Cabin in the Woods
Originaltitel: Cabin in the Woods – Erscheinungsjahr 2011 – Regie: Drew Goddard
Darsteller: Richard Jenkins, Bradley Whitford, Jesse Williams, Chris Hemsworth, Fran Kranz, Kristen Connolly, Anna Hutchison, Brian J. White, Amy Acker, Jodelle Ferland, Monique Ganderton, Tom Lenk
Filmkritik: Der Horrorfilm ist wohl das Genre, welches bereits am meisten jegliche Art von Abhandlung und Frischzellenkur über sich ergehen lassen musste. Hinterfragen des Slasher-Konzepts in „Scream“, (Zombie-)Komödie in „Shaun of the Dead“, deftige Schenkelklopfer in „Scary Movie“ oder Amateurlook in „The Blair Witch Project“. Wobei dies auch mit dem Genre des Horrors in Verbindung steht, denn kaum ein Filmgenre ist derartig abhängig davon, mit einem anderen Genre vermischt zu werden. Im Horror-Bereich ist es oft der Teenie-Film, der genommen wird und mit etwas unvorstellbar grausamem Vermischt wird, sei es Jason Vorhees in „Friday the 13th“, das Buch der Toten in „The Evil Dead“ oder das Metzel-Hotel in „Hostel“. Mit „Cabin in the Woods“ hinterfragen die Drehbuchautoren Drew Goddard („Lost“) und Josh Whedon („The Avengers“) nun erneut das Horror-Genre, aber auf ihre eigene, unnachahmlich schräge Art und Weise.
Doch eine Warnung: Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich zwar unbedingt ansehen (siehe Wertung) aber evtl. doch (noch) nicht dieses Review lesen.
Die fünf Freunde Dana (Kristen Connolly), Curt (Chris Hemsworth, „Thor“), Jules (Anna Hutchison), Marty (Fran Kranz) und Holden (Jesse Williams) wollen eigentlich nur ein entspanntes Wochenende in einer Hütte im Wald im Wald verbringen. Fernab von jeglicher Zivilisation, in der Mitte von Nirgendwo. Kein Handy-Empfang, kein Internet, kein Mensch weit und breit. Nur fünf Freunde und die Natur.
Selbst die Warnungen eines bedrohlich wirkenden Tankwarts können die Vorfreude der Gruppe nicht dämpfen. Die kleine Hütte die auf einer Lichtung steht und an die ein See grenzt wirkt auch zunächst wie die Erfüllung aller Verheißungen. Zwar hat die Hütte ihre Eigenheiten, doch darüber sehen die Freunde schnell hinweg.
Doch dann entdecken sie zufällig den verborgenen Zugang zum Keller – und als die Neugier gegen die Vernunft siegt, gehen sie zu fünft die knarzende Treppe hinab ins Dunkel um sich in einem Raum voller seltsamer, alter Gegenstände wiederzufinden… Gleichzeitig sitzen zwei Wissenschaftler (Richard Jenkins, Bradley Whitford) weit entfernt in einem geheimen Labor tief unter der Erde, haben das komplette Haus durch Kameras auf ihren Monitoren und drücken munter ein paar Knöpfe….
„Yes, you had "Zombies." But this is "Zombie Redneck Torture Family." Entirely separate thing.“
Viel sollte man von der Handlung zu „Cabin in the Woods“ vor dem Kinobesuch nicht wissen, denn das spielen mit der Erwartungshaltung ist es, was den Spaß des Films in erster Linie ausmacht. Doch trotzdem soll hier auf einige Bereiche näher eingegangen werden:
Die Zutaten eines typischen amerikanischen Horrorfilms haben sich über die Jahre fest etabliert. Meist ist es, wie zu Beginn bereits kurz erwähnt, eine Gruppe von Jugendlichen, bestehend aus bestimmten Stereotypen. Jeder hat diese Zutaten und die Regeln des Horror-Films schon mal gehört, spätestens als „Scream“ einst alle Regeln genauestens erläutert hat. Die Schlampe stirbt zuerst, die Jungfrau überlebt, der Narr rettet das Mädchen und so weiter.
