Kick-Ass
Originaltitel: Kick-Ass Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Matthew Vaughn
Darsteller: Aaron Johnson, Nicolas Cage, Chloe Moretz, Mark Strong, Christopher Mintz-Plasse, Lyndsy Fonseca, Tamer Hassan, Xander Berkeley
Filmkritik: Die UCI-Kinowelt bot in 3 Kinos eine Vorpremiere der Comicverfilmung „Kick-Ass“ an zum Sparpreis von nur 5€. Da der Film erst Ende April(22.04) regulär anläuft, habe ich mich entschlossen der Vorstellung beizuwohnen. Kurz zuvor erfuhr ich sogar noch, dass die Vorstellung im O-Ton erfolgen sollte, was mich umso mehr erfreute. Einige andere sahen das scheinbar nicht so. Der zuvor fast ausverkaufte Saal war im Endeffekt nur noch zur Hälfte gefüllt. Doch das störte mich überhaupt nicht und so harrte ich gespannt der Dinge die da kommen sollten.
Vor der Veranstaltung gab es eine kurze Moderation, bei der aufgelöst wurde, dass die Vorpremiere scheinbar von der Seite Moviepilot ermöglicht wurde. Die Moderatorin verloste im Anschluss noch einige „Kick-Ass“ Comics. Um einen zu ergattern musste man Fragen rund um den Comic beantworten. Mit der Antwort „Wanted“ auf die Frage „Welche Comicverfilmung von Autor Mark Millar gibt es schon?“ konnte ich auch einen der Comics ergattern. Damit war der Abend ja im Prinzip schon perfekt.
Der Film handelt von Dave Lizewski(Aaron Johnson). Dave ist ein normaler Schüler wie es sie heute reichlich gibt. Er liest gerne Comics, schaut sich im Internet Pornos an und Frauen scheinen ihn gar nicht zu beachten.
Eines Tages fasst er aufgrund seines zurückgezogenen Lebens den Entschluss selber ein Superheld zu werden. Ganz ohne Superkräfte wie Spiderman und ohne Hightech-Zubehör wie Batman streift er sich lediglich einen grünen Taucheranzug über und zieht mit 2 Stöcken in den Kampf gegen die New Yorker Unterwelt. Sein erster Ausflug geht allerdings gehörig schief und er wird erst niedergestochen und kurz darauf noch angefahren. Aber er gibt nicht auf, fängt erstmal klein an und rettet Katzen von Reklameschildern. Doch durch Zufall gerät er in eine Schlägerei bei der er überraschend als Sieger hervorgeht und wird so zum neuen Internet- und Medien-Phänomen. Doch bei seinen weiteren Ausflügen tritt er dem Mafiaboss Frank D’Amico(Mark Strong) auf die Füße, welcher sich nicht von einer Witzfigur im grünen Neoprenanzug auf der Nase rumtanzen lässt. Durch die Bedrohung der Mafia wird der rachsüchtige Ex-Cop Damon Macready alias Big Daddy(Nicolas Cage) sowie dessen elfjährige, zur perfekten Killermaschine ausgebildete Tochter Mindy, bekannt als Hit-Girl(Chloe Moretz), auf Kick-Ass aufmerksam. Die beiden sind um einiges besser ausgestattet und ausgebildet als Kick-Ass. Mit einem riesigen Waffen-Arsenal aber auch etwas Köpfchen zieht das Trio gemeinsam in den Krieg gegen die Mafia…
Der Film lässt sich recht simpel in 2 Bereiche einteilen. Zum einen die Story rund um Dave alias Kick-Ass. Der typische unbeachtete Teenager der aus sich herauswächst und eine andere, augenscheinlich stärkere Rolle einnimmt die mit seinem alltäglichen Dasein so gar nichts zu tun hat. Die Handlung ist zwar recht einfach und durchschaubar aber weiß durch viel Witz und mal schrägen, mal schwarzen Humor immer zu unterhalten, orientiert sich aber größtenteils an den festgelegten Genre-Standards des Coming-of-Age Films. Der große Unterschied zu den typischen Superhelden-Flicks, der Verzicht auf die Superkräfte oder verrücktes Zubehör sorgt immer wieder für erfrischend unterhaltsame Seitenhiebe auf die großen Brüder des Genres. Batman und Spiderman bekommen nicht nur einmal ihr Fett weg.
Der zweite Bereich dreht sich ganz um Big Daddy und Hit-Girl. Hier wird die Beziehung zwischen dem allein erziehenden Vater mit seiner Tochter völlig ad absurdum geführt. Herrlich ist es anzusehen wie unkorrekt und fernab aller Konventionen Macready seine Tochter zur Killermaschine erzieht, sogar mit einer Pistole auf sie schießt um die Wirkung einer kugelsicheren Weste zu demonstrieren und ihr zum Geburtstag gleich 2 Butterfly-Messer schenkt, mit denen sie sofort perfekt umzugehen weiß.
