Nachdem das diesjährige "Rock the Nation" Festival ja leider abesagt wurde, musste für die dringend benötige Dosis Rock ein Ersatz gefunden werden. Eben dieser Ersatz wurde mit dem "Rock im Bruch" auch sehr schnell ausgemacht.
Zum zweiten Mal, das erste mal 2007 mit "BAP" und "Fury in the Slaughterhouse", startete im Steinbruch im Raumland in der Nähe vom Kur-Ort Bad Berleburg vom 06.07-07.07.2012 das "Rock im Bruch" Festival.
Am 06.07 gab es lediglich einen DJ und eine Coverband, doch am 07.07 waren die Rocklegenden "The Sweet" und "Uriah Heep" angekündigt. Unterstützung gabs zudem von der kanadischen Newcomer-Band "Jonas & the Massive Attraction" und den deutschen Bands "Bogga" und "Hörgerät".
Der Einlass aufs Festivalgelände begann um 16 Uhr, gegen 16:30 trafen wir am Gelände an. Geparkt wurde ca. 800 Meter entfernt auf einer großen Wiese.
Das Wetter war bombig, nach einer kurzen Regenschauer am Mittag klarte der Himmel komplett auf und die Sonne schien prächtig. Der Rock-Gott war mit uns.
Das Festivalgelände war praktisch allein schon die Reise wert. In einem Steinbruch in dem Wochentags 20 Leute arbeiten wurde die Bühne aufgebaut. Umringt von schroffen Felsen und dem starken Sonnenschein war die Location einfach malerisch.
Platz wäre wohl für gut 4000 Leute gewesen, im Laufe des Abends wurden es leider nur ca. 2000. Zu Beginn war sogar praktisch niemand da, doch nach und nach füllte sich der große Steinbruch.
Dafür war es um die Verpflegung extrem gut bestellt. 5-6 Bierwagen, Imbiss, Bäcker, Cocktailbar und alles zu fairen Preisen. Wurst 2,50€, Brezel 1€, 0,3l Bier 2,20€. Da zahlt man auf normalen Konzerten und Festivals teils deutlich mehr.
"Rock im Bruch" entpuppte sich schnell als Rockkonzert im Gewand eines Schützenfests…und dies ist als absolutes Kompliment zu verstehen. Normale Dörfler neben alten und jungen Rockfans die extra wegen den großen Namen angereist waren.
Hier war einfach eine gemütliche Atmosphäre und zusammen mit Location und Wetter standen die Zeichen extrem gut für einen rockigen Abend.
Die erste Band die auf der Bühne Platz nahm, waren "Hörgerät". Vorgestellt wurden Sie von einem Sprecher des Veranstalters, der einen Text vorlies den er zuvor bei Google nachgeschaut hatte. Das wirkte extrem unprofessionell, aber daher irgendwie auch wieder witzig. "Hörgerät" Covern deutsche Songs von Rammstein ("Engel") über Grönemeyer, Lindenberg und den Toten Hosen bis hin zu Karat ("Über Sieben Brücken musst du gehen").
Der Sänger deckt stimmlich ein breites Spektrum ab, einzig der Band fehlt stellenweise der musikalische Druck auch mal etwas derber zu spielen. Einzig bei Rammstein wurde versucht alles herauszuholen. Insgesamt war "Hörgerät" als Anheizer ganz gut zu gebrauchen, die paar Leute die bisher da waren und die immer weiter anströmenden Besucher hatten ihren Spaß.
Weiter ging es nach einer kurzen Pause mit "Bogga". Sie sind sowas wie eine lokale Berühmtheit, waren aber auch schon bei ein paar bekannteren Bands als Vorband im Programm. "Bogga" spielen eigene Songs und hatten zu Beginn angekündigt vornehmlich alte Sachen zu spielen. Wenn man "Bogga" kennt, mag das Ganze recht gelungen gewesen sein, als Außenstehender kam aber nur wenig Stimmung auf. Die Band wirkte nicht allzu motiviert, der Sänger war recht starr und wirkte mürrisch. Als Anheizer nicht wirklich zu gebrauchen, gegen Ende des Auftritts wurde es aber Liedtechnisch etwas besser.
Nach einer etwas längeren Umbaupause kamen dann die Kanadier "Jonas & The Massive Attraction" auf die Bühne. Von den Jungs war mir persönlich zuvor nichts bekannt aber ich wurde ungemein positiv überrascht. Der Sänger und seine Band sind eine enorm sympathische Truppe die richtig Stimmung machten und endlich mal die Bühne zum Beben brachten mit ihrem teils schroffen, fein abgeschmecktem Rock. Keine seichte Musik wie die beiden Vorgänger sondern auch das ein oder andere derbe Riff wurde geboten.
