer Autobahn herumfahren, viele SciFi-Konzepte wurden sicherlich direkt ausgedacht, um großangelegte Actionszenen damit abfeiern zu können und genau das bekommt man dann auch geboten. Wo der Vorgänger noch etwas subtil die „Was ist Realität, was ist Fantasie?“-Frage gestellt hat, wird dies nun auch etwas mehr in den Vordergrund gerückt, auch wenn hier schließlich die Antwort wesentlich eindeutiger ist, als noch beim Vorgänger.
Und das ist dann auch mit das große Problem des Streifens: Die Zukunft sieht nett aus, wirkt aber extremst bekannt und austauschbar. Die Actionszenen sind für sich genommen gut, aber hageln so pausenlos auf den Zuschauer ein, dass man sich über jede Szene, bei der mal ein, zwei Minuten nicht gerannt oder geballert wird, freut. Erschreckend, wenn jetzt im Nachhinein doch klar wird, dass der Streifen mit Arni mehr Geschichte zu bieten hatte und die (im Gegensatz zu hier) nicht überbordende Action auch noch dramaturgisch nett verteilt. Aber von Dramaturgie und sinnvollen Techno-Konzepten scheint hier ohnehin das Drehbuch nicht so richtig überzeugt zu sein. Aber vielleicht liegt dies ja auch nur an Kurt Wimmers Schreibe, der bereits für die optisch schönen, aber inhaltlich mehr oder weniger konfusen "Equilibrium" und "Ultraviolet" gesorgt hat.
„Was ist Traum und was ist Realität? Die Antwort ist im Director’s Cut!“
So oder so ähnlich wohl, denn nicht nur ist bereits eine über 15 Minuten längere Fassung für den Heimkino-Markt angekündigt, sondern die Kinofassung stellt sich ohnehin zwar ständig diese Frage, beschäftigt sich dabei aber kaum mit dem Inhalt und verwendet kleinere Situationen maximal als kleinen Spannungsmoment der Marke „Wann kriegt er raus, dass alles nur gespielt ist?“ Und gerade bei der Daueraction wirkt es schon durchaus so, als könnten gut über 15 Minuten Handlung nachher das Geschehen runder machen bei diesem Streifen.
Richtig doof wird dabei die Action nur an ein, zwei Punkten. Wer allerdings auf die Idee gekommen ist, zum Ende hin auch noch einen Messerkampf zwischen – SPOILER-ALARM- Coohagen, einem hochgestellten Politiker und Colin Farrell einzubauen, der bis dato bereits eine satte Hundertschaft platt gemacht hat, der sollte wirklich einmal nachlesen wie man „Spannung“ in einem Actionfilm aufbaut. So ist die Action eben auch durchaus schön anzusehen, lullt auf die Dauer ohne Pause aber einfach zu sehr ein, um sich noch für einzelne Momente allzu deutlich begeistern zu können.
Und so ist leider am Ende das Problem, dass „Total Recall“ so nun als Remake in seiner Kinofassung einfach nur „ganz nett“ ist. Die Umgebung sieht nett, wenn auch nach „die letzten 20 Jahren SciFi-Ambiente zusammengemixt“ aus, die Action ist eigentlich durchaus gut, aber viel zu viel und der eigentliche Kern der Geschichte ist entweder uninteressant klischeehaft (der Kampf gegen die Robo-Bedrohung, die aussieht wie „I, Robot 2“) oder wird nicht richtig thematisiert (die „Wahrheit oder Realität“-Sache). Umso mehr sind die verschiedenen Easter Eggs für Fans des Originalfilms, wie hier überall in der Handlung versteckt sind und für sich genommen nun als komplette Fremdkörper im Film erscheinen (die „Zwei Wochen!“-Frau bei der getarnten Einreise, die dreibrüstige Frau).
Im Endeffekt gibt es bereits jetzt schon mal die Ansage, dass in der Endwertung bereits ein Bonuspunkt als SciFi-Liebhaber drin ist. Alle die das Original nicht kennen und denken: „Hm, diese Geschichte hört sich interessant an!“ Bitte, einfach das Original kaufen statt einer Kinokarte. Denn Arni-Streifen gibt es gerade ohnehin als hübsche, neu gemasterte Blu-Ray. Und vielleicht ist ja später auch Len Wisemans Streifens als „Extended Director’s Cut“ auf Blu-Ray/DVD besser als jetzt. Die Chance ist durchaus gegeben.
Filmbewertung: 6/10
C4rter holt das Ganze in der Extended Version nach
WIe bereits im Vorfeld von Regisseur WIseman angekündigt sollte es auf Blu-ray eine Extended Version geben, weswegen man sich den Kinobesuch in sofern wie so oft also im Grunde sparen konnte.
Doch wer nun einen viel besseren Film erwartet ist leider schief gewickelt. Auch in der Extended begeht der Film die selben Fehler, er braucht halt einfach nur etwas länger dafür.
Die Spannung bleibt weiter auf der Strecke, das Setdesign wirkt an vielen Stellen nicht ausgereift und die nervigen Lens-Flares tragen ihr übriges dazu bei. Zudem wirkt die ganze Idee mit der Kolonie in Australien und der "Oberwelt" in England ziemlich schräg, vor allem wenn man auf der anderen Seite einfach den schönen Mars-Plot hätte übernehmen können.
Nunja, eine solide 6/10 ist allemal drin, aber Wiseman sollte wirklich mal über einen Genrewechsel nachdenken.
Filmbewertung: 6/10
Doppel-Review-Notenschnitt: 6/10 |
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