The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 1 – Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1

Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1
Originaltitel: The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 1 – Erscheinungsjahr 2011 – Regie: Bill Condon



Darsteller:
Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Dakota Fanning, Anna Kendrick, Ashley Greene, Maggie Grace, Michael Sheen, Jamie Campbell Bower, Nikki Reed, Kellan Lutz, Jackson Rathbone u.A.

Filmkritik: Es ist sicherlich nicht immer einfach über „Twilight“ zu schreiben. Rumpolternde Nichtseher und selbst viel männliche Dochgucker hacken auf dem armen Franchise rum, während die Damen sich jedes Mal wieder verzaubern lassen (und ihre Männer gleich mit ins Kino ziehen). Zumeist resultiert das Ganze schlicht aus verschiedenen Ansätzen: Das Prinzessinen-Schmacht-Schema ist schon allein um toleriert zu werden oftmals ein schwer zu schluckender Brocken für manchen „echten Filmfan“. Nichts desto trotz hat nun 4.1 den zweitbesten Start der Filmgeschichte (bis jetzt, denn stetig steigende Ticketpreise sorgen sicherlich auch bald für neue Spitzenreiter in dieser Kategorie) hingelegt. Was ist also dran, an dem ganzen Hype?

Die Geschichte setzt gleich mit der langerwarteten Hochzeit vom unsterblichen, knapp 100 jährigen Vampir Edward mit seiner gerade-18-aber-mit-„alter Seele“-ausgestatteten Herzensdame Bella ein. Viele Emotionen, viele Auftritte von bislang mitgeschliffenen Nebencharakteren und ohne dass man es sich versieht, ist man von der ganzen Zuckerigkeit eingelullt. Das ist dann der Moment, wo Bill Condons Regie zündet, denn extrem überraschend schiebt er hier nun eine visuell umwerfender Alptraum-Sequenz ins Geschehen, die so sicherlich von wenigen erwartet wurde. Deshalb schon einmal „Entschuldigung!“ für diese verratene Sequenz, aber keine Sorge, es gibt noch einige Highlights mehr.

Leider erst ab der zweiten Hälfte, denn nach der Hochzeit geht es erstmal mit dem daywalkenden Glitzervampir-Mann/Frau-Duo in die Flitterwochen, wo Tennie-Klischee gerecht „das erste Mal“ überraschend witzig thematisiert wird, bevor sich „Twilight 4.1“ dann schlicht mit seinem vorgenommenen Rating in den Fuß schießt.
Denn wo es andernorts in der Story gelingt, mit viel Andeutungen und kleineren Bluteinlagen das Nötige zu vermitteln, so wirken die harschen Bemühungen des Bräutigams, seine auf seiner Frau zurückgelassenen 5 ½ blaue Flecken als furchtbare Unmenschlichkeit zu thematisieren, geradezu lächerlich. „Aber im Buch wird das ja auch viel drastischer beschrieben, also weiß man ja, was los war!" meint da eine der Mitkinogängerinnen, aber der Film ist eben noch immer ein visuelles Medium, auch wenn wohl die meisten Besucher mit Doppelchromosom deshalb das Ganze gar nicht als so schlimm bewertet haben.
Das gleichzeitig der Handlungsablauf etwas in die Knie geht ist auch noch ein Problem, aber zumindest ist Condons Regie dies anscheinend bewusst, weswegen er zumindest des Öfteren wunderbare Bilder reinen Kitsches entwirft.

Tennie-Probleme wie Vampirbabys und blutige Entbindungen

Richtig aufdrehen kann der Streifen dann in der zweiten Hälfte: Bella ist schwanger, worüber jederman(n), besonders Edward und die restlichen Vampire überrascht sind, denn eigentlich ist all dies ja ein Ding der Unmöglichkeit und einzig in alten Legenden kamen Geschichten von einem möglichen Mensch/Vampir-Hybriden auf. Dank diesen können die Langzähne dann aber wenigstens ihrem schon-bald-Mitglied Bella helfen, während allerdings das Geburtshaus im Wald langsam von den feindlichen Werwölfen umstellt wird, die unbedingt Bella und das Wesen in ihr umbringen wollen, bevor es zur Welt kommt…

Und so träge teils der Anfang, so sehr zieht dann in der zweiten Hälfte die Geschichte an und hat bei den Previews mit einer extremst effektiven und sogar überraschend harten Inszenierung der schlussendlichen Geburtsszene sämtliche im Saal befindlichen 8-10 Jährigen verschreckt. Während diesen packenden Minuten war maximal ein kleines „Oh, nein!“ aus den vorderen Reihen hörbar.

Das ist dann aber eben auch die Twilight-Formel: Nicht, einfach nur Teenie-Probleme durch den Vampir-Wolf zu jagen, sondern sie mystisch zu überhöhen, so dass sie selbst in der Welt in der sie spielen als etwas mysteriöses, irgendwo zwischen unheiligen Vorkommnissen und göttlicher Fügung, angesehen werden. Dabei ist Condons Regie noch vor Slades Inszenierung des vorherigen Teils sicherlich die Beste, welche die Reihe bislang zu sehen bekommen hat.
Nicht nur, dass er extrem schnell zwischen Romanze, Drama, Komödie und Horror hin und wieder her wechselt, sondern die Abläufe wirken nicht nur organisch, sondern sind in ihrer Genre-Haken-schlagenden Wucht auch der zentrale Faszinations-Anker des Geschehens. Die letzten dreißig Minuten bieten dann auch genug clever gefilmtes Material, um die letzten männlichen Mitschleifnörgler zufrieden zu stellen, außer sie sind wirkliche Betonschädel: Neben zwar gerade noch so familiengerechtem Bodyhorror mit blutigem Höhepunkt gibt es eine vortreffliche Inszenierung die ironischerweise trotz „Teil 1“ im Titel zu einem runderen Abschluss führt, als ihn die Hälfte der aktuellen Blockbuster (siehe z.B. „Krieg der Götter“, etc.) haben. Dabei geben alle Darsteller ihr bestes und auch die CG-Effekte wurden nochmals kräftig überarbeitet.

Erst im Abspann gibt es dann einen Fortsetzungsköder, aber bevor der kommt steht wohl eh für ziemliche viele Besucher fest, dass der nächste und abschließende Teil ohnehin ein Muss sein wird. Und sei es vielleicht auch nur wegen Condons erstklassiger Inszenierung!

Filmbewertung: 7/10