„This isn’t right. We should split up.“
Wenn man sich nun ein Labor vorstellt, welches ein Haus und dessen Insassen derartig präpariert und manipuliert hat, das diese Regeln greifen ohne, dass diejenigen dies merken oder wollen, dann hat man „Cabin in the Woods“. Es ist einfach herrlich mit anzusehen, wie in dem unterirdischen Labor mit den Menschen oben in der Hütte und der ganzen Situation umgegangen wird. Da wird auf die Art des Todes der Protagonisten gewettet, sei es „The Re-Animated“, „Dragonbat“, „Zombies“, „Clowns“, „Reptiles“ oder jede Menge Horror-Getier mehr. Die Todesarten im Horrorfilm waren seit jeher vielseitig, „Cabin in the Woods“ liefert sie daher im Prinzip alle.
Und wenn etwas dann doch nicht so läuft wie geplant, kann man immer noch etwas nachhelfen. Da wollen die Jugendlichen das Haus doch wirklich im Team durchsuchen. Im Team in einem Horrorfilm?? Das geht nicht, aber dafür gibt es natürlich eine Taste, Gas strömt aus und dem athletischen Sportler ist der Kopf verdreht: „This isn’t right. We should split up. We can cover more ground that way.“ Tausend mal gehört, in „Cabin in the Woods“ aber ein riesen Lacher. Das „hinter die Kulissen“ schauen ist es, aus dem in diesem Film der Spaß gezogen wird.
Als Schauspieler für die beiden Laborhengste konnte man wohl kaum eine besser Besetzung finden als Richard Jenkins („Six Feet Under“) und Bradley Whitford („The West Wing“). Ironisch voll aufgeladen geben die beiden eine absolut herrlich Performance ab, oftmals jenseits des gesunden Menschenverstands.
Doch „Cabin in the Woods“ geht bei der Handlung an der Oberfläche nach und nach etwas die Puste aus. Da uns der Film im Grunde nur bekannte Horror-Zutaten liefert (aber die Karotte mit all den möglichen Monster vor die Nase hält) und den Labor-Bonus dazu addiert (wie das Gedankenveränderne Gas oben z.B.) wartet man hier und da dann doch auf diese eine Szene, die den Film doch nochmal um 180 Grad kippt.
Dieser Twist ereilt den Film ca. 25 Minute vor Schluss, in welchen sich die letzten beiden Überlebenden auf den Weg ins unterirdische Labor machen, dort die Welten des Horrors und des Labor-Alltags wüst aufeinanderprallen und in einem unglaublichen Gemetzel enden, in welchem ausgerechnet die größten Horror-Kreaturen der letzten 100 Jahre mitmachen….und Sigourney Weaver.
„Cabin in the Woods“ lag bereits seit 2009 in den Giftschränken der Filmstudios rum. „Wieso?“ fragte man sich da, angesichts der Qualitäten des Films. Den Marketingabteilungen fiel einfach keine ordentliche Art und Weise ein den Film zu vermarkten. Ein Trailer der bereits viele der Film-Twists vorwegnimmt war jetzt auch nicht die beste Idee. Eine Konvertierung in 3D konnte Joss Whedon immerhin verhindern. Im Kino (USA) war „Cabin in the Woods“ bislang leider kein großer Erfolg, aber spätestens auf Blu-ray werden sich die unübersehbaren Qualitäten des Films rumgesprochen haben. Das unvermeidbar kompromisslose Ende und das schier grenzenlos geniale Chaos der letzten 20 Minuten sind das Eintrittsgeld aber bereits in jedem Fall Wert. Und eine derart entlarvende Vorgehensweise wie in der ersten Stunde des Films gab es im Horror-Genre zuletzt wohl wirklich nur von Wes Craven in „Scream. Prädikat: Ansehen!
Filmbewertung: 8/10
Neueste Kommentare