The Watch – Nachbarn der 3. Art

The Watch – Nachbarn der 3. Art
Originaltitel: The Watch – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Akiva Schaffer



Darsