True Grit
Originaltitel: True Grit – Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Hailee Steinfeld, Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Domhnall Gleeson, Leon Russom, Elizabeth Marvel, Ed Corbin, Nicholas Sadler, Dakin Matthews, Paul Rae
Filmkritik: Die Filme der Gebrüder Coen gehören ja die letzten Jahre zu den Oscars wie der Host und die vielen Werbepausen. 2007, 2009 und 2010 waren sie mit der ein oder anderen Nominierungen vertreten. Dieses Jahr sind sie mit insgesamt 10 Nominierungen für ihre Western-Neuverfilmung „True Grit“ ebenfalls wieder dabei und damit auch nur 2 Nominierungen hinter „The Kings Speech“. Ob der Film, der auf dem Roman von Charles Portis basiert und im Jahre 1969 bereits eine Verfilmung mit John Wayne erfahren hat, auch so gut ist wie die vielen Nominierungen andeuten, gilt es herauszufinden.
USA um 1880. Der Vater der 14-jährigen Mattie Ross(Hailee Steinfeld) ist von einem Banditen erschossen worden. Das junge Mädchen reist umgehend nach Fort Smith in Arkansas, um die Leiche ihres Vaters zu identifizieren. In der Stadt weiß jeder, dass der Mörder des Vaters ein gewisser Tom Chaney(Josh Brolin) ist. Doch niemand, nicht einmal der Sheriff, will ihr helfen, den Mörder dingfest zu machen. So wendet sich Mattie an den Marshall Rooster Cogburn(Jeff Bridges). Doch ganz koscher ist dieser nicht. Neben seiner alkoholsucht kann auch nur auf einem Auge sehen und ist auch sonst wegen seiner rauen Sitten kein wirklicher Umgang für ein 14-jähriges Mädchen.
Cogburn ist über das etwas seltsam anmutende Angebot anfangs gar nicht begeistert. Doch er sagt unbedacht zu, auch mit dem Hintergedanken dadurch wieder einen Sinn in seinem Dasein zu entdeckt. Die 100 Dollar die Mattie bietet kann er zudem gut gebrauchen. Gemeinsam mit dem Texas Ranger La Boeuf (Matt Damon), der sich ihnen anschließt da er mit Chaney auch noch eine Rechnung offen hat, machen sie sich auf den Weg. Die Reise verläuft erwartungsgemäß nicht besonders harmonisch, denn La Boeuf und Cogburn sind nicht unbedingt zwei Personen die man als ebenbürtig bezeichnen könnte und so geraten die beiden laufend aneinander. Und als sie dann schließlich Chaney und seine Bande finden, läuft das Zusammentreffen alles andere als geplant ab…
Auf den Neo-Western-Verschnitt „No Country For Old Men“ folgte eine gewohnt schräge(„Burn After Reading“) und eine kuriose(„A Serious Man“) Komödie, worauf dann nun (noch) ein Western folgt. Aber auch „True Grit“ ist, wie man auch aus der Story entnehmen kann, kein Western im klassischen Sinne. Man könnte ihn wohl, um im Genre und in den letzten 20 Jahren zu bleiben, mit Eastwoods Abgesang aufs Genre, „Unforgiven“, vergleichen. Er ist aber auch kein typischer Coen Film. Man findet zwar einige ihrer Zutaten wieder, doch der Film ist die meiste Zeit doch ungewohnt düster und kühl und weitestgehend frei von Ironie oder Übertreibungen.
Ungewohnt an der Geschichte ist wohl vor allem, dass ein kleines Mädchen die Hauptrolle hat in dieser von starken, kaltherzigen und groben Männern regierten Welt. Aber die durchweg pfiffige, etwas vorlaute Mattie weiß sich verbal zu wehren und die starken Cowboys in die Schranken zu verweisen…meistens. Den Trunkenbold Cogburn hat sie zumindest mit der ersten Minute im Griff, auch wenn es der störrische Bock wohl niemals einsehen würde.
Hier leisten Jeff Bridges und Hailee Steinfeld sehr gute Arbeit. Bridges spielt Cogburn als vom Leben gezeichneten beinahe Versager der sich nicht einmal genau erinnern kann wie viele Menschen er bereits auf dem Gewissen hat. Seine Aussprache zeugt zudem davon, dass er sogar schon müde ist beim Reden den Mund aufzumachen. So zischen den ganzen Film über die Wörter über seine Lippen und klingen beinahe wie unverständliches Gemurmel.
Hailee Steinfeld zeigt in beinahe jeder Szene unmissverständlich, dass sie die richtige für den Job war. Das pfiffige, junge Mädchen nimmt man ihr von der ersten Minute ab und sie ist auf ihre Art grundsympathisch.
Das das Drehbuch von den Coens noch, nennen wir es „verfeinert“, wurde, merkt man besonders in der ersten Hälfte, in der sich Mattie noch in der Stadt aufhält. Die Dialoge und Sprüche die dort abgefeuert werden und die Personen die diese abfeuern sprechen ständig die Handschrift der zwei Brüder. Sei es der Händler der von der frechen Art von Mattie völlig überrumpelt ist, der Sargverkäufer der es toll fände wenn Mattie, da sie schon bei ihm nächtigt, doch in einem seiner Särge schlafen würde, oder doch einfach nur die alte Dame bei der Mattie ab der zweiten Nacht schläft und die ihr Nachts immer die Decke klaut. Derart seltsame Figuren, die herrlich „out of context“ wirken aber irgendwie dann doch genau in den Film passen, heben den Film besonders von einem typischen dahergelaufenen Western ab. Und auch das Gerichtsverfahren dem sich Cogburn zu Beginn unterziehen muss ist mit allen Coen-Wassern gewaschen.
In der zweiten Filmhälfte ändert sich dies allerding und über weite Strecken kann man den Film nur selten wirklich ins Werk der 2 einordnen. Die ironiefreie Härte und die zunehmende Düsternis ist im Coen Universum wohl am ehesten mit „Millers Crossing“ zu vergleichen.
Insgesamt ist „True Grit“ aber ein durchweg unterhaltsamer Neo-Western der es jedoch nicht so ganz schafft den Zuschauer zu packen. Zwar verfolgt man die Handlung interessiert, doch ein Spannungsbogen wird etwas vermisst. Zwar hat man das zu erwartende Ende ständig vor Augen, doch dies erweist sich wohl doch eher als Stolperstein. Eine etwas bessere Ausarbeitung des Banditen und seiner Gang hätte dem Ganzen etwas geholfen.
Doch die guten Darsteller, die wunderbare Kamera und die einfache Geschichte vermischen sich gekonnt zu einem guten Cocktail der mit den typischen Zutaten verfeinert wurde. Das typische, eher antiklimatische Ende welches die Coens oft einsetzen findet zudem auch hier Verwendung und spielt besonders den Fans der 2 Brüder in die Karten. Für Genre- und Coen-Fans Pflicht.
Filmbewertung: 8/10
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