Rapunzel – Neu verföhnt
Originaltitel: Tangled – Erscheinungsjahr: 2010- Regie: Nathan Greno, Byron Howard
Stimmen (Original): Mandy Moore, Zachary Levi, Donna Murphy, Ron Perlman
Filmkritik: Nachdem „Küss den Frosch“ nicht so erfolgreich war wie erhofft, wagte Disney nun mit der alten Formel „Musical + Prinzessin + Unterhaltung für die ganze Familie“ den Sprung in die dritte Dimension samt Computeranimation. „Rapunzel“ (dessen hiesiger Zusatztitel „Neu verföhnt“ mich ernsthaft mit den Zähnen knirschen lässt) zeigt dann aber leider, dass die Tage von Disneys Animations-Vormachtstellung wohl entgültig gezählt sind.
Zu aller erst seien mal die beiden großen Pluspunkte für den Film genannt: Der Chamäleon-Sidekick unseres titelgebenden Charakters namens Pascal(, nein, wie Rapunzel zu einem solchen Haustier kommt wird nicht erklärt), der schon im Trailer die Lacher auf seiner Seite hatte und ebenso im kompletten Film immer wieder den eigentlich Akteuren die Schau stiehlt, sowie das ebenfalls stumme Polizeipferd Maximus, welchem die Macher witzigerweise das Benehmen eines Hundes angedichtet haben.
Überhaupt wäre Schweigen eigentlich Trumpf in diesem Streifen. Die beiden Hauptfiguren und ihre kleinen Reibereien (er: Dieb mit gutem Kern, sie: eigentlich Prinzessin, die „mehr“ will und noch nie einen Fuß in die Außenwelt gesetzt hat) sind zwar ganz amüsant, aber meist so sattsam bekannt aus so ziemlich allen anderen Disney-Werken, dass man hier deutlich kreativer hätte sein können und müssen. Ganz besonders gilt dieser Punkt leider für die eingeschobenen Songs. Diese sind leider das mit Abstand lahmste, seelenloseste und schnell runtergeschrieben wirkendste an Liedern, dass bislang seinen Weg in einen Film des Mäusevereins gefunden hat. Als hätte man Alan Menken, der dieses Mal dafür zuständig war, gezwungen, innerhalb von dreißig Minuten sämtliche Stücke aufs Papier zu rotzen.
Dahingehend entschuldige ich mich mal für die Wortwahl, die aber leider die Plattheit des Dargebotenen nur allzu gut beschreibt. Ähnlich verhält es sich auch mit der Schurkenriege. War „Frau Gothel“ in der zugrunde liegenden Geschichte noch eine mächtige Zauberin, welche die langhaarige Hauptdarstellerin in einen hohen Turm gesperrt hat, so ist sie nun in dieser Fassung eine einfache Frau ohne besondere Kräfte. Das sorgt dann nicht nur für eine ziemlich lahme Antagonistin, sondern führt dann auch noch einem Showdown, der so schnell vorbei ist, dass man dabei besser nicht blintzelt, denn sonst hat man ihn verpasst.
Insgesamt ist der Film dann aber doch noch rasant und witzig genug, um den Film ganz knapp übers Mittelmaß zu hieven. Wie gesagt, das Chamäleon und das Pferd sind die heimlichen Stars dieses leider ziemlich unoriginellen Werks, welches auch nicht an „Küss den Frosch“ aus dem Vorjahr heranreicht.
Das größte und überraschendste Ärgernis sind aber eben die stark unterdurchschnittlichen Musical-Einlagen, die „Rapunzel“ jedes Mal wie eine spontan angezogene Handbremse zum Stehen bringen, bevor das Geschehen danach weitergehen darf.
Ein zusätzlicher Pluspunkt ist allerdings das gelungene 3D, welches sowohl sehr eindrucksvoll, aber gleichzeitig auch unaufdringlich eingesetzt wurde und so zumindest im Kino „Rapunzel“ dann zusätzlich rettet. So gibt es insgesamt für die Kinoerfahrung noch die knappe
Filmbewertung: 6/10
Beim nächsten Mal sollte sich Disney aber mal wieder etwas mehr anstrengen, oder am besten gleich die stummen Gesellen (ein Spin-Off mit dem Chamäleon als Hauptdarsteller würde ich sofort sehen wollen) an vorderste Front stellen. Das hat bei Wall-e ja auch schon vorzüglich geklappt.
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