God Bless America
Originaltitel: God Bless America – Erscheinungsjahr 2011 – Regie: Bobcat Goldthwait
Darsteller: Joel Murray, Tara Lynne Barr, Mackenzie Brooke Smith, Melinda Page Hamilton, Rich McDonald, Guerrin Gardner, Kellie Ramdhanie, Andrea Harper, David Mendenhall, Steve Agee, Iris Almario, Aris Alvarado
Filmkritik: Ab und zu fragt man sich, was wohl aus diesem oder jenen Schauspieler geworden ist. Nicht sehr oft erhält man darauf eine Antwort. Bei Zed aus den „Police Academy“ Filmen hingegen, serviert dieser die Antwort gleich selbst. Zed, der Bürgerlich auf den nicht minder seltsamen Namen Bobcat Goldthwait hört, hat sich im Jahre 2011 entschieden auf der Leinwand nochmal so richtig auszuflippen. Bzw. nicht er selbst, sondern der Hauptdarsteller seines Films „God Bless America“.
Der Angestellte Frank (Joel Murray) ist einer von vielen auf der Welt. Ende 40 erwartet er vom Leben nicht mehr viel. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen und selbst seine Tochter hält ihn für einen totalen Versager. Wäre das nicht genug, kommt im Fernsehen den ganzen Tag nur noch Müll. In „American Superstars“ werden Menschen ohne Talent der Nation praktisch zum Fraß vorgeworfen und in sogenannten Reality-Shows wie „My Super Sweet 16“ verfluchen Kinder ihre Eltern weil es das falsche Auto zum Geburtstag gab.
Als es dann eines Tages wirklich knüppeldick kommt für Frank und er nach Kündigung und Diagnose eines Hirntumors keinen Ausweg mehr sieht, will er sich das Leben nehmen. Doch das scheint ihm dann doch zu einfach. Stattdessen schnappt er sich seine Pistole und rächt sich an denen, die ihm jeden Tag die Zornesröte ins Gesicht treiben. Der Startschuss fällt gegen die Hauptdarstellerin aus „My Super Sweet 16“, bei deren Mord er die blutjunge Roxy (Tara Lynne Barr) kennenlernt. Sie ist begeistert von Franks vorgehen und schließt sich ihm an. Gemeinsam ziehen sie eine blutige Spur durch Amerika und kennen keine Gnade, weder vor TV-Shows noch vor allen anderen Menschen die sie nerven…
„God Bless America“ ist nicht der erste Film der dieses prekäre Thema näher beleuchtet. Bereits Oliver Stone ließ in „Natural Born Killers“ ein Killerpärchen auf die Vereinigten Staaten los und Michael Douglas wütete in den 90er Jahren ja auch noch durch „Falling Down“. Doch die beiden Filme sind nun bereits weit mehr als 10 Jahre her, es war also zweifelsohne an der Zeit für eine tagesaktuelle Abhandlung des Themas, denn Hass gibt es immer. Man würde wohl lügen wenn man sagen würde, dass man nicht den einen oder anderen Gedanken mit Frank und Roxy teilt.
Doch zwischen all dem Rächen, Hass und Blutvergießen fehlt des dem Film einfach am gewissen Etwas. Das ständige, primitive Aufzählen von hassenswerten Menschen die den Tot verdient haben ist ebenso wenig kreativ wie die teils minutenlangen Parodien auf Reality- und Casting-Shows, die durch die Überlänge der Einspieler ähnlich nervig sind wie ihre realen Pendants. Da scheint es treffend, das der Film praktisch direkt mit der geschmacklosesten Entgleisung beginnt, bei der ein Säugling mit einer Schrotflinte abartig blutig erschossen wird. Eben dies gibt zumindest den perfekten Eindruck was in „God Bless America“ an der Tagesordnung steht: Möglichst plakativ sein.
War der Blick auf die Medienwelt mit Oliver Stones Federführung in „Natural Born Killers“ noch wesentlich bissiger und vielschichtiger und brachte Michael Douglas Figur in „Falling Down“ die nötige Tiefe mit um den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen, können die Taten von Frank bei jedem normal denkenden Menschen eigentlich nur noch Verachtung auslösen. Wer derartig hasserfüllt durchs Leben geht, sollte evtl. dann doch erst einmal in seinem eigenen Vorgarten aufräumen ehe er anderen die Schuld in die Schuhe schiebt.
„God Bless America“ macht mit viel, viel Wohlwollen auf einer gewissen Ebene noch Freude, zumindest zu Beginn wo das Vorgehen von Frank noch wirklich schockt. Komprimiert im pfiffigen Trailer von "God Bless America" funktioniert der Film am besten.
Doch irgendwann, spätestens in der zweiten Filmhälfte, beginnt die Aneinanderreihung von Plattheiten zu nerven. Das Identifikationspotential tendiert gegen Null und auch die Chemie zwischen Frank und Roxy wirkt zu erzwungen. Eine gleichaltrige oder zumindest nicht derartig junge Partnerin hätte dem Film definitiv schon mal geholfen. Doch damit fangen die Probleme des Films eigentlich erst an…
Filmbewertung: 4/10
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