Rampage
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Uwe Boll
Darsteller: Brendan Fletcher
Shaun Sipos
Katharine Isabelle
Michael Paré
Lynda Boyd
Uwe Boll, von vielen gehasst, von einigen gemocht. Ich stehe ihm gemischt gegenüber. Die Person Uwe Boll ist ein umgänglicher Typ mit einer tollen Meinung zum Filmgeschäft. Seine Filme sind mal mehr mal weniger gut und manchmal auch wirklich schlecht, aber fast alle haben eins gemeinsam: Boll nimmt sich Themen an, die vielen zu heiß sind, zu riskant, manchmal zwar auch einfach zu plump oder zu billig, einfach Themen die spalten und die man so meist nicht im Filmgeschäft sah und wohl auch weiterhin nur von Boll zu sehen bekommen wird.
Im Falle von "Rampage" trifft ganz klar "anderen zu heiß" zu. "Rampage" ist der "Falling Down" der Neuzeit. Der perfekt geplante Amoklauf eines Mittzwanzigers in einer amerikanischen Kleinstadt ist nicht nur auf dem Papier richtig harter Tobak.
Nach einer Einführung des Hauptcharakters Bill und seiner Familie, Freunde sowie seines täglichen Umfelds, schnallt er sich eine dicke Panzerung um, füllt seine MP-Magazine mit Kugeln und zieht los. Erst wird die Polizeistation gesprengt(reichlich übertrieben), dann wird in der Einkaufsstraße ein Massaker angerichtet und das ist gerade mal der Anfang.
Leider macht Boll den Fehler und lässt die Beweggründe seines Hauptdarstellers zu frei im Raum stehen. Das Ganze passt oft vorne und hinten nicht als Grundlage für einen Amoklauf. Entweder man sieht einen zu kleinen Ausschnitt aus seinem Leben, oder aber Boll hatte hier ein anderes Ziel im Auge.
Unter dem Gesichtspunkt, dass Bill einfach mal für einen Tag allen in den Arsch treten will, sich dabei sogar noch die Taschen vollmachen und ungeschoren davonkommen will, funktioniert der Film aber zumindest größtenteils gut. Leider macht die extreme Wackelkamera viele gute Szenen kaputt. Hin und wieder funktioniert die Technik zwar in den Szenen, aber die meist Zeit ist man genervt vom extremen rumschleudern des Bildes.
Man merkt, dass Boll den Film recht schnell runtergespult hat. Die fixe Idee einen Medienwirksamen Beitrag zum prekären Amoklaufthema herauszubringen setzte er flott in ein Drehbuch um, dass zwar ein paar wirklich starke Szenen inne hat, aber im großen und ganzen in der ersten Hälfte recht unbeholfen wirkt und in der zweiten versucht mit der Gewalttat an sich den Zuschauer zu schocken, was Boll zwar auch größtenteils gelingt, aber mir einfach nicht gereicht hat. Ich hatte auf ein paar mehr Meinungen von Boll in Form von besseren Dialogen und Selbstgesprächen des Hauptdarstellers gehofft, z.B. die Gedanken von Bill während des Amoklaufs. Hier schweigt er leider, bis auf ein paar Szenen eines Internetvideos von ihm, die meiste Zeit.
Insgesamt sicher ein krasser Experimentalfilm der sein Ziel in meinen Augen knapp verfehlt, nichts desto trotz aber Boll-Typisch gleichermaßen spaltet und fasziniert.
6/10
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