Unter Null
Originaltitel: Less Than Zero – Erscheinungsjahr: 1987 – Regie: Marek Kanievska
Darsteller: Andrew McCarthy, Jami Gertz, Robert Downey Jr., James Spader
Filmkritik: „Unter Null“ war das erste Buch das Bret Easton Ellis damals sogar noch zu seinen Uni-Zeiten geschrieben hat. Überraschenderweise für ihn und viele Beteiligten wurde der Roman ein großer Erfolg und schnell verfilmt.
Wie eigentlich so ziemliche alle Geschichten vom Ellis dreht sich auch diese weniger um die eigentliche Handlung, als vielmehr einen 80er Jahre Kosmos voller hedonistischer Arschlöcher zu entwerfen, in dem der Autor damals eben gelebt (und sich einen ziemlichen Knacks in der Psyche zugezogen) hat.
Im Buch funktioniert das Ganze dann auch dahingehend gut, weil Clay, der Hauptcharakter ein ziemlich apathischer Drecksack ist, der mit seiner on again/off again Freundin Blair seine Probleme hat, während er nach seinem Drogendealerfreund Rip sucht (oder sich vor ihm versteckt, je nachdem wie viel Geld er gerade hat) und gleichzeitig versucht seinen besten Freund Julian vor dem totalen Absturz (in diesem Geschichtenuniversum heißt das schon was) zu bewahren.
Ohne jetzt zu viel vom Buch verraten zu wollen, aber die lakonische Schreibe, die sich mit extrem heftigen wie auch extrem witzigen Stellen abwechselt. Die Figuren waren weniger zur Identifizierung, als zur Illustrierung der jeweiligen Situationen gedacht. Aber kommen wir doch jetzt besser sofort zum Film:
Zu aller erst das richtig Gute: Die von Regisseur Marek Kanievska auf den Bildschirm gebrachten Bilder, in Verbindung mit dem grandiosen 80er Jahre Soundtrack, bauen eine starke Sogwirkung auf, die einen Einstieg in diese elitäre Glitzerwelt nicht nur einfach, sondern schon regelrecht rauschartig gestaltet. Selten war ein Film von der reinen Bildgewalt wohl mehr „80er“ (bis auf einige von John Hughes geschriebene Teile…). Auch auf der Haben-Seite steht groß und breit ein Name: Robert Downey Jr.. Dessen Drogenkarriere in den 90ern ist ja hinlänglich bekannt und wenn man sich „Unter Null“ anschaut bekommt man wohl einen ziemlichen guten Eindruck davon, dass diese schon in den späten 80ern ihren Anfang genommen hat. Downey Jr. spielt Julian, den ständig highen besten Freund der ohne Maß und Zügelung in Drogenexzessen schwelgt und mehrfach vom Ort des Geschehens einfach weggetragen werden muss. Im Gegensatz zur Vorlage ist „Unter Null“ wirklich SEIN Film, denn damit kommen wir leider zum großen Problem des Streifens:
Um die Hauptfiguren, in diesem Fall Clay und Blair sympathisch zu machen, hat man nicht schlicht und ergreifend verschiedene Stellen mit ihnen umgeschrieben oder sympathische Elemente eingefügt. Stattdessen folgt der Film der Vorlage bis auf die unterschiedlichen Enden eigentlich ziemlich genau, lässt aber sämtliche fragwürdigen Stellen, harschen Situationen oder gemeine Ausbrüche der Hauptfiguren beinahe gänzlich komplett weg, ohne eben alternativ dafür andere Situationen mit den Figuren zu erfinden. So bleiben McCarthy und Jami Gertz extrem blaß den ganzen Film über und ihre Liebesbeziehung will so gar nicht ans Geschehen fesseln, schließlich muss der Zuschauer hier zwei Figuren zusehen, die nicht viel mehr machen als von Ort zu Ort zu laufen, um anderen Charakteren eine Plattform für deren Selbstdarstellung zu bieten.
Da das in diesem Fall ein glänzend aufspielender Robert Downey Jr. ist (oder ansonsten ein ebenfalls verdammt guter James Spader), zerstört es den Film nicht komplett, aber „Unter Null“ verliert dadurch eben einige Ecken und Kanten, die das Buch noch geboten hat. Im Gegensatz zu dehnen bekommt man hier aber eben eine wunderbare 80s Inszenierung spendiert. So bleibt das Endfazit in kalten, unbarmherzigen Zahlen:
Filmbewertung: 7/10
Neueste Kommentare