Freunde mit gewissen Vorzügen
Originaltitel: Friends with Benefits – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Will Gluck
Darsteller: Justin Timberlake, Mila Kunis, Patricia Clarkson, Jenna Elfman, Bryan Greenberg, Richard Jenkins, Woody Harrelson, Emma Stone, Nolan Gould, Andy Samberg, Shaun White, Andrew Fleming, Jason Segal, Rashida Jones
Filmkritik: Die New Yorker Headhunterin Jamie (Mila Kunis) überredet Dylan (Justin Timberlake) aus L.A., seinen Job zu kündigen und einen neuen für GQ in New York anzutreten. Obwohl die beiden füreinander geschaffen zu sein scheinen, erkennen sie in sich all das, wovor sie in früheren Beziehungen immer geflüchtet sind. Sie halten es daher für das Beste nur gute Freunde zu sein. Doch irgendwas fehlt den zweien dann doch: Der Sex! Kurzerhand schmieden die zwei das perfekte Arrangement, Sex miteinander haben ohne ein Liebespaar zu sein. Das klappt auch erst einmal besser als erwartet…
Im Jahr 2011 kamen gleich 2 Filme ins Kino die sich dem Thema „Fuck-Buddy“ oder „Fick-Freunde“ annahmen, also eine Beziehung zwischen Männlein und Weiblein die rein auf sexueller Ebene abläuft. Den Anfang machte vor ein paar Monaten die Reitman-Komödie „No Strings Attached“, die mit Natalie Portman und Ashton Kutcher in den Hauptrollen aufwarten konnte. Leider war das auch schon das Beste am Film, denn die Story war 08/15, die Charaktere platt und die Chemie zwischen Kutcher und Portman war auch nicht die Beste. Sehr schön, dass „Friends with Benefits“ quasi alles besser macht.
Das fängt direkt bei der Inszenierung des ganzen an. Will Gluck, der zuletzt mit „Easy A“ bereits eine grundsympathische Komödie mit einer überragenden Emma Stone abgeliefert hat, zeigt auch bei „Friends with Benefits“ wieder sein ganzes Talent. Allein der Kniff die Einleitungsszene so zu inszenieren, als seien die beiden Hauptfiguren bereits ein Liebespaar ist ein simples, aber sehr wirksames Mittel. Hier wird bereits klar, da ist ein Regisseur am Werk, der weiß was er will.
Doch auch die Chemie zwischen Mila Kunis und Justin Timberlake passt direkt vom ersten Moment an. Man sieht den beiden den Spaß an den sie hatten und das sie sich auch außerhalb des Films wirklich mögen. Dabei legen sie zudem eine große Spielfreude an den Tag und geben sich durchweg nachvollziehbar und nicht unnahbar. Zwar bekommt Timberlakes Figur einen recht erfolgreichen Job vermittelt, doch das führt nicht dazu, dass sein Charakter völlig abhebt. Als Identifikationsfigur taugt er, wie auch Kunis, jederzeit.
Es dauert nicht lange, dann landet das Pärchen im Bett. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie sehr gute Freunde, die ihre besondere Beziehung nicht durch Liebe kaputt machen wollten. Aber sie konnten sich auf Sex ohne Konsequenzen eignen. Die diversen Sex-Szenen inszeniert Gluck mit viel Können und Timberlake und Kunis spielen auch mit allerlei Spaß. Erinnerungswürdig ist vor allem, wenn Timberlake bei seiner Filmpartnerin Cunnilingus praktiziert und sie ihn fragt ob er sich da grad nach China durchbuddeln will.
„Friends with Benefits“ ist nun aber keine Komödie, bei der man pausenlos lacht oder die ständig auf den nächsten Witz aus ist. Ab und an bebt das Zwerchfell richtig kräftig, meist auch ohne Vorwarnung, dann ist wieder für eine ganze Zeit lang ruhe. In dieser Zeit macht der Film einfach Spaß, ist aber nicht gezwungen witzig. Dieses Konzept funktioniert sehr gut, eben vor allem weil die Figuren so gut harmonieren. Es wird nicht krampfhaft versucht witzig zu sein sondern es wird vornehmlich mit Situationskomik gearbeitet, mit der man selbst auch jeden Tag zu tun hat.
Von der guten Leistung der Hauptdarsteller klammern sich die Nebencharaktere nicht aus. Besonders Woody Harrelson als Homosexueller Mitarbeiter von Timberlakes Figur, gibt eine großartige Performance und schafft es perfekt, dass eine schwule Figur einmal nicht als platter Stereotyp dargestellt wird.
Eine andere erwähnenswerte Nebenrolle hat Richard Jenkins inne, der den Vater von Timberlakes Figur spielt, welcher an Alzheimer erkrankt ist. Er spielt die Figur einfühlsam und tragisch, aber auch stellenweise bitterbös komisch, eben genau so wie diese Krankheit manchmal sein kann. Für eine im Prinzip recht unbedeutende Nebenrolle eine tolle Leistung. In kleineren Rollen tauchen u.a. Emma Stone sowie Jason Segal und Rashida Jones auf. Segal und Jones geben ein Pärchen eines Liebesfilms im Film, über den sich unser Hauptdarsteller-Paar gerne lustig macht.
„Friends with Benefits“ veralbert an einigen Stellen die typischen Klischees einer Hollywood-Liebeskomödie. Musik die einem vorschreibt wie man fühlen soll, einen unpassenden Popsong im Abspann und Drehorte die aussehen wie New York aber durch die Palmen im Schnee darauf hindeuten, dass doch in L.A. gedreht wurde. Dabei gelingt es dem Film, die meisten der Klischees der typischen Rom-Com zu umschiffen. Eben genau wie schon bei „Easy A“, der auch erfrischend anders war, ist auch „Friends with Benefits“ weit davon entfernt eine 08/15 Love-Story zu sein. Der Film ist insgesamt unaufdringlich inszeniert, schafft es durch diese etwas andere Herangehensweise aber das Interesse des Zuschauers viel mehr zu entfachen.
Den Drehbuchautoren und Will Gluck ist eine freche Liebes-Komödie gelungen, die dem Genre keinen zweiten Frühling beschert, aber sich doch gegen etliche andere Vertreter der letzten Jahre mit Leichtigkeit durchsetzt.
Filmbewertung: 8/10
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