Der Krieger und die Hexe
Originaltitel: The Warrior And The Sorceress – Erscheinungsjahr: 1984 – Regie: John C. Broderick
Darsteller: David Carradine, Luke Askew, Maria Socas, Anthony De Longis, Harry Townes, William Marin, Arthur Clark, Daniel March, John Overby, Richard Paley, Mark Welles, Cecilia North u.A.
Filmkritik: Was sind eigentlich die Vorzüge, die einen im Grunde ziemlich billigen Streifen dann doch unterhaltsamer machen können, als so mache A-Produktion, die massenweise Geld rankarrt und ausgibt für noch jede so kleine Nichtigkeit, damit nachher auch schön alles glänzt und funkelt, um die Massen anzulocken?
John C. Brodericks „Der Krieger und die Hexe“ ist einer jener trashigen Mini-Filme, die großen Streifen den Stinkefinger zeigen, indem sie das sind, was man sonst eben nicht zu sehen bekommt.
Die Grundgeschichte des Films ist so klassisch wie bekannt: Ein einsamer Recke kommt in einen Ort, der von zwei Parteien unterjocht wird, die sich gegenseitig gerne den Gar ausmachen würden und der Held spielt die Parteien gegeneinander aus. David Carradine macht hier halt den „Yojimbo“, auch wenn natürlich gefragt werden darf, ob man Akira Kurosawas Filmnamen bei dieser formelhaften Handlung immer nennen muss und ob in vorher nicht auch schon Streifen mit ähnlichem Inhalt gegeben hat. Aber vielleicht ist das ja so eine Regel wie die, dass man beim „besten Film aller Zeiten“ Gefrage immer wie aus der Pistole geschossen „Citizen Kane“ in die Runde werfen muss. So oder so sind beide Filme, Yojimbo“ und „Kane“ natürlich großartige Werke, aber wir schweifen ab.
Das kleine Fantasydorf in das es Carradine verschlägt wird sowohl von einem militaristischen Heini samt Beastmaster-mäßig aussehendem Kriegerlakaien, als auch von einem menschlichen Jabba the Hutt-Verschnitt regiert, welcher darüber hinaus den heimischen Star des Films in seinem Gefolge hat: ein ständig gemütlich rumliegendes, sprechendes Reptil, welches in unverständlicher Grummelsprache ständig Pläne und Infos an Fetty van Evil weiterreicht, nachher sogar gefangen und ausgetauscht wird gegen einen weiteren Hingucker des Films: die titelgebende Hexe. Dargestellt von Maria Socas läuft die Gute den gesamten(!) Streifen oben ohne rum und hat wenig mehr zu tun als bedeutungsschwanger zu gucken und nett auszusehen, was sie durchaus kann. Während Carradine dann die Leutchen ausspielt, gibt es mutierte Sklavenhändler die aussehen wie frisch aus „Hell Comes To Frogtown“ eingeflogen, Sarlacc-ähnliche Kerkerwächter mit zig Tentakeln und eine viertittige Tänzerin samt komischem Bauchnabelprojektilfortsatz, der seinen Opfer ohnmächtig werden lässt. Das in so einer kunterbunten Fantasywelt depperte Comedy Relief-Zwillinge mit geschmolzen aussehenden Gesichtern (die glücklicherweise einmal eine größere Sequenz haben und dann schnell abserviert werden) genauso vorkommen wie weise Greise und immer wieder bizarre Sachen im Hintergrund der Bilder, dürfte wohl mittlerweile klar sein.
Wenn Carradine nicht gerade mal wieder jemanden mit seinem Schwert aufschlitzt, so kämpft er wie auch der gesamte Film gegen den merkwürdigen Filmschnitt und haben mit drollig-behämmerter Kampfchoreografie zu, öhm… kämpfen, was aber eigentlich auch weiter des Teil Spaßes ist. Insgesamt ist „Der Krieger und die Hexe“ sicherlich kein „guter“ Film, dafür fehlen wirkliche Charakter, die jenseits ihres absurden Auftretens interessant sind und eine wirkliche Bindung zum Geschehen, aber stattdessen gibt es einen weiteren B-Charme-Bonus: Der Film weiß, wann es an der Zeit ist aufzuhören. Nach etwa 75 Minuten flimmert schon der Abspann durchs Bild und beendet diesen merkwürdigen, aber nicht uncharmanten Streifen voller Merkwürdigkeiten, statt das Ganze noch krampfhaft auf 90 Minuten bringen zu wollen.
Wer also gerne Fantasy-Zeug sieht, B-Movie Charme nicht abgeneigt ist und ansonsten Merkwürdigkeiten nicht gleich kategorisch ablehnt, oder natürlich sich generell gerne bei, mit und über einen Film amüsieren möchte, dem sei zu dem von John C. Broderick nicht nur geschriebenen, sondern auch gedrehten „Krieger und die Hexe“ geraten. Keine große Filmkunst, aber durchaus mal „etwas anderes“, das Elemente enthält, die auch langjährige Trashfreunde sogar noch mit einem erstaunten „Watt?!?“ vor dem Bildschirm sitzen lässt.
Filmbewertung: 6/10
P.S.:
Exemplarische Ausrufe des Kollegen C4rter während des Films:
„Ist die eigentlich immer nackt?“
„Was ist das denn?“
„Och neee….“
„Der Lurch kann laufen?!?“
„Was ist denn hier gerade passiert?“
„Ok, DAS ist merkwürdig…“
Filmbewertung: 5/10
Und zum Abschluss, bezüglich des Themas „Kurosawa hat das Genre mit Yojimbo erfunden“, eine kleine Anekdote von Carradine:
Aus dem Buch “Spirit of Shaolin”, geschrieben von David Carradine: (über “The Warrior and the Sorceress”)
„It was essentially a remake of Yojimbo, the samurai movie by the great Japanese director, Akira Kurosawa. I called up Roger and told him I loved the script; but what about the Yojimbo factor.
Roger said, „Yes, it is rather like Yojimbo.“
I said, „It’s not like Yojimbo. It is Yojimbo.“
Roger said, „Let me tell you a story. When Fistful of Dollars opened in Tokyo, Kurosawa’s friends called him up and said ‚You must see this picture.‘
Kurosawa said, ‚Yes, I understand it is rather like Yojimbo.‘
‚No, it’s not like Yojimbo; it is Yojimbo. You have to sue these people.‘
‚I can’t sue them,‘ he responded.
‚Why not?‘
‚Because,‘ Kurosawa confessed, ‚Yojimbo is Dashiel Hammet’s Red Harvest.‘
Neueste Kommentare