Shameless – Season 1
Wer hätte zu Beginn der Serien-Midseason gedacht, dass ein US-Remake einer UK-Serie zu einer der besten Serien werden würde? Nunja, recht überraschend haben ziemlich viele Leute damit gerechnet, dabei sind es doch eigentlich oft genau diese Remakes die total danebengehen. Aber „Shameless“ ist anders. Einer der größten Unterschiede dürfte sein, dass die Serie zu Showtime ging und so Flüche und nackte Haut kein Problem waren.
„Shameless“ handelt von der Großfamilie von Frank Gallagher(William H. Macy), einem Tunichtgut und Vater von sechs Kindern. Er verbringt seine Tage betrunken am Straßenrand vor der Kneipe und überlässt seine Kinder größtenteils sich selbst. Die älteste Tochter, Fiona, übernimmt die Mutterrolle und versucht den Haushalt am Laufen zu halten und die Familie zusammenzuhalten. Unterstützung erhält sie von den anderen älteren Kindern, aber auch von Freunden und Bekannten.
„Shameless“ ist in vielerlei Hinsicht wohl ein kleines Unikum. Nicht nur, dass die Serie wie erwähnt ein Remake ist, die Serie nimmt auch wahrlich kein Blatt vor den Mund. Welche Niederrungen der Gesellschafft hier gezeigt werden regt nicht nur einmal zum Kopfschütteln aber auch gleichzeitigem Schmunzeln an. Aber die Serie bzw. die Schreiber wissen genau wie sie an die Zuschauer herantreten müssen. Sie schaffen es die Familie sehr sympathisch darzustellen und sogar Frank ist dann und wann beinahe bemitleidenswert. William H. Macy spielt die Figur aber auch wirklich mit einer Hingabe als hätte er als Vorbereitung 1 Jahr lang am Straßenrand gelebt.
„Shameless“ zieht seinen Reiz aus der ständigen Grenzüberschreitung. Hier wird der Staat beschissen um die Kinder durchzubekommen oder aus Franks Sicht, um die nächste Runde Bier bezahlen zu können. Nebenan langt die minderjährige Nachbarstochter unterm Esszimmertisch bei ihren Klassenkameraden mit dem Mund zu. Ein Sohn der Gallagers hat eine Affäre mit seinem Chef, einem Kiosk-Betreiber, dessen Frau ein echter Besen ist. Frank sucht auf der Flucht vor der Realität eine bemitleidenswerte Frau auf, großartig gespielt von Joan Cusack, und nutzt diese nach Strich und Faden aus.
Ich könnte nun noch ewig so weiterschreiben, denn die Serie überschreitet ständig derart viele Grenzen des guten Geschmacks und des Anstands, das man nach 2 Folgen gar nicht mehr darauf achtet sondern die meisten Sachen einfach schmunzelnd bis laut lachend hinnimmt.
„Shameless“ ist zu recht einer der besten Neustarts der aktuellen Seriensaison. Die 12 Folgen starke erste Staffel war gespickt mit allerhand erinnerungswürdigen Szenen und die guten Schauspieler. Aber auch der interessante Stil, gedreht am verschneiten Rand einer Großstadt und auch der immer sehr passende Soundtrack wissen sehr zu gefallen. Jeder der mal schamlos Einblick in die unteren Bevölkerungsschichten haben will und dabei versteht, dass die Serie jederzeit beißende Ironie serviert, kommt um „Shameless“ nicht drum herum. Große klasse.
9/10
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