Lights Out – Season 1
„Lights Out“ war einer der vielversprechendsten Neustarts der Serien-Mid-Season. Die Serie wollte sich der Story eines Boxers, Patrick ‚Lights‘ Leary‚ annehmen, der einst auf dumme Weise seinen Meistertitel verloren hatte und kurz danach die Handschuhe an den Nagel hing. Lange lebte er mit seiner Frau und seinen 3 Töchtern von seinem Ruhm und dem Reichtum seiner Karriere. Doch er hat seinem Bruder zu viele Freiheiten gewährt. Dieser nutze Patricks Geld ungeschickt und verprasste vieles in schlechten Geldanlagen. Als dann auch noch die IRS wegen Steuerhinterziehung ermittelt, bricht für Patrick bald sein bisheriges Leben in sich zusammen. Um seine Familie zu schützen und abzusichern, und auch weiter für seinen Bruder, seine Schwester und seinen Vater, der ihn immer trainiert hat, da zu sein, muss Lights nach Jahren der Pause nochmal in den Ring steigen. Doch seine Familie rät ihm davon ab. Erste Anzeichen der Boxerkrankheit, einer Form von Demenz, machen sich bei ihm bemerkbar. Als schnelle Hilfe lässt er sich mit dem Kriminellen Hal Brennan ein. Dieser bringt Lights zwar schnell den ein oder anderen Dollar, aber er ist auch definitiv der falsche Umgang für einen ehemaligen Weltmeister-Boxer. Lights muss also wieder in den Ring und welcher Gegner wäre da besser geeignet als ‚Death Row‘ Reynolds, der Boxer der ihm damals seinen Titel abgenommen hat, ein Verlust den Lights nie so ganz überwunden hat.
Früh wurde „Lights Out“ klar, welche Qualitäten die Serie hat. Das packende Konzept eines Boxerfilms, ausgeweitet auf eine TV-Serie, angereichert mit etwas Kriminalität, Top-Schauspielern und guten Drehbüchern. Praktisch jede der 13 Folgen starken Staffel 1 ist in sich eine tolle, packende Folge. Zwar erkennt man als erfahrener Genrefan viele Sachen wieder, denn der Film erfindet die meisten Bereiche des Boxerfilms natürlich nicht neu, er schafft es aber in jedem Fall die besten Akzente des Genres perfekt zu präsentieren.
Besonders die Darsteller machen „Lights Out“ zu einem Erlebnis. Holt McCallany als Lights Leary ist der perfekte Hauptdarsteller. Er verkörpert den, mal harten mal viel zu weichen Patricky Leary, unheimlich gut. Der Charakter ist aber auch einfach unheimlich interessant geschrieben und erinnert auch an Boxer des aktuellen Geschäfts.
Stacy Keach, als Vater und Trainer von Lights, ist im Genre kein Unbekannter. Boxtrainer hat er schon einmal verkörpert und auch in „Lights Out“ macht er wieder einen verdammt guten Job.
Die Figuren der Töchter kommen insgesamt ein wenig kurz. Es gibt die ganze Junge Tochter, die aufgrund des Alters und der dadurch schwierigen Drehzeiten kaum dabei ist. Die Mittlere Tochter hat quasi die Tochter-Hauptrolle. Sie kommt hinter Patricks Geheimnis, nämlich das er seine drohende Erkrankung verborgen hat, und muss nun mit dieser Bürde leben. Denn sie weiß, wenn sie dies ihrer Mutter erzählen würde, wäre niemandem geholfen. Die älteste Tochter wurde scheinbar lediglich als Eye-Candy eingestellt meint man. Meredith Hagner sieht aber auch einfach verdammt gut aus.
Patricks Frau, sein Bruder, der Bösewichte Hal Brennan, der Boxpromoter Barry K. Word(der manchmal natürlich an Don King erinnert) sind ebenfalls allesamt starke bis beindruckende Figuren der Serie. So richtig zu kurz kommt hier niemand.
Die Geschichte verläuft weitestgehend auf bekannten Bahnen. Trotzdem kann die Serie die eine oder andere Überraschung landen und vor allem kommt alles erstaunlich dynamisch daher. Längen gibt es im Prinzip keine. Die Story wird zügig und praktisch aus einem Guss vorangetrieben. Echte Filler-Episoden gibt es kaum, Inhaltlich sind alle Folgen immer voll auf der Höhe. Den Trainingseinheiten kommt nicht zu viel Beachtung entgegen, eher sogar zu wenig. Plötzlich ist man nämlich schon wieder bei einem Kampf und fragt sich: "Wann hat Lights denn nun trainiert?". Hier wäre eine Verlängerung auf 15 Episoden vielleicht nicht verkehrt gewesen.
Die Highlights sind natürlich die Boxkämpfe, von denen es während der Serie einige gibt. Offizielle Kämpfe gab es 3 oder 4 Stück, aber die Serie begibt sich stellenweise auch aufs Pflaster der Straßen- und Kellerkämpfe. Hier wird die Serie wirklich dreckig und rau, aber man fiebert zu jeder Zeit mit dem Protagonisten mit und besonders im finalen Kampf der letzten Folge geht man so richtig mit.
Die schlimmste Nachricht traf die Fangemeinde vor 2 oder 3 Wochen. „Lights Out“ wurde nicht verlängert. Die Quoten der Serie, die auf dem US-Sender FX lief, waren von Beginn an schlecht. Man kann wohl von Glück sagen, dass FX die Serie überhaupt zu Ende ausgestrahlt wurde. Erneut wurde eine packende, tolle Serie abgesetzt die sich mit einem Wimpernzucken locker gegen Serien wie „CSI“ oder ähnliche Konservenware durchzusetzen vermag. Doch viele Zuschauer sahen das scheinbar anders. Das Ende der Serie ist zwar okay für eine nicht gänzlich beendet Serie, aber eine zweite Staffel hätte trotzdem noch weiteres Potential mitgebracht, das ich gern gesehen hätte.
So bleibt „Lights Out“ eine weitere Top-Serie die nicht beendet wurde. Man kann das Ganz zwar prinzipiell auch als Mini-Serie ansehen, denn das offene Ende ist gleichzeitig auch ein ordentlicher Schluss. In seinen besten Folgen, und davon hatte die Serie viele, erinnerte das alles an die guten alten HBO-Qualitäten, denen der Sender seit dem Ende von „The Sopranos“ oftmals weiter hinterherhinkt. „FX“ hatte hier einen heißen Boxhandschuh im Feuer, doch die Zuschauer haben ihn ohne Sinn und Verstand mit dem Holzhammer bearbeitet. Sehr schade. Aber die 13 Folgen im Kreise der Familie Leary waren definitiv großartig.
9/10
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