Wall Street – Geld schläft nicht
Originaltitel: Wall Street: Money Never Sleeps – Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Oliver Stone
Darsteller: Carey Mulligan, Shia LaBeouf, Charlie Sheen, Michael Douglas, Josh Brolin, Susan Sarandon, Frank Langella, Vanessa Ferlito, Natalie Morales, Jason Clarke, Eli Wallach
Filmkritik: Als vor einigen Monaten das erste Mal die Rede war von einem "Wall Street" Sequel, war ich recht erfreut über die Nachricht. Zwar mochte ich den Vorgänger nicht ganz so sehr wie viele andere Fans des Films, aber besonders die straffe Inszenierung und die tollen Schauspieler hatten es mir angetan. „Wall Street 2“ nahm sich nun der Wirtschaftskrise als Thema an, viel passender könnte man einen Film wohl nicht platzieren.
Nach dem Ende einer langjährigen Haftstrafe muss Gordon Gekko(Michael Douglas) feststellen, dass er zu viel verpasst hat und kein Genie der Wall Street Welt mehr ist, die er einst dominierte. Aber da kommt ihm der junge, dynamische Jacob (Shia LaBeouf) wie gerufen. Auf einer Lesung von Gordons Buch „Is greed good?“ lernen sich die 2 kennen und Jacob erzählt ihm zur Begrüßung direkt brühwarm, das er vorhat Gekkos Tochter Winnie (Carey Mulligan) zu heiraten.
Gordon gibt sich zunächst ungewöhnlich interessiert und sogar nett, aber alsbald wird Jacob klar, dass er auf den Rat seiner Freundin hätte hören sollen, denn Gordon ist immer noch derselbe alte Meister der Manipulation wie vor 20 Jahren schon…
„Wall Street 2“ rückt recht unerwartet immer wieder die Beziehung zwischen Winnie und ihrem Vater, sowie das Dreieck zusammen mit Jacob, in den Mittelpunkt der Erzählung. Zudem kommt Gekko über einen langen Zeitraum des Films ziemlich kurz. Zu dieser Zeit versucht Regisseur Oliver Stone mit der schauspielerischen Unterstützung von solch klangvollen Namen wie Josh Brolin, Frank Langella oder Eli Wallach die Wirtschaftskrise aufzuarbeiten. Doch leider schafft er es kein zweites Mal die komplexe und in der Regel trockene Businesswelt nochmal so spritzig und spannend darzustellen wie damals im ersten „Wall Street“.
Die Story plätschert oftmals einfach nur dahin, streut dann mal wieder eine Handlungsspitze ein um den Zuschauer nochmal zu zeigen „hey, hier bin ich“ aber gerät dann schnell wieder in einen langsamen Trott der nur selten wirklich mitreißen kann. Zu wenig passiert und zu gering ist die Bindung mit den Darstellern, als das der Film einen wirklich dazu bewegen würde dem Ganzen mit Interesse zu folgen. Dazu kommt wie erwähnt immer wieder die Familiengeschichte von Gordon, seiner Tochter und seinem bald Schwiegersohn. Wenig überraschend ist dieser Handlungsstrang, vor allem durch das erneut tolle Schauspiel von Michael Douglas, das beste des Films. Leider hat diese Handlung halt nur sehr wenig mit einem Film zu tun, der „Wall Street“ im Titel hat.
Im Grunde ist „Wall Street“ auf der einen Seite endlich mal eine dieser Fortsetzungen, die nicht einfach nur das Konzept des ersten Films kopieren. Die Filme unterscheiden sich in Handlung, Konzept und Darstellung ziemlich. Leider ist der größte Pluspunkt aber dann auch das größte Manko des Films. Ein Familiendrama, auch wenn es gut gespielt ist will man in „Wall Street“ nun eher weniger sehen. Leider aber auch genau so wenig eine größtenteils eher unspannende Abhandlung über eine der größten Wirtschaftspleiten der Geschichte. Aus dem Thema hätte man Handlungstechnisch definitiv mehr rausholen können.
So bleibt „Wall Street 2“ am Ende ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist der Film einfach nicht rund, eiert durch die großen Themen Wirtschaft und Familie hindurch und kann in beiden Bereichen nicht so richtig Punkten. Auf der anderen Seite gibt es einen richtig tollen Cast der zeigt was er kann. Gut, mit Carey Mulligan und Shia LaBeouf wurde ich nun eher weniger warm, aber Michael Douglas und Konsorten wissen einfach richtig gut zu gefallen. Charlie Sheen aus dem Vorgänger hat sich für einen kurzen, ziemlich schrägen Cameo auch nicht zweimal bitten lassen und Oliver Stone selbst hält, wie im ersten Teil schon, sein Gesicht zweimal kurz in die Kamera.
Insgesamt somit klar schwächer als der erste Film, der einfach viel stringenter, frecher und auch packender war und mit seinem 80s Setting schon direkt sympathischer daherkommt. Somit bleibt festzuhalten, dass der diabolische Gordon Gecko eben doch viel cooler ist als der Familienmensch. Oliver Stone scheint seine Bissigkeit scheinbar wirklich verloren zu haben. Schwache:
Filmbewertung: 6/10
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