Gullivers Reisen
Originaltitel: Gulliver’s Travels – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Rob Letterman
Darsteller: Emily Blunt, Jason Segel, Jack Black, Amanda Peet, T.J. Miller, Billy Connolly, Romany Malco, Chris O’Dowd, Joe Lo Truglio, James Corden, Catherine Tate, Lock Lee u.A.
Filmkritik: „Gullivers Reisen“ von Regisseur Rob Letterman weiß nicht wirklich was er sein will. Als Adaption bleibt kaum etwas vom Originalroman übrig, als Komödie gibt es zu wenige Lacher, die meisten sind kleine Parodien auf aktuelle Videospiele oder Kinofilme und als Liebesgeschichte versagt der Streifen auch auf voller Linie.
Jack Black ist in seiner typischen „debilen Kindmann“-Rolle nicht weiter nennenswert und unterliegt dem straffen Storygerüst, das lieblos ein Versatzstück ans Andere knallt. Der Held ist ein Schwätzer, aber kein Macher, also lernt er im Laufe der Handlung, dass er auch zu seinem Wort stehen muss, wenn er in der Welt etwas werden will. Dazu gibt es eine überhastete Liebesgeschichte mit einer chronisch unterforderten Amanda Peet, deren Charme es zu verdanken ist, dass man nicht konsequent wie vom Teufel besessen mit den Augen rollt während dieses klischeehaften Liebesmumpitz. Obendrauf wird noch Billy Connolly als König von Lilliput verschwendet, aber wenigstens sorgt die zusätzliche Liebesgeschichte zwischen Jason Segel als Mann von kleinem Stand und Emily Blunt als Prinzessin für ein paar putzige Momente. All diese Zutaten werden auf kleiner Flamme gekocht und auf unter 90 Minuten zusammengequetscht. Einzig ein paar Gags bleiben als leidlich originell in Erinnerung.
Die Effekte sind dafür oftmals extrem gelungen und auch die miniaturisierten Darsteller wirken großartig eingebunden. Von Effekt-Seite her gibt es hier kaum bis gar nichts zu meckern. Selbst der übertriebene Abschlusskampf Gullivers mit einem Roboterkrieger (nein, im Film macht das Ganze auch mit ein paar Erklärungen nicht wirklich viel mehr Sinn) wirkt trotz gewollt lächerlicher Momente durchaus gut gemacht. Dazu kommen immer wieder kleine Hingucker in Form von Werbeanzeigen oder Postermotiven, die immer vermehrter vorkommen, je länger Gullivers Besuch auf Lilliput andauert.
Wenn der Schiffsbrüchige etwa im Rausch der Aufmerksamkeit „Titanic“, „Avatar“ oder gar „Das Imperium schlägt zurück“ mit sich als Hauptdarsteller erzählt, so sorgen die Witzchen zwar für ein Schmunzeln, bringen aber eben die Geschichte keinen deut weiter und wirken oftmals wie rein für den Trailer gemacht. Black darf sich sogar ein paar Mal von der musikalischen Seite zeigen, aber mit weiterer Laufzeit werden auch diese Nummern immer unsinniger und vor allem unlogischer in die Handlung eingebaut, so dass auch hier maximal die Kleinen laut loslachen können.
Die Kinderchen im Publikum dürften dann aber auch viele Stellen entweder durch den Kontext oder, sogar noch schlimmer, durch die Gag-kastrierende Synchronisation nicht kapieren, weshalb am Ende nur einige Fäkalnummern bleiben, die dann auch die Kleinsten kapieren. „Gullivers Reisen“ listet nicht umsonst ziemlich weit oben in den Stabangaben einen „Butt-Crack Man“, auch wenn durch das PG-Rating aus US diese Gags ebenfalls ziemlich klein ausfallen. Wie sein Hauptcharakter selbst ist „Gullivers Reisen“ laut Promotion als liebenswertes, witziges Fantasylehrstück über die eigenen Stärken und Schwächen gedacht, ist im Endeffekt aber leider auswechselbare Kinderunterhaltung, dass sich außer bei manch gelungenem Setdesign extrem fantasielos gibt.
Einzig Jason Segel bleibt als kleiner Charmebolzen in Erinnerung, denn bei Rob Schmidts erstem Realfilm nach „Shark Tale“ und „Monsters vs. Aliens“ wirken die Figuren trotz menschlicher Darsteller noch künstlicher als bei seinen vorherigen Animationsausflügen. Für harmlose 90 Minuten mit den Kleinen oder einfach nur zum Zeittodschlagen noch brauchbar hätte man leider mit der Besetzung und besonders diesem Budget so viel mehr aus der Geschichte rausholen können und müssen. So gibt es leider insgesamt noch die
Filmbewertung: 5/10
Ein Wort zum 3D: Es mag wohl nach den Dreharbeiten ziemlich einfach gewesen sein, dank der vielen, digitalen Sets schlicht auf den „Konvertier“-Knopf zu drücken, auf große Effekte brauch man sich bei der dreidimensionalen Variante aber nicht zu freuen. Mehr als etwas Tiefenwirkung gibt es nicht zu sehen und die Kleinen werden so oder so lachen, wenn sich Jack Blacks Gulliver mal wieder wie ein aufgekratzter Fünfjähriger verhält, also kann man sich den Aufpreis hier durchaus sparen.
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