Auch die Actionszenen von Hit-Girl gehören zu den besten im Film. Unglaublich das eine 11 jährige hier den großen des Actiongenres aufzeigen muss wie man so richtig fette Action inszeniert, inklusive dem klassischen Showdown, in dem reihenweise namenlose Mafiaschergen umgepustet werden das es eine wahre Freude ist. Das Feuerwerk an völlig übertriebener Gewalt was hier von einem kleinen Mädchen entfacht wird macht durchweg Spaß und hält den Film am Leben. Das heißt nicht direkt, dass der Handlungsstrang um Titelgeber Kick-Ass langweilig wäre, aber Hit-Girl ist klar der Charakter der am meisten Spaß macht, einfach weil man sich ständig denkt „Das bringen die jetzt wirklich?“ und sich dann kurz darauf diebisch freut.
Umso erstaunlicher, dass der Film in Deutschland mit einer FSK 16 in die Kinos kommt, denn abgesehen von der Story die u.a. auch mit dem unbeliebten Thema Selbstjustiz aufwarten kann, wird auch nicht an Blut und Gewalt gespart.
Für reichlich Spaß sorgen somit vor Allem die reichlichen Tabubrüche von Hit-Girl. Aber auch die Dialoge im Rest des Films sprühen teilweise über vor bissigen Kommentaren, gut getimten One-Linern, witzigen Anspielungen und Filmzitaten(„Say hello to my little friend“).
Schauspielerisch kann man ebenfalls nicht meckern. Zwar ist ausgerechnet der Hauptdarsteller Aaron Johnson ziemlich austauschbar(Michael Cera oder Jesse Eisenberg wären als Besetzung ebenfalls problemlos möglich gewesen) aber Chloe Moretz als Hit-Girl, Nicolas Cage als Big Daddy und Mark Strong als Mafiapate sind erfreulich stark und passen ziemlich gut in die Rollen. Einzig Christopher Mintz-Plasse(„Superbad“) als Red Mist und Sohn des Mafiapaten störte mich hier erneut etwas mit seinem penetrant wirkenden Schauspiel.
Sehr stark kommt auch der Soundtrack daher. Mal pulsierend im Hintergrund, mal treibend elektronisch in den Kämpfen und dann wieder hübsch klassisch bei schönen Kamerafahrten. Unübertroffenes Highlight aber ist “Per Qualche Dollaro In Piu” von Ennio Morricone aus „For a Few Dollars more“. Perfekt eingesetzt wie hier kann man sich als Filmfan im Kinosaal kaum noch halten vor Verzückung.
Wirkliche Überraschungen in der Story bleiben leider aus. Das Finale zeichnet sich von Anfang an ab und tritt auch relativ genau so ein wie man es vermutet hatte. Die Liebesgeschichte die nebenbei zwischen Dave und einer Schülerin seiner Highschool stattfindet wirkt zudem reichlich aufgesetzt und mag stellenweise so gar nicht in den Film passen.
Ansonsten ist „Kick-Ass“ eine ziemlich launige Nummer geworden, die diverse Grenzen direkt mehrfach übertritt und genau deswegen sehr gut unterhält. Die Action ist explosiv, bleihaltig, gut gefilmt und mit der nötigen Prise schwarzem Humor versehen worden, den ein Film dieses Kalibers braucht.
Und wer sich noch nicht sicher ist, ob er den Film wirklich sehen soll: Ein Vater der seine elfjährige Tochter zu Killerin ausbildet, wo bekommt man sowas schon zu sehen? Ansehen, Marsch, Marsch!
Filmbewertung: 8/10
PS: Einen Tiefpunkt gab es am Abend leider noch zu verzeichnen. Mitten im Film gab es plötzlich einen fiesen Szenenwechsel und gute 10 Minuten im Film wurden ausgelassen. Man wusste zuerst gar nicht so recht was man nun verpasst hatte im Film, doch kam dann relativ schnell wieder rein(auch durch eine Art Rückblende im Film). Leider ein unschöner Lapsus durch den man am Ende der Vorstellung das Eintrittsgeld wieder bekam. Sollte in diesen verpassten 10 Minuten etwas Wichtiges an mir vorbei gegangen sein, behalte ich mir eine Anpassung der Note bei der Zweitsichtung vor.
Zweitsichtung 26.02.2011:
Der Film gefiel mir in der Zweitsichtung(fast genau 1 Jahr später) überraschender Weise noch ein Stück besser. Dies mag zum einen an der nun zusammenhängenden Filmrolle(kurz: Blu-ray) gelegen haben, aber lag vor allem auch daran, dass ich den Film im Heimkino einfach etwas mehr genossen habe als im Kino. Hier spielt vor allem auch wieder rein, das man weiß was einen erwartet und bei "Kick-Ass" gibt es mehrere Szenen auf die man sich einfach freut wenn man sie kennt. Kurzum, Aufwertung:
9/10
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