War Horse – Gefährten

Gefährten
Originaltitel: War Horse – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Steven Spielberg

Darsteller: Jeremy Irvine, David Kross, David Thewlis, Emily Watson, Benedict Cumberbatch, Tom Hiddleston, Toby Kebbell, Eddie Marsan, Peter Mullan, Niels Arestrup, Johnny Harris, David Dencik

Filmkritik: England, 1914. Als Albert (Jeremy Irvine) seinen Vater Ted (Peter Mullan) mit einem wunderschönen Hengst vom Pferdemarkt kommen sieht, freut er sich unbändig, denn er hatte Joey, wie er ihn nennt, bereits als junges Fohlen auf der Weide beobachtet. Doch seine Mutter (Emily Watson) ist gar nicht erfreut, denn ihr Mann war eigentlich losgezogen um ein Zugpferd für den Acker zu kaufen und kein Reitpferd. Denn Geld ist knapp, die Pacht ist fällig und der Acker muss bestellt werden. Zu allem Überfluss hatte sich Ted bei der Versteigerung durch seinen Pächter (David Thewlis) dazu hinreißen lassen viel zu viel Geld für Joey zu bezahlen.
Sein Pächter droht dem Bauer nun mit dem Rausschmiss aus seinem Gehöft, außer es sollte diesem rechtzeitig gelingen, einen steinigen Acker zu pflügen. Ein scheinbar unmögliches Vorhaben für ein stattliches Reitpferd, aber Albert und seinem Pferd Joey gelingt die schwierige Aufgabe unter Aufbietung all ihrer Kräfte. Doch anstatt das das Pferd jetzt bei ihm bleiben kann, verkauft sein Vater das edle Ross für einige Pfund an einen jungen englischen Offizier, der mit ihm in die Schlachten des ersten Weltkriegs reiten wird. Doch die Pfade von Joey und Albert kreuzten sich hier nicht zum letzten Mal…

Ein Film über ein Pferd? Als bekannt wurde, welch abstrus klingenden Hauptdarsteller der neuste Film von Star-Regisseur Steven Spielberg haben sollte, war zunächst mal Skepsis angebracht. Doch schnell wird klar, „War Horse“ ist ein klassischer Spielberg-Film, im Endeffekt sogar leider zu klassisch.

Die nicht ganz so heile Familie, die sich in Zeiten größter Not zusammenraufen und über sich hinauswachsen muss. Wie oft hat der gute Steven dies schon in seinen Filmen zum Thema gehabt? Zuletzt ist „War of the Worlds“ im Finale daran zugrunde gegangen. Auch „War Horse“ beginnt so wie man es erwartet hat. Doch schnell rückt das eigentliche Familiengeplänkel etwas in den Hintergrund. Spielberg schafft es spielend zwischen Albert und seinem Pferd Joey eine Chemie aufzubauen und man ist Felsenfest überzeugt, dass man diesem Band über den kompletten Film folgen wird. Doch weit gefehlt, die Wege der Gefährten trennen sich und Joey wird in der Hölle die da erster Weltkrieg heißt durch mehrere Besitzer durchgereicht.

In dieser Phase steht und fällt der Film mit dem Charisma der Besitzer. Die Deutschen die Pferde beim Artillerie-Transport zu Tode schinden, fallen da eher in die Kategorie „Schindler’s List“ war noch nicht genug“ und die sehr kurz angerissene Geschichte über zwei deutsche Brüder (David Kross und Leonard Carow) die mit Hilfe von Joes aus der Armee Ausbüchsen wollen, funktioniert auch nur mehr schlecht als Recht. Ein sympathisches Großvater/Enkelin Pärchen in Belgien das zufällig in den Besitz der Pferde gelangt, zieht da den Story-Karren schon eher aus dem Dreck.

In der zweiten Filmhälfte, mittels Zeitsprung, zieht nun auch Albert in Krieg. Gefolgt von einer sehr emotionalen und gut funktionierenden Szene, in der Joey durch Schützengräben flieht und sich schließlich chancenlos im Stacheldraht verheddert, finden die ehemaligen Gefährten erneut zusammen.

Spielberg macht keine Kompromisse. Er inszeniert rigoros Altmodisch, fast schon antiquiert. Das schlägt sich auch in Kameraführung und der Musikuntermalung von John Williams nieder und mündet im sanft schmalzigen Schlussakkord in überstilisierter Gelbfärbung beim Sonnenuntergang. Besser hergeleitet als einst bei „War of the Worlds“ aber im Prinzip doch wieder das Selbe.

Einen Film über eine nicht menschliche Figur zu machen und die Story im diese Figur zu entwickeln ist nicht einfach. Basierend auf einem Kinderbuch und einem Bühnenstück wurde ein stimmiges Drehbuch entwickelt welches in Anbetracht der Story in weiten Teilen doch überraschend gut funktioniert. Was allerdings oft fehlt ist die Kontinuität. Das abhandeln von Mini-Geschichten während des ersten Weltkriegs wirkt gehetzt und substanzlos, auch wenn einzelne Charaktergesichter wie Benedict Cumberbatch ihren kleinen Parts schon einen gewissen Stempel aufdrücken können. Der Bogen der sich zu Beginn eröffnet und im Finale wieder geschlossen wird funktioniert und es gelingt auch, dass man das Pferd meist als quasi Hauptrolle akzeptiert.

Steven Spielberg schien einfach etwas Bodenständiges machen zu wollen. Anders ist dieser Weg „back to the roots“ nicht zu erklären. Er inszeniert souverän und kann auf alle Helfer hinter den Kulissen zurückgreifen, die auch die meisten seiner restlichen Werke schmackhaft abgerundet haben. Doch „War Horse“ fehlt es im Endeffekt dann doch an Substanz oder an schauspielerischen Glanzleistungen um aus den restlichen Filmen herauszustechen.

Filmbewertung: 7/10