Strings

Strings
Originaltitel: Strings – Erscheinungsjahr: 2004 – Regie: Anders Rønnow Klarlund

Stimmen (O-Ton): James McAvoy, Catherine McCormack, Julian Glover, Derek Jacobi, Ian Hart, Claire Skinner, David Harewood, Samantha Bond u.A.

Filmkritik: Was ist das eigentlich für ein Genre, „Fantasy“? Im Grunde geht es darum, dass eine neue Welt ersponnen wird, die anders ist als die uns bekannte Wirklichkeit, um dann mit Leben erfüllt zu werden, damit die Bewohner der hiesigen Konsensrealität einen Ausflug in etwas unbekanntes, phantastisches und, so sagt der Titel des Genres ja schon, hoffentlich fantasievolles machen können.

Unter diesem Gesichtspunkt ist „Strings“, eine dänisch-schwedisch-norwegisch-englische Koproduktion, einfach nur ein phantastischer Beitrag für das Genre. Man darf nicht den Fehler machen und denken: „Oh, das ist einfach so ein Fantasyfilm, wo man mit Marionetten die Menschen ersetzt hat.“ Ganz im Gegenteil. Die Wesen aus „Strings“ sind sich sozusagen ihrer Fäden bewusst. So kann man in dieser Welt etwa jemanden töten, indem man dessen Kopfschnur kappt, oder Tore bestehen eigentlich nur aus großen Torbögen, denn dadurch das alle Wesen hier an „Lebensfäden“ hängen, ist diese Abtrennung für sie unpassierbar, es sei denn, sie schaffen es irgendwie über dieses Hindernis zu kommen.

Das sind nur zwei von unzähligen Momenten, welche die Welt des Films zum Leben erweckt und besonders macht, Hier wird eine lebende, atmende Alternativwelt erschaffen, die so liebevoll und mit Blick zum Detail dargestellt ist, wie es überhaupt nur geht. Die Geschichte des Films tritt hinter diesem phantastischen Kosmos etwas zurück und präsentiert die altbekannte Geschichte des jungen Prinzen, der von seinem machtgierigen Onkel motiviert wird gegen die Feinde des Reichs zu kämpfen, nur um schnell zu lernen, dass die Feinde keine Feinde und die meisten Freunde keine Freunde sind, bevor am Ende nach tragischen Verlusten wieder ein Gleichgewicht der Mächte gefunden werden kann.

Im Großen und Ganzen dürfte das die aktuellen Filmgucker natürlich zu aller erst an „Avatar“ erinnern, Liebegeschichte inklusive. Aber wie auch schon bei „Avatar“ ist es die Grundgeschichte, die eben zutiefst im mythologischen Geschichtenpool unserer Welt verankert ist, so dass man abgesehen von einer mehr als gut ausgeführten Grundgeschichte eben auch eine ganz neue Welt vorgesetzt bekommt, in die man wahrlich eintauchen kann. „Strings“ geht diesen Weg dann sogar noch radikaler als „Avatar“, denn hier gibt es keinerlei Menschen, keinerlei bekannte Gesichter für die Geschichte, die eigentlich schon bekannt, aber eben so gut und wichtig ist, dass man sie ruhig des Öfteren in unterschiedlichen Gewändern präsentiert bekommen kann.

Maximal mit bekannten Stimmen kann „Strings“ dienen. So spricht James McAvoy den tapferen Helden, während Julian Glover und Derek Jacobi die teils überraschend vieldimensionalen Bösewichtrollen sprechen. „Moneypenny“ Samantha Bond ist ebenfalls bei dem wunderbar zu ihren Figuren passenden Stimmen vertreten.

Hierzulande wurde der Streifen bislang weder auf DVD (noch im Kino, wo er eigentlich laufen sollte) ausgewertet worden, sondern ist nur einmal Mitte 2010 beim Sender 3sat gelaufen. Was für eine Verschwendung. So kann man aber jedem Interessierten nun zur englischen DVD raten, um dieses liebevoll gemachte Fantasykleinod zu bewundern. Wer auch nur ansatzweise seine Freude hat an kunstvoll kreierten Alternativwelten und großartiger Fantasyunterhaltung, der muss einen Blick auf „Strings“ werfen. Ach, was rede ich, eigentlich sollte sich jeder ansatzweise Filminteressierte dieses wunderbare Werk einmal geben.

Filmbewertung: 9/10