Dead Island

Dead Island

„Dead Island“ erstaunte vor ein paar Monaten die Fachpresse mit einem beeindruckenden Trailer. Dieser zeigte ein Familiendrama in einem Hotelzimmer inmitten einer Zombie-Epidemie. Das fertige Spiel hat damit allerdings gar nichts mehr zu tun.

Denn „Dead Island“ hat sich doch mehr in die Richtung eines „Diablo mit Zombies“ entwickelt und nicht in die Richtung eines Zombie-Shooters mit packender Handlung. Denn in Sachen Handlung hat „Dead Island“ praktisch gar nichts zu bieten. Es gibt eine Ferieninsel namens Banoi und diese wird plötzlich von Zombies überrannt bzw. verwandeln sich die Urlauber, Angestellten und Einwohner in blutrünstige Untote.

„Dead Island“ wird aus der Egoperspektive gespielt und ist weniger Shooter als Slasher. Man spielt einen von 4 Charakteren, die sich in Eigenschaften wie Stärke und Waffenvorliebe unterscheiden sollten, doch spürbar ist dies nur an sehr wenigen Stellen. Auf der Insel angekommen schnappt man sich ein Paddel als Waffel und verprügelt damit die ersten Untoten die einem ans Leder wollen.
Nebenbei erfüllt man nun für allerlei Überlebende auf der Ferieninsel allerlei Aufträge. Diese werden allerdings zu Beginn bereits recht  schnell langweilig, denn es handelt sich in 9 von 10 Fällen immer um einen Besorgungsauftrag oder einen ähnlich lahmen Auftrag dessen Erstellung keinerlei Kreativität erfordert und auch von einem Zufallsgenerator kommen könnte.

Die Hauptstory des Spiels wird sehr behutsam erzählt. Dies ist nicht der Spannung geschuldet oder weil die Entwickler sich etwas dabei gedacht haben, sondern einzig und allein weil die Story derart dünn ist, dass es nach einer Handvoll „Hauptaufträge“ auserzählt ist. Aber wovon lebt „Dead Island“ denn nun?

Zunächst einmal von der einzigartigen Atmosphäre. Die Ferieninsel-Atmosphäre breitet sich direkt auf den Spieler aus. Man ist ein Überlebender auf einer Insel die von Zombies völlig verseucht ist. Also erkundet man den Strand, das Hotel, das Inland mit seinen heruntergekommenen Städten und auch den nahen Urwald. Das alles wirkt ziemlich interessant und reißt einfach mit, denn man hat sich als Film und/oder Videospielfan bestimmt auch schon einmal solch eine Situation vorgestellt. Eine Zombiefizierte Welt als Open World Game? Das kann generell eben einfach was und macht bereits Spaß wenn man nur umherläuft und sich alles anschaut.

Doch das Konzept hat Schwächen die an der Atmosphäre kratzen. Es gibt keinen Tag und Nacht Wechsel, keine Witterung und man muss auch kaum auf sein leibliches Wohl achten. Das einzige was man ständig machen muss ist, seine Waffen zu reparieren, denn diese gehen schneller kaputt als eine Rolex aus dem Urlaub. Doch das Reparieren als einzige Hürde im Kampf um Leben und Tod ist für die Simulation eines Überlebenskampfes dann schon etwas mager.
Eine bedrückende Stimmung stellt sich so nur selten ein und Angst kennt man im Spiel eigentlich gar nicht. Denn stirbt man einmal, erscheint man Sekunden später mit ein paar Dollar weniger in der virtuellen Tasche in der Nähe des Tatorts. Für Gegner von Checkpoints ein Segen und auch mit hat es sehr gut gefallen, aber irgendwie geht so doch ein kleines Bisschen die Angst verloren. Quicksaving wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen.

Mit der Erwähnung der Waffen und dem Genre „Slasher“ war man im Grunde schon beim Hauptfaktor von „Dead Island“, denn das Spiel hat ein enormes Waffenarsenal. Dabei trifft man über Stunden nur auf Nahkampfwaffen und auch im späteren Verlauf wird man nur selten mal eine Schusswaffe finden. Und wenn man mal eine hat, merkt man schnell, dass die Untoten davon nur wenig Schaden nehmen. Einzig gegen die marodierenden Gangster der Insel sind diese fast unersetzlich, denn die schießen Scharf.
Viel effektiver gegen die laufenden Leichen sind hingegen Macheten, Schwerter, Messer, Hämmer, Äxte, Paddel, Baseballschläger und und und und und. „Dead Island“ hat einen ganzen Berg von Waffen die alle verschiedene Eigenschaften besitzen. Schlaggeschwindigkeit, Schaden, Haltbarkeit. Zu Beginn findet man im Grunde nur schlechte Waffen. Paddel, Holzstöcke, Rohrzangen und ähnliches helfen im Zombie-Kampf nur bedingt. Aber hält man erst einmal seine erste starke Machete in der Hand, die den Untoten auch mal mit einem beherzten Schlag den Kopf von den Schultern hackt, da hat man als „Diablo“ Fan Blut geleckt. Denn von diesem Zweitpunk an entwickelt „Dead Island“ ein Eigenleben und wird zum Zeitfresser. „Nur noch eben den Zombie da erlegen, vielleicht verliert der eine bessere Waffe“ oder „Nur noch eben den Auftrag erledigen, denn die Waffe die es dafür gibt ist viel besser als alles was ich bisher hatte“ sind Situationen, denen man beim Spielen von „Dead Island“ mehrmals begegnen wird.

Auch ist es herrlich, welchen Ehrgeiz die Macher in ein realistisches Nahkampfsystem gelegt haben. Mit geschicktem Zielen kann man Arme, Beine und Köpfe abtrennen bzw. mit stumpfen Waffen wie einem Hammer zumindest brechen. Das hilft gegen starke Zombies ungemein, denn ein Zombie ohne Arme ist eine viel kleinere Gefahr.

So schafft es dieses Spiel, das gleich eine ganze Hand voll Fehler enthält die auch mal den Frustlevel in abstruse Höhen treiben können, den Spieler an den Rechner oder die Konsole zu fesseln, denn wieder mal will man eine bessere Waffe haben als die, die man grad hat.

Das Rollenspieltypische Aufleveln gerät da fast zur Nebenaufgabe und ist in „Dead Island“ insgesamt auch zu unausgereift. Die meisten Skills bringen zu wenig. Eine ganze Fähigkeit, die „Rage“ bzw. „Wut“, die man dazu nutzen kann um für einen begrenzten Zeitraum bärenstark zu sein, braucht man beim Spielen eigentlich gar nicht, kann man aber über einen eigenen Skillbaum leveln.
Allgemeine Verbesserungen, wie die Chance mehr Geld oder bessere Waffen zu finden sind hingegen sehr nützlich, allerdings hat man diese durch die Vielzahl an nutzlosen Skills bereits sehr schnell auf dem höchst möglichen Skill-Level.

Ob einem „Dead Island“ nun gefällt hängt stark von der Einstellungen und Vorliebe des Spielers ab. Mag man die angesprochenen Faktoren, dass man nur spielt um eine bessere Waffe zu finden und dadurch eben effektiver die Zombies bekämpfen zu können, entfaltet das Spiel spätestens nach 1-2 Stunden einen Sogfaktor der einen festhält. Für eine packende Story, ein neuartiges Spielprinzip oder Abwechslung sollte man aber wohl doch eher zu einem anderen Spiel greifen. Zombie-Fans mit Hang zu Action-Rollenspielen müssen aber einen Blick riskieren, denn bis „Diablo 3“ dauert es schließlich noch etwas.

8/10