Paul – Ein Alien auf der Flucht
Originaltitel: Paul – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Greg Motolla
Darsteller: Simon Pegg, Nick Frost, Jason Bateman, Kristen Wiig, Sigourney Weaver, Jane Lynch, Bill Hader, Blythe Danne, Jeffrey Tambor, David Koechner, Jesse Plemons, John Carroll Lynch u.A.
Filmkritik: Nick Frost und Simon Pegg, unterwegs ohne Stamm-Regisseur Edgar Wright, dafür aber mit Drehbuch im Eigenbau und einer Geschichte rund um zwei befreundete, britische SciFi-Nerds, die nach einem Comic-Con Besuch Ufo-Landestellen abfahren wollen und dem fluchenden und kiffenden Alien Paul über den Weg laufen, der dringend vor dem FBI fliehen und zum angesetzten Treffpunkt mit den außerirdischen Kollegen gebracht werden muss. Kann das was werden?
Jupp, das kann, auch wenn oftmals leichte Sehnsucht nach etwas britischer Coolheit aufkommt. Regisseur. Motolla, der bereits die beiden nerdigen Streifen „Superbad“ und „Adventureland“ vorzuweisen hat, war wohl eine ganz passende Wahl für die Chose rund um Genre-Geeks und Begegnungen der dritten Art, auch wenn er es dann mit einer teils etwas steifen Inszenierung nicht ganz schafft, in die großen Fußstapfen vor ihm zu treten.
Zu erst das Negative: Die extrem amerikanische Gangart des Films diktiert zahlreiche Pimmel-, Sex-, Schwuchtel- und Fluch-Gags, die überraschenderweise zunehmen, als die weibliche Hauptrolle zum Cast stößt. Nur selten wird es echt störend, aber es wäre sicherlich nett gewesen nicht ständig auf verschiedenen Gags rumzureiten. Wenn etwa Pegg und Frost ganz Amerika-like ständig angesprochen werden, ob sie denn nun schwul seien, weil sie als zwei gute Kumpel alleine durch die Gegend campen. In der Masse wird das weniger witzig, sondern eher pathologisch.
Abseits davon gibt es aber noch genug Lacher und liebevoll eingesetzte Inside-Witze, die Freunden des etwas feineren Humors zum Lachen bringen werden. Viele „Star Wars“-Anspielungen stecken im Film. Etwa in der Szene, wo der wütende FBI-Mann sein Funkgerät mit Han Solo-scher Coolheit erschießt und sinngemäß meint: „Das war sowieso ein langweiliges Gespräch.“ oder auch die Bar, die das Lied aus der Cantina auf Tatooine spielt. Noch zahlreichere weitere Momente dieser Art sind in „Paul“ versteckt und sind deutlich subtiler als auch witziger eingebunden als noch bei dem stark bemüht wirkenden „Fanboys“. Aber auch bei „Star Trek“ werden einige Anleihen genommen und liebevoll ins Drehbuch eingebaut. Überhaut ist „Paul“ am Ende doch ein ziemlich herziger Film geworden.
Trotzdem gibt es dank der amerikanischen R-Rated Freigabe des Films sogar eine gute Hand voll überraschender und überraschend garstiger Gags, die zwar nicht allzu derbe sind, aber den gesamten Film dann doch noch etwas mehr Pfeffer verleihen. Die deutsche 12er Freigabe ist dann für das Ganze aber durchaus passend, so harmlos wie bei manch PG-13 Komödie geht es hier eben nicht zu, obwohl das R-Rating dann aber definitiv nicht ausgenutzt wird jenseits der sich immens steigernden Fluchrate des Films.
