Goodfellas
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Robert De Niro
Ray Liotta
Joe Pesci
Lorraine Bracco
Paul Sorvino
Frank Sivero
Lange habe ich die Sichtung von "Goodfellas" vor mir hergeschoben. Vorallem die Laufzeit hat mich wieder einmal abgeschreckt und Jahrelang habe ich den Film immer wieder ansehen wollen, aber dann irgendwie doch keine Lust gehabt auf 140 Minuten Mafia. Doch gestern Abend war es dann doch endlich mal soweit. "So lang sind 140 Minuten ja gar nicht", dachte ich mir und hab den Film in den Player geschoben. Ich erschrak direkt aufgrund der Qualität der DVD. Das Bild war nicht Anamorph und dazu gab es starkes Rauschen in dunklen Szenen, beinahe hätte ich die DVD wieder aus dem Player entfernt. Doch ich blieb standhaft, "Wenn ich die jetzt wieder rausnehmen, werde ich den Film wohl nie ansehen", dachte ich mir. Und so begab ich mich in 3 Jahrzehnte Mafia-Leben.
Die schlechte Bildqualität war aufgrund der packenden, unterhaltsamen Atmosphäre schnell vergessen. Die Einführung in diese Welt voller Gewalt, Verbrechen und Familie ist Scorsese schon wunderbar gelungen. Wie im Film erst die Jugend von Henry abgedeckt wird und man dann in den Jahren immer weiter voranschreitet, das sorgt für Tempo und lässt den Film nicht lange an einem Punkt ruhen. Sehr schön.
Schauspielerisch trifft man hier wohl auf mehr als die Hälfte aus dem späteren Sopranos-Cast, aber alle bis auf Lorraine Bracco lediglich in Nebenrollen. Die Hauptrollen, mit Robert De Niro, Ray Liotta und Joe Pesci prominent besetzt, werden von den Dreien bemerkenswert gut gespielt. Leider kommt mir aber De Niro etwas zu kurz. Er taucht stellenweise nur episodenhaft auf, wird erst gegen Ende ein recht regelmäßiges Cast-Mitglied. Joe Pesci als dauerfluchender Tommy, der auch gerne mal völlig unbeherrscht einen Kellner abknallt, hat die Rolle in sich aufgesogen. Ganz große Performance.
Die Story im Allgemeinen hat aber an einigen Stellen auch eher Episoden-Charakter. Gut, wenn man 30 Jahre abgedeckt kann man nicht jeden Tag, geschweige denn jedes Jahr genau beleuchten. Eine durchgängige Handlung wird durch die Charaktere gegeben, die einen im Film durch fast alle Epochen begleiten. Die Story selber unterliegt immer wieder Änderungen, beleuchtet zunächst den Aufstieg von Henry, wie er sich dann später in Geldnöten ins Drogengeschäft stürzt, was die Mafia immer verhindern wollte und schließlich fast komplett abstürzt. Das ähnelt, auch durch seine Ehefrau, immer etwas an "Scarface", doch war dort der Aufstieg und Fall des Tony Montana noch krasser und auch zusammenhängender umgesetzt.
Durch das Geständnis und das anschließende Zeugenschutzprogramm geht "Goodfellas" dann doch eher glimpflich aus, was man bei dem Film so nicht unbedingt erwartet hätte. Aber er beruht nun einmal auf Tatsachen, da ist es dann doch wieder gut das zum Zwecke des Storytellings auf ein neues, spektakuläres Ende verzichtet wurde.
Ingesamt bin ich auf jeden Fall schwer angetan vom Film den Marty Scorcese damals kreiert hat. Das man Versatzstücke aus "The Godfather", "Scarface" oder anderen ähnlichen Filmen wieder entdeckt, schwamm drüber, so geht es nunmal in der Welt der Mafia zu. Trotzdem besitzt "Goodfellas" genug eigenes Material um den Zuschauer über die volle Laufzeit zu fesseln und legt oft ein gehöriges Tempo vor, was mir sehr gut gefiel.
9/10
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