Thor

Thor
Originaltitel: Thor- Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Kenneth Branagh

Darsteller: Natalie Portman, Chris Hemsworth, Anthony Hopkins, Ray Stevenson, Idris Elba, Kat Dennings, Jaimie Alexander, Stellan Skarsgård, Rene Russo, Tom Hiddleston, Clark Gregg, Colm Feore u.A.

Filmkritik: Kenneth Branagh hat es geschafft. Mit einem schön strukturiertem Skript, an dem auch "Babylon 5" und Comic-Thor-Autor Michael J. Straczynski mitgeschrieben hat, welcher die Figur in den letzten Jahren neuerlich zu alten Höhen hingeführt hat, vergehen die 115 Minuten wie im Fluge und lassen den Zuschauer an einer der bislang besten Comic-Adaptionen teilhaben.

Clever gemixt bietet der Streifen nun die, wie man so schön im Englischen sagt: „raw, cheesy glory“ der Comicvorlage, kombiniert mit edel gefilmtem, aktuellen und im Jetzt verwurzelten Unterbau, ohne dabei die bei solch großen Produktionen wichtigen Durchschnittszuschauer und Materiefremden vor den Kopf zu stoßen, die halt einfach wegen der coolen Poster ins Kino gegangen sind. Man merkt Branagh den Spaß an der Materie an und statt wie in anderen „Origin“-Filmen, in denen die jeweiligen Hauptfiguren erst einmal umständlich eingeführt werden, bevor es in der Handlung kracht, fegt hier bereits ab den ersten fünf Minuten ein galaktisches Fantasyepos entgegen. Abgefedert wird die imposante Wucht von liebenswerten Charakteren die sich trotz des abgespaceten Settings überraschend „echt“ anfühlen, wobei man das sowohl dem Skript, wie auch den ausgezeichnet gewählten Darstellern hoch anrechnen kann.

Da sich das Ganze hier jetzt schon liest wie ein Werbetext für den Film, könnte man an dieser Stelle wohl ansprechen, dass ein, zwei kleine Nebenstränge ziemlich im Nichts enden und wohl für ein noch kompakteres Erlebnis hätten gekürzt werden können. Dennoch ist „Thor“ ein verdammt rasanter Film, der mit den überraschend gut konvertierten 3D-Effekten noch einen weiteren Pluspunkt bietet.

Gerade wenn sechs interdimensionale Gottheiten auf Pferden in voller Rüstung über eine jenseitig leuchtende Glasbrücke in der Unendlichkeit der All-Welt reiten, kann das unaufdringlich eingesetzte 3D seine volle Wirkung entfalten. Die Kampfszenen sind ebenso von Wackelkameratum verschont geblieben und lassen so auch einige überraschende Effekte auf den staunenden Zuschauer niederprasseln.

Noch mal kurz und knapp als Fazit: „Thor“ ist mit das Beste, was die Comicverfilmungen bislang zu bieten haben: Phantastisch, aktuell, inspiriert und charmant. Ganz abgesehen von: bombastisch, witzig und einfach unterhaltsam.

Filmbewertung: 9/10

Und wenn es so weitergeht mit den Marvel-Verfilmungen, dann kann man bereits in einigen Jahren auf einen wundervollen, in sich stimmigen Filmkosmos zurückblicken, denn auch hier werden wieder unaufdringlich Figuren aus anderen Filmen eingeflochten und kleine Seitenhiebe verteilt. Dahingehend sollte man die Augen aufhalten für den Gastauftritt eines sich bald wohl im Avengers-Film befindenden Bogenschützen (der aber abseits von Namedropping noch nicht viel her gibt), genauso wie man auch bei diesem Film im Kino bis nach dem Abspann sitzen bleiben sollte.

C4rter meint dazu nun noch:

„Thor“ steht man als Filmfreund der nicht jede Comicverfilmung frenetisch feiert wohl generell eher skeptisch gegenüber. Eine Handlung über Götter mit denen man wenig zu tun hat und sich noch weniger für interessiert? Klingt nicht so spannend. Aber Regisseur und Schauspieler Kenneth Branagh holt alles raus was geht und hält den Film standhaft auf einem guten, wenn auch nicht herausragenden Level.

Die Handlung auf der Erde ist durchweg wirklich gelungen. Wenn „Thor“ nach ellenlanger Einführung endlich als gefallener Gott auf der Erde aufschlägt und sich dort erstmal komplett daneben benimmt, gehen die Mundwinkel ruck zuck nach oben. Herrlich was das Drehbuch sich hier für Späße aus dem Ärmel schüttelt.

Teils irgendwie schon ärgerlich hingegen ist die allzu schwülstige Handlung um Asgard und die Eiswelt Jötunheim. Hier wird bis auf die geänderten Figuren und Schauplätze eine 08×15 Handlung abgebrannt die im Gegensatz zur Handlung auf der Erde auch jegliches Augenzwinkern vermissen lässt. Für Comic-Fans sicher ein audiovisueller Genuss, für den durchschnittlichen Zuschauer ein visueller Overkill der überhaupt nicht zum Look des restlichen Films passt und komplett außen vor steht.

Aber es hilft dem Film immer wieder, dass dieser Handlungsstrang regelmäßig von der lockeren Handlung auf der Erde unterbrochen wird. Das der Agent von S.H.I.E.L.D. eine größere Rolle bekommen hat als in den bisherigen Comic-Verfilmungen ist ebenfalls förderlich, für Humor und Handlung. Man fragt sich zwar, wie eine Forscherin die aussieht wie Natalie Portman Probleme mit Männern haben kann, aber gut, dieses Problem gibt es ja in vielen Filmen mit ihr.
Aber „Thor“ schafft es einfach diesen Level von grundehrlicher Sympathie konsequent hochzuhalten. Wenn Thor in einem Diner eine Tasse kaputt schmeißt und so nach mehr Kaffee verlangt, kugelt man sich einfach nur weg.
Oder die Szene, in der Thor in einen Kleintierhandel geht und ein Pferd verlangt.
„We only have cats and dogs.“ entgegnet der Verkäufer, was Thor nicht davon abhält eines davon zu verlangen: „Then give me one of those large enough to ride.“
Zudem gelingt es so spielend den schauspielerisch etwas beschränkten Chris Hemsworth doch noch als Sympathieträger zu verkaufen.

Insgesamt stimmt „Thor“ sehr gut auf den nahenden „The Avengers“ Film ein. Die Figur ist ein spaßiger Haudrauf und sobald die Handlung ihren Fokus weniger auf die Götter-Story und mehr auf Thor selbst legt, kann auch das volle Spaß-Potential ausgeschöpft werden. So kommt man im Mittel auf:

Filmbewertung: 7/10

 

Doppel-Review-Notenschnitt: 8/10