Aber vielleicht gehört die zunehmende Fäkalsprache beim Erstfrauenkontakt auch dazu, schließlich durchlaufen die beiden Hauptfiguren auch einen Reifeprozess und werden schlussendlich erwachsen. Das ist dann ebenso putzig anzuschauen wie Pauls geheime Mission, da er auf der Erde noch etwas zu erledigen hat…
Am Ende bleibt dann das Fazit, dass die meisterliche Handschrift eines Edgar Wright vielleicht gefehlt hat, das Team Pegg & Frost den Film aber in sichere, sympathische Gefilde führt. Auch der dramatische Showdown ist dann eher ein großer Gag an sich und am Ende macht die beschwingte Alienrettungsaktionssause so viel Spaß, dass man vielleicht wenigstens hier noch eine Fortsetzung nachlegen könnte, nachdem den Filmfans die von „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“ noch nicht beschert wurden. Von dem Team Simon Pegg und Nick Frost kann man eben kaum genug kriegen.
Filmbewertung: 8/10
P.S.: Wer nicht unbedingt Star Wars mitsprechen kann und auch nichts über Kirk und den Echsenmenschen weiß, der kann wohl einen Punkt abrechnen, da man dann wohl so einige Lacher im Film nicht mitbekommt. Aber gleichzeitig sollte man sich auch fragen, ob diese Unwissenheit wirklich sein muss, schließlich zeigt auch „Paul“:
Nerds sind einfach meistens die lieberen Menschen!
C4rter wartete als Ober-Geek auf die O-Ton Fassung und sagt dazu noch:
Aufgrund der positiven Resonanz meines Co-Autors war ich auch sehr begierig „Paul“ zu sehen. Doch da der Film Simon Pegg und Nick Frost in den Hauptrollen auffährt und das Drehbuch ebenfalls aus der Feder der 2 Briten stammt, musste ich erst einmal auf eine Originalton-Variante warten.
Weitestgehend kann ich mich der Meinung hier anschließen. Der Film macht von Beginn an sehr viel Spaß. Frost und Pegg geben erneut das unglaublich sympathische Duo ab, denen man die Freundschaft im wahren Leben jederzeit ansieht. Spielfreude gepaart mit einem unglaublichen Sinn für Humor, das ist einfach wunderbar.
Sobald das animierte Alien Paul dann zu den beiden dazu stößt, baut der Film entgehen meiner Erwartung kein Stück ab. Seth Rogen passt toll auf die Figur. Zwar ist seine Stimme generell etwas zu tief, aber der Rest, also Betonung und Sprachgefühl, ist einfach perfekt für die Figur von Paul.
Witzig ist vor allem, dass die Figur zwar als seit Jahren eingesperrtes Alien daherkommt, mit dem man ein wenig Mitleid hat, Paul aber auch ein ganzes Stück weit ein kleines Arsch ist. Das macht ihn nicht weniger sympathisch, aber es hilft der Figur ungemein sich zu etablieren. Paul ist locker, sagt was er denkt und macht jeden Quatsch mit. Ein Alien-Kumpel wie er wohl sehr gerne im Garten eines jeden Geeks landen dürfte. Beschweren würde ich mich nicht.
Die Grundidee des Films läuft sich zu keiner Stelle tot und ganz vorhersehbar ist die Story auch nicht. Einzig, dass es zum Ende hin dann doch ein paar Figuren zu viel gibt kann stören, der kurze Gastauftritt von Sigourney Weaver wiegt dieses Manko dafür aber doppelt wieder auf. Unglaublich tolle Rolle und verdammt guter Abgang. Respekt das sie diesen Blödsinn mitgemacht hat.
Insgesamt kann sich „Paul“ als recht geekige Sci-Fi Komödie wunderbar behaupten. Der Humor schwankt von Insiderhumor bis hin zu ein paar platteren Schoten, ist aber immer noch auf einem Niveaulevel das man sich ohne Probleme anschauen kann. Genre-Fans werden naturgemäß mehr Spaß haben, aber Frost und Pegg schaffen es wieder, dass auch Genre-Unkundige ihre Freude an dem Film haben können. „Paul“ ist definitiv ein würdiger inoffizieller Beitrag zur Cornetto-Trilogie von Edgar Wright, ohne dass dieser etwas mit dem Film zu tun hatte.
Filmbewertung: 8/10
Doppel-Review-Notenschnitt: 8/10 |
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