Une Vie de chat – Die Katze von Paris

Die Katze von Paris
Originaltitel: Une Vie de chat – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Jean-Loup Felicioli, Alain Gagnol



Stimmen (O-Ton):
Dominique Blanc, Bruno Salomone, Jean Benguigui, Bernadette Lafont, Oriane Zani, Bernard Bouillon, Patrick Ridremont, Jacques Ramade, Jean-Pierre Yvars, Patrick Descamps u.A.

Filmkritik: Katzen sind ganz eigene Tiere, das wissen nicht nur die Freunde der fellballenauswürgenden Zeitgenossen. Und die titelgebende „Katze von Paris“ ist er recht ein ganz spezielles Tier. Tagsüber lebt sie Jeanne und deren Tochter Zoe, die sich seit dem Mord an ihrem Vater durch den Verbrecher Victor Costa sehr in sich zurückgezogen hat, während der Vierbeiner des Nachts mit dem geschwinden Dieb Nico wortwörtlich über die Dächer streift und ihn bei seinen Einbrüchen begleitet.

Durch Zufall stolpert die kleine Zoe dabei Costa und seinen bösen Mittätern vor die Füße und eine waghalsige Jagd durch die Nacht beginnt, in der nicht Jeder das ist was er scheint und bei der Nico und Jeanne alles daran setzen Zoe davor zu bewahren, das gleiche Schicksal wie ihr Vater zu teilen.

Willkommen bei der Sendung mit der Maus

Zumindest macht auf den ersten Blick der Zeichenstil des Filmes den Eindruck, als würde man eine zu lang geratene Zeichentrickepisode aus der lehrreichen Familiensendung sehen. Abstrakter gezeichnete Figuren und oftmals bewusst unnatürliche Bewegungen drücken sich die Klinke in die Hand und wirken zu Anfang bewusst prätentiös, aber diesen böswilligen Hintergedanken hat man nach einigen Minuten Handlung bereits aus dem Hinterkopf verbannt. Denn die sehr kurze Laufzeit des Films heißt nicht, dass es wenig Handlung gibt, sondern steht in diesem Fall für eine rasante, aber trotz allem sehr gekonnt atmosphärische Erzählweise, die mancherorts sowohl Träume als auch Gefühle mit abstrakteren Zwischenszenen illustriert. Aber keine Sorge, es bleibt immer familiengerecht.

Zusätzlich gibt es zum Ende hin eine phantastisch gezeichnete Schleich-Sequenz, in welcher der grobe Kinderbuch-Stil des Geschehens noch einmal vortrefflich genutzt wird, da in stockfinsterer Nacht schlicht die Außenlinien der Figuren in weiß erscheinen und ansonsten der Bildschirm schwarz bleibt. Der durchaus schweißtreibende Showdown findet dann natürlich über den Dächern von Paris statt und erstreckt sich bis zur Kathedrale von Notre-Dame. Und auch wenn dort ein wenig der Fokus weg führt von der Katze, der eigentlichen zentralen Figur des Geschehens, so gibt es eigentlich nur ein etwas größeres Problem des Films:
Er ist schon zu flott und komprimiert. So hätte die Filmemacher sich zu Beginn gut und gerne noch ein paar Momente mehr Zeit nehmen können und eigentlich sogar müssen, so dass Kleinigkeiten und Charaktereigenheiten wie etwa die Zurückgezogenheit von Zoe erst wie ein einfaches Stilmittel erscheinen, dann aber plötzlich doch plotrelevant sind.

Im Endeffekt ist dies nichts, was von dem durchaus phantastisch gelungenen Gesamteindruck ablenkt, aber dem Werk am Ende doch ein paar Ungeschliffenheiten verpasst, welche ihm das Prädikat „Perfektion“ verwehren. Aber das ist natürlich meckern auf hohem Niveau und so sollte jeder Freund von Animationsfilmen die Chance ergreifen, diesen an sich durchaus sehr französischen Film (aber sind sie das nicht alle?) zu genießen. Kurze und kurzweilige Unterhaltung sind genauso garantiert wie Humor und überraschend spannende Verfolgungsszenen. Ganz zu schweigen von der ganz eigenen Atmosphäre, die aus dem auf den ersten Blick klobigen, aber zum Schluss durchaus charmanten Zeichenstil entsteht.

Filmbewertung: 9/10