Profondo Rosso – Rosso – Die Farbe des Todes

Rosso – Die Farbe des Todes
Originaltitel: Profondo Rosso – Erscheinungsjahr: 1975 – Regie: Dario Argento



Darsteller:
David Hemmings, Daria Nicolodi, Gabriele Lavia, Macha Méril, Eros Pagni, Giuliana Calandra, Piero Mazzinghi, Glauco Mauri, Clara Calamai, Aldo Bonamano u.A.

Filmkritik: Dario Argento. Vom italienischen Filmkritiker, zum hochgeschätzten Horror-Regisseur der 70er und 80er Jahre, bis hin zum Murksmaestro der 90er und 2000er, in denen er zumeist beweist, dass wohl viele ziemlich großartige Beiträge zum Genre-Kino wohl doch eher den glücklichen Umständen zuzurechnen sind. Einer dieser großartigen Beiträge davon ist „Profondo Rosso“.

Aufgezogen als Giallo klassischer Schule setzt auch hier die Handlung aus einer Mischung aus Krimi-Ästhetik und für die Zeit ziemlich explizit ausgespielten Mordszenen. Nachdem nämlich eine übernatürlich begabte Dame scheinbar einen Mörder im Raum bei einer ihrer Auftritte wahr nimmt, wird sie daraufhin schnell von selbigem besucht und umgebracht. Ein junger Pianist bekommt den Mord mit und fängt erst widerwillig, dann aber immer obsessiver an, eigene Nachforschungen anzustellen. Im zur Seite steht eine junge, kesse Reporterin, die gleichzeitig auch als Love-Interest fungiert und dem Ganzen einen netten „romantic comedy“ Subplot hinzufügt.

Glanzzeiten-Argento wäre natürlich nicht Argento, wenn die Optik und Musik nicht auf höchstem Niveau wären. So gibt es fantastische Kamerafahrten, atmosphärische Einstellungen und generell eine Inszenierung, die spielerisch leicht Spannung, Humor als auch richtigen Horror zu variieren weiß. Was die passende musikalische Untermalung angeht, so liefert die italienische Band „Goblin“ einmal mehr den Soundtrack und schafft hiermit wohl einen der Besten, der jemals für einen Horrorfilm geschaffen wurde. Selbst wenn der Film totaler Murks wäre, was er nicht ist, obwohl er trotz allem an einigen Problemen zu knabbern hat, so ist allein wegen der musikalischen Untermalung zumindest einmaliges Anschauen absolute Pflicht für Giallo-Fans im Speziellen oder generell für alle Freunde guter Musik im Allgemeinen.

Übernatürlicher Realismus, realistische Übernatürlichkeit, oder einfach ziemlicher Quatsch?

Inhaltlich gibt es im Gegensatz zur restlichen Inszenierung einige Elemente, die nicht allzu gut zum Rest des Geschehens passen wollen. Telepathische Fähigkeiten? Nach dem Anfang nie mehr erwähnt. Eine komische Roboterpuppe, die zum Erschrecken eines Opfers eingesetzt wird? Wird nicht ansatzweise erklärt. Gruselig an kleinen Galgen baumelnde Babypuppen? Keine Ahnung, aber es sieht cool aus!
So oder so ähnlich muss Argento sich das Ganze gedacht haben, was auch wie die Faust aufs Auge zu dessen Style-Over-Substance-Stil passt, den er zumindest in seiner frühen Hochphase schnell und effizient perfektioniert hatte.
Warum auch verschiedenste Elemente erklären, wenn das Unheimliche, das Unerklärliche einfach viel mehr zur Atmosphäre beiträgt als so kleine Nebensächlichkeiten wie Realismus oder gar Logik?
In diese Falle tappt dann auch leider des Schluss des Ganzen, was wohl als einziger großer Fehler gewertet werden muss. Denn auch wenn die Herleitung des Killers zum Finale hin ordentlich gemacht wurde, so gibt es bis dahin so viele falsche, aber auch sehr passende Fährten, dass es weniger eine Frage ist, wer denn nun der Killer ist, sondern wann denn Argento diesen Hasen ganz überraschend mal aus dem Hut zieht.

Aber, wie gesagt, der eigentliche Inhalt war immer schon das eine, große Problem Argentos. Bevor dies allerdings so niederschmetternd offensichtlich wurde, lieferte er eben Klassiker wie diesen ab. Freunde von Slasher-Filmen sollten sich einmal die Zeit nehmen und diesen Vorboten des Genres anschauen (auch wenn es insgesamt auch noch bessere Giallos gibt und in der Vorbildfunktion wohl Mario Bavas „Bay Of Blood“ noch deutlich aussagekräftiger ist), Musikfreunde müssen den Film wegen des Soundtracks sehen und generell Menschen, die bei einem Murdermystery-Streifen von etwas Blut nicht abgeschreckt sind, sollten sich dieses Schätzchen auf keinen Fall entgehen lassen. Bei dem audiovisuellen Verwöhnprogramm was hier aufgefahren wird, fallen eben auch die vorhandenen, inhaltlichen Ungereimtheiten nicht ins Gewicht. Meistens zumindest.

Filmbewertung: 8/10