Drachenzähmen leichtgemacht
Originaltitel: How To Train Your Dragon – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Dean DeBlois, Chris Sanders
Stimmen (im O-Ton): Jay Baruchel, Gerard Butler, Craig Ferguson, America Ferrera, Jonah Hill, Christopher Mintz-Plasse, T.J. Miller, Kristen Wiig, Robin Atkin Downes, Philip McGrade, Kieron Elliott, Ashley Jensen, David Tennant u.A.
Filmkritik: Dreamworks hat sich ja immer wieder abgemüht Pixar das Wasser abzugraben, wenn es um animierte Filme ging. Eigentlich nie hat das geklappt, in manchen Fällen war das Endergebnis sogar ziemlich schmerzhaft (etwa „Shark Tale“), also waren auch die Erwartungen an diesen neuen Streifen alles Andere als groß. Aber, man verzeihe das Wortspiel, „How To Train Your Dragon“ überflügelt all die vorherigen Versuche und fliegt mit den ganz Großen mit.
Die Geschichte dreht sich um den jungen Hicks, der als Sohn des Stammesführers einer Wikingerhorde aufwächst. Traditionell hauen die Wikinger immer wieder nervigem Drachengesocks die Flügel krumm, aber Hicks ist anders als die Anderen. Er ist schmächtig, mag Gewalt nicht so recht und Drachen plätten, darauf hat er nun so gar keine Lust. Trotzdem entwickelt er, um seinen Vater stolz zu machen, eine Drachenabschuss-Anlage und meint sogar den phantastischen „Nachtschatten“ abgeschossen zu haben, einen sagenumwobenen Drachen, den bislang noch niemand zu Gesicht bekommen hat. Natürlich will ihm nachher niemand die Heldentat glauben, also begibt sich Hicks ganz allein in den Wald um nach dem verletzten Flugmonstrum zu suchen. Er findet es schließlich sogar mit gebrochenem Flügel, doch statt ihm den Todesstoß zu versetzen pflegt er es gesund und freundet sich sogar so weit mit ihm an, dass der Nachtschatten, welchen Hicks ganz harmlos „Ohnezahn“ getauft hat, auf sich reiten lässt. Gleichzeitig benutzt Hicks seine Erfahrungen im Umgang mit dem Drachen, um in der Schule für Drachentöter Eindruck bei den Anderen zu machen. Gleichzeitig planen die Wikinger eine Offensive gegen die Drachen und Hicks ist sich nicht sicher, wie lange er es noch verbergen kann ein „Drachenfreund“ zu sein…
Wow. Einfach… WOW! Zu erst das Nebensächliche: Wer „Drachentöten leicht gemacht“ nicht im Kino in 3D gesehen hat, der hat eines der berauschendsten Kino-Erlebnisse 2010 verpasst. Die animierten Drachenflüge vermitteln ein wahnsinnig intensives Gefühl des Fliegens und sorgen bei Leuten mit Höhenangst für so manch schwitzige Handinnenfläche. Phantastisch, was hier auf die Leinwand animiert wurde. (Und sogar nachher auf dem noch zweidimensionalen Flatscreen fangen die Hände ganz schön nass.)
Aber nicht nur der Look des Films ist wunderbar, sondern auch die Präsentation dessen Geschichte. Versetzt mit bekannten Genre-Geflogenheiten hat „How To Train Your Dragon“ eine Unmenge an großen und kleinen frischen Ideen und Momenten. Allein das Setting mit Wikingern und Drachen ist sehr originell, genauso wie eben deren Darstellung. Die Persönlichkeit der Drachen etwa ist sehr katzenhaft, was die oftmals grotesk gestalteten Kreaturen den Zuschauern sofort näher bringt.
Die Figuren sind auch vielschichtig gestaltet und haben verschiedenste Qualitäten. Sogar die einige Nebenfiguren wirken dreidimensionaler als mancher Sommer-Blockbuster-Hauptcharakter, was das Geschehen vielschichtiger macht, als bei vielen anderen Kinderfilmen, die momentan um die Gunst der Kleinen (und die Geldbörse der Eltern) konkurrieren. Überraschend konsequent ist das Ganze dann zum Schluss hin auch, was man erst recht nicht von den meisten Kinder- oder Familienfilmen gewohnt ist, denn wie im wirklichen Leben kann manches Mal eine Sache ziemlich ins Auge gehen und man kommt nicht glimpflich davon.
Einzig schade ist, dass im Endeffekt das Geschehen doch ziemlich schnell vorüber ist und man gut und gerne noch weitere fünf bis zehn Minuten mit den Figuren verbracht hätte, ebenso sind zum Ende hin manche Elemente nicht mehr ganz so perfekt ausgearbeitet wie noch am Anfang und wirken leicht überhastet. Aber insgesamt ist das noch zu verschmerzen, denn für dieses rasante, liebenswerte und vor allem extrem unterhaltsame Wikingerabenteuer gibt es so die
Filmbewertung: 9/10
Bitte weiter so, Dreamworks!
Kleiner Tipp am Rande: Die deutsche Synchronisation von „Drachenzähmen leichtgemacht“ ist mit ihren nordischen Akzenten wunderbar stimmig geraten und kann nur jedem Zuschauer ans Herz gelegt werden. Selbst wenn man sonst nur den O-Ton schaut, diese Synchronisation ist mindestens so gelungen wie die originale Vertonung des Films.
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