Hier und da ging es zwar etwas in die "Nickelback"-Richtung, aber von deren Poprock sind "Jonas & The Massive Attraction"doch ein gutes Stück entfernt. Die Jungs stellten ihr erstes/aktuelles Album "Big Slice" vor und boten eine sehr ausgewogene Mischung aus krachigen Stücken und einigen wenigen ruhigeren Nummern. Allein der Titelsong "Big Slice" weiß einfach direkt zu gefallen und ist ein perfekter Konzert-Opener.
Während des Konzerts überraschte die Band dann noch mit einem Ausflug zum Song "In the Air Tonight" und mit einer Coverversion des großartigen Stevie Nicks Songs "Edge of Seventeen". Nicht nur, dass eine männliche Version des Songs längst überfällig war, haben Jonas und seine Band das ganze enorm gut präsentiert. In diesem Sinne: "Just like the white winged dove sings a song sounds like she’s singing"!
Nach dem Auftritt von "Jonas & The Massive Attraction" traf die Band noch an einem kleinen Verkaufsstand auf dem Steinbruch-Gelände ein, an dem das Album sowie ein Unplugged-Album verkauft und signiert wurde. Auf dem Unplugged-Album ist u.a. auch die "Edge of Seveteen" Version drauf. Super Aktion von der sympathischen Truppe, von der man hoffentlich noch mehr hören wird. Also, alle mal ins Album "Big Slice" reinhören!
Nach einer weiteren Umbaupause kamen dann die Altrocker von "The Sweet" auf die Bühne. Zwar macht von der Urbesetzung nur noch Gitarrist Andy Scott mit und der Rest der Band wurde ausgetauscht, aber von ihrem Glanz hat die Band praktisch nichts verloren. Sie eröffneten das Konzert mit "Hell Raiser" und rockten sich mit neuen und alten Stücken durch den Abend. Highlights waren dabei neben Alltime-Classics wie "Ballroom Blitz", "Fox on the run" und "Blockbuster" auch 2 Stücke vom neuen Album "New York Connection". Zum einen das Cover des Ace Frehley (KISS) Songs "New York Groove" in das recht geschickt ein Auszug aus "Empire State of Mind" (Jay-Z und Alicia Keys) eingewoben wurde und zum anderen eine Coverversion des Songs "You Spin Me Round" von Dead or Alive. Die Darbietung dieses Songs wurde mit den Worten "Nobody expected that we play that one" abgeschlossen. Wohl wahr, woh wahr!
"The Sweet" machten richtig gut Stimmung, wobei sich das nicht wirklich auf alle in der Menge übertrug. Generell war der Anteil derer, die hier allein wegen den Bands angereist waren scheinbar eher gering. Die meisten sahen den Abend mehr als Volksfest, womit der Bogen zum erwähnten "Rockkonzert im Gewand eines Schützenfests" schließt. Der Stimmung tat dies aber dennoch keinen Abbruch, denn "The Sweet" hatten einfach jede Menge Spaß beim abrocken.
Nach "The Sweet" und einer weiteren Umbaupause trat nun der Headliner auf die Bühne. "Uriah Heep", die die meiste Bühnendeko und den sattesten und lautesten Sound hatten, begannen das Konzert mit einigen Songs aus den glorreichen Jahren der Band mitten in den 70er und Anfang der 80er Jahre. Zwischendurch gaben Sie auch den ein oder anderen Song ihres neuen Albums "Into the Wild" zum besten, so unter anderem auch den Titelsong gleichen Namens. Für Freunde des gepflegten abrockens war die Darbietung ein Fest, auch wenn man weiß Gott nicht jeden Song kennen musste. Aber man merkte das Frontmann Bernie Shaw und seine Jungs einfach ziemlich viel Spaß beim Auftritt hatten. Und auch wenn, ähnlich wie bei "The Sweet" mit Mick Box nur noch ein Gründungsmitglied dabei ist, weiß der Sound der Gruppe immer noch sehr zu gefallen. Zum Abschluss des Konzerts gab es dann mit "Lady in Black" und "Easy Livin’" die wohl größten Hits zu hören. Scheinbar gefehlt hat leider das ebenfalls recht bekannte "Free Me". Gut gerockt hat zwischendurch dafür u.a. "Look at Yourself".
Gegen 00:45 Uhr gingen dann auch "Uriah Heep" von der Bühne und damit war das "Rock im Bruch 2012" leider auch schon zu Ende.
Insgesamt kann man das Event aus Fan-Sicht als großen Erfolg sehen.Von 16 Uhr bis spät in die Nacht, 5 Bands bei einem Eintrittspreis von 45€ und zudem noch faire Getränkepreise und eine einzigartige Location. Was will man denn mehr?
Ob sich das Event im Nachhinein für die Veranstalter gerechnet hat bleibt abzuwarten. Wenn ja, wäre es schön wenn der nächste "Rock im Bruch" nicht 5 Jahre auf sich warten lässt sondern evtl. gar nächstes oder übernächstes Jahr nochmal steigt. Genügend Rock-Bands die man einladen könnte, gibt es in jedem Fall.
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