The Thing
Originaltitel: The Thing – Erscheinungsjahr 2011 – Regie: Matthijs van Heijningen Jr.
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Joel Edgerton, Eric Christian Olsen, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Ulrich Thomsen, Kim Bubbs, Stig Henrik Hoff, Trond Espen Seim, Jonathan Walker, Carsten Bjørnlund, Jørgen Langhelle, Davetta Sherwood u.A.
Filmkritik: Manchmal ist das moderne Kino schon ziemlich grauenerregend. Und dabei geht es jetzt gerade nicht einmal um Torture-Porn, Gore-Exzesse oder weitere Filme von den „Epic Movie“-Machern. Nein, gerade die immer beliebter werdende „Nostalgiaploitation“ greift um sich und sorgt dafür, dass seit jahrzehnten begrabene Franchises nun eine Fortsetzung spendiert bekommen. Ob jetzt „Indiana Jones“ oder „Tron“, zumeist kommt eine Mischung aus aktueller Optik und Zeitgeist zu einer alten Idee, die meist kombiniert mit Re-Releases der jeweiligen Urfilme gekoppelt gut Kohle machen soll.
Ein weiteres Mitglied der Retro-Nostalgie-Welle ist nun also „The Thing“ von Erstlingsregisseur Matthijs van Heijningen Jr., der wohl ganz, ganz sicher gehen wollte: War John Carpenter’s „The Thing“ in den 80ern noch ein Riesenflop, da gerade Alle im E.T.-Rausch waren, so richtet sich das originellerweise genau gleich betitelte Prequel einzig und allein an alle Die-Hard „The Thing“-Fans, die sich über die Jahre Carpenters Remake zig Mal angeschaut haben. „Wir machen genau das Gleiche, nur irgendwie anders!“ ist da das Motto gewesen und genau das wurde dann eigentlich auch eingehalten, was schlicht das Problem ist.
Nostalgiaploitation Overkill!
Ja, es wird haarklein beschrieben was bei den Norwegern damals geschehen ist, die ursprünglich „Das Ding“ aus seinem eisigen Gefängnis befreit haben, bevor Kurt Russel und Co. in Carpenters Version sich auch die Weltallplage eingefangen haben. Dabei wird tunlichst genauesten darauf geachtet, auch ja so auszusehen wie der damalige Film und am besten auch extrem ähnliche Situationen zu präsentieren, damit sich ja niemand der nerdigen Fanboys verkohlt vorkommt, denn sie und ihre DVD-Käufe haben den Streifen ja irgendwie erst möglich gemacht. Deshalb wird auch minutiös darauf geachtet, dass es keinerlei Anschlussprobleme mit Carpenters Remake, bzw. „Re-Imagening“ des alten Films, bzw. Buches gibt.
Jeder Detailversessene erfährt nun, warum hier ein Loch ist und da eine Axt hängt. Das damit die 80er-Fassung, wenn man sie denn als „Double-Feature“ sehen will, damit um viel ihres mysteriösen Charmes beraubt wurde ist egal, den Streifen hat das angepeilte Klientel eh schon so oft gesehen, dass der meiste Grusel sich einzig noch daraus speist, dass man sich in Erinnerung ruft, wie doll man sich als Kind vor dem Ganzen gefürchtet hat. Bis aufs kleinste Fitzelchen wird Originalität nicht groß geschrieben, ganz im Gegensatz zum Fanservice, da man ja nun einen ach so tollen Blick in das vorher geheime UFO-Innenleben werfen kann. Wiederum zieht dies dann Carpenters Fassung herunter, ganz zu schweigen davon, dass für sich ganz gesehen man nun mit beiden Streifen etwa vier Stunden genau das Gleiche in zwei leicht unterschiedlichen Abläufen serviert bekommt. Aber, wie gesagt, entweder sind hier die Leute, die das Original vergöttern und einfach „das Gleiche nur irgendwie anders“ sehen wollen, weil vielleicht nach dem 37. Besuch in der Arktis-Station doch leichte Verschleißerscheinungen eingetreten sind.
