RED – Älter. Härter. Besser.
Originaltitel: Red – Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Bruce Willis, Mary-Louise Parker, Morgan Freeman, John Malkovich, Helen Mirren, Karl Urban, Richard Dreyfuss, Brian Cox, Julian McMahon, James Remar, Ernest Borgnine
Filmkritik: Die Idee hinter „RED“ gefiel mir bereits nach dem ersten Trailer. Eine Gruppe alternder Agenten wird von einem ehemaligen Auftraggeber gejagt und kommt aus der Rente zurück um Ärsche zu treten? Klingt spitze! Besonders weil die Schauspieler derart exquisit ausgewählt sind. Bruce Willis, Morgan Freeman, John Malkovich und Helen Mirren, deren Auftreten mich persönlich am meisten überrascht hat.
Frank Moses(Bruce Willis), Ex-CIA-Agent und alleinstehend lebt seit einiger Zeit im Altersruhestand. Er wohnt in einem beschaulichen Vorort und geht einem geregelten aber immer gleichen Tagesablauf nach. Was seinen Tag erhellt sind die täglichen Telefonate mit der jungen Sarah Ross (Mary-Louise Parker). Sie sendet ihm seine Rentenschecks zu, doch Frank zerreißt die Zettel jedes Mal und fordert Ersatz um mit ihr telefonieren zu können. Doch die Gespräche fallen scheinbar irgendwem auf, denn eines Abends attackiert eine Gruppe schwerbewaffneter Angreifer Franks Haus. Aber der etwas in die Jahre gekommene Frank beweist, dass er ganz sicher nicht zum alten Eisen gehört. Er ist sich nun sicher, dass es jemand auf ihn abgesehen hat und macht sich mit Sarah auf den Weg quer durch die USA ins CIA-Hauptquartier nach Langley. Auf dem Weg dorthin sammelt er eine Reihe alter Kameraden ein, die ebenfalls schon zur Gruppe der REDs gehören.
Im Altersheim sammelt er seinen Kumpel Joe (Morgan Freeman) ein. Den schrägen Verschwörungsfanatiker Marvin (John Malkovich) stöbert er in einer Art selbst gebautem Bunker auf. Die britische Waffenspezialistin Victoria (Helen Mirren) wohnt stilecht in einer kleinen Villa. Den Kontakt zum russischen Ex-Spion Ivan (Brian Cox) wärmt Frank ebenfalls nochmal auf. Die Truppe tritt nun den Kampf an alt gegen jung. Jungsporn CIA-Agent William Cooper(Karl Urban) hat es, zusammen mit jeder denkbaren Sondereinsatztruppe, auf die rüstigen Rentner abgesehen. Doch Coopers Befehle kommen von weit höher und er übt sich lediglich in blindem Gehorsam…
R.E.D. steht für „Retired: Extremly Dangerous“ und das ganz bestimmt nicht ohne Grund.
Die Story gab es so ähnlich ja schon ein paar Mal. Eine alternde Starriege die im Rahmen eines Films nochmal ordentlich die Sau raus lassen darf. Zuletzt geschehen in „The Expendables“. „Red“ ist quasi die etwas edlere Variante des „starke Männer“ Films von Sylvester Stallone. Das soll nicht heißen, dass es in „Red“ viel zimperlicher zur Sache geht. Aber alles wirkt eben einfach eine Spur edler und geht auch dann und wann etwas gemächlicher von statten. Die Action kann sich aber in jedem Fall sehen lassen. Zwar spritzt hier kein Lebenssaft wie bei Stallone aber so schön wie zu Beginn das Haus von Frank zerlegt wird, hat man bloße Waffengewalt zuletzt eher selten auf der Leinwand gesehen. Wie Bruce Willis die Angreifer dann ausschaltet, lässt endlich wieder Erinnerungen wach werden an die glorreichen Jahre von Herrn Willis, der sich ja zuletzt u.a. durch den Gähner „Cop Out“ langweilen musste. Dass Bruce in „Red“ durchweg mehr Spaß hatte sieht man ihm auch in fast jeder Szene an. Aber generell machte der Film den Beteiligten sehr viel Spaß. Helen Mirren, doch eher ungewohnt in dieser Rolle, schwingt sich auch mal locker hinter ein fettes MG-Geschütz oder entlädt eine MP5 auf eine Gruppe CIA-Agenten. Größten Spaß hatte aber wohl John Malkovich, dessen Rolle ursprünglich mit John C. Reilly besetzt werden sollte. Und dies sei gesagt: Gott sei Dank wurde es Malkovich. Nichts gegen Reilly, aber die Rolle ist perfekt geeignet für einen Querkopf wie Malcovich. Wieder einmal hat man das Gefühl, er spielt sich größtenteils selbst. „You guys want to get pancakes? „ Sprüche wie dieser, nachdem er einem bereits am Boden liegenden, toten Bösewicht noch eine Kugel verpasst hat, bringt er fast in jeder Szene in der er mitspielt und überzeugt einfach auf ganzer Linie. Etwas zu wenig beachtet wirkt Morgan Freeman. Er ist 2x nur recht kurz im Film zu sehen und schafft es in der Zeit kaum seine Figur ordentlich zu platzieren oder sich irgendwie erinnerungswürdig zu präsentieren. Schade.
Aber zurück zur Action. Das sich der Film generell eher weniger ernst nimmt spiegelt sich auch in der Action wieder. Ist die Erstürmung von Franks Haus zu Beginn noch halbwegs realistisch, packt „Red“ zusehends einer Schippe nach der anderen drauf. Wie Bruce Willis später einfach aus einem wild drehenden Auto aussteigt und direkt die Angreifer mit seiner Pistole beharkt, muss man gesehen haben und regt zu Szenenapplaus an. Explosionen und Schusswechsel gibt es ebenso wie eine nette Schlägerei zwischen Willis und Urban, bei denen beide ordentlich aufs Maul bekommen. Durchweg kreativ und zudem ruhig gefilmt macht die Action in „Red“ jedes Mal sehr viel Spaß und lässt den mit 110 Minuten recht langen Film erfreulich kurzweilig dastehen.
Unterstützt wird das launige Geschehen auf der Leinwand von einem tollen Score der sich fröhlich durch verschiedene Musikstile arbeitet. In den Actionszenen hübsch treibend mal rockig und auch mal klassisch. In den lockeren Handlungsszenen dann gerne auch mal im Stil einer 80s TV-Serie oder einfach funky. Die Musikuntermalung weiß jedes Mal zu überzeugen und trägt maßgeblich zur guten Atmosphäre des Films bei.
Robert Schwentke und ich harmonierten nicht immer. Ich mag seinen Film „Eierdiebe“ und auch seine Literaturverfilmung „The Time Traveler’s Wife“ fand ich zuletzt nicht verkehrt. Seinen Totalausfall „Flightplan“, der aus viel Potential nicht mal das Minimum herausgeholt hat vergesse ich zwar trotzdem nicht, aber wenn alles Weitere so gelungen wird wie „Red“ sehe ich der Zeit freudig entgegen.
Filmbewertung: 8/10
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