Lahme CGI gegen ordentliche Schauspieler
Und, um fair zu bleiben, die Darsteller machen ihre Sache durchaus gut, die Inszenierung ist halt bewusst altmodisch und ruhig gehalten und im eigentlichen Design sind die neuen Monsterentwürfe große Klasse. Im Design eben deshalb, weil viele Teile schlicht entgegen der Aussagen des Drehteams aus oftmals mehr schlecht als rechten Computeranimationen entstanden sind. Wenn irgendwo Einzelteile oder auch mal ganze Leichen herumliegen, so darf man sich auf etwas Handgemachtes freuen, aber eben die bedrohlichen jenseitigen Ding-Mutationen erstrahlen zum größten Teil im lahmen CGI-Gewitter, die eher an „Doom“ erinnern als an alles Andere. Und zwar leider das Videospiel. (Gut, nicht das Alte, sondern das Neuste, aber immerhin…)
Wenn dann auch noch die besten Momente, zu denen das unglaublich lahmarschige Finale nun wahrlich nicht gehört, schlicht nicht ganz so effektive Variationen von Carpenters Streifen sind, muss man leider zu dem Schluss kommen, dass hier ein weiteres Remake mit frischen Ideen wohl deutlich besser gewesen wäre. Selbst im Abspann kriecht man da den Fanboys noch in…
…die Geldbörse, indem man ja ganz toll an Carpenters ach so verschmähtes Werk anschließt, indem man „den Film so enden lässt, wie er einzig und allein enden konnte“. Gerade dieser Satz ist es dann, der das gesamte Dilemma auf den Punkt bringt: Ja, „The Thing“ passt perfekt zu Carpenters-Streifen, aber nimmt diesem sowohl als Prequel viel seines eigenen Charmes vorweg und ist ansonsten so unglaublich vorhersehbar und „sicher“ gemacht worden, dass es eine Schande ist.
Aber wenn man sich von der eigentlichen Traurigkeit dieses Horrorfanboy-Nostalgiaploitation-Grundkonzeptes entfernt (oder schlimmer noch: es genau so haben wollte), wird man sicherlich seinen Spaß mit diesem Streifen haben. Und, wie gesagt, die Darsteller sind alle samt gut, vereinzelt gibt es sogar den ein oder anderen effektiven Erschrecker und es ist mal kein PG-13-Horrorstreifen, weswegen es eben – da haben wir es wieder – passend zum Original etwas blutiger zugeht.
Insgesamt gibt es dafür die
Filmbewertung: 5/10
, auch wenn Endlosgucker von Carpenters Version wohl noch ein, zwei Punkte Nostalgie-Bonus draufrechnen können.
C4rter hat’s nun auch noch nachgeholt
Will gar nicht zu viele Worte verlieren, sondern lediglich noch schnell ergänzen was ich über das Prequel/Remake denke.
Es ist vor allem die Detailversessenheit, die den Film als wirkliches Prequel interessant gemacht hat. Man hat zumeist tatsächlich das Gefühl, das die Handlung vor dem Carpenter-Film spielt.
Allerdings, bereits der Carpenter Film hatte das Problem bei mehreren Sichtungen etwas fad zu werden. Der selbe Effekt tritt natürlich bei einem Prequel mit ähnlicher Handlung ebenfalls ein, besonders weil man hier das Ende ja bereits bei der Erstsichtung kennt, wenn man denn Carpenters Version gesehen hat.
Alles in allem ist "The Thing" aber eine gelungene Idee, weil erfrischende Idee, die geschickt ein nerviges Remake umgeht.
Auch die CGI-Monstereffekte stören nur selten. Problematisch ist leider ausgerechnet die Story, die von Beginn an einfach ausgelutscht und sattsam bekannt wirkt.
Filmbewertung: 6/10
Doppel-Review-Notenschnitt: 5,5/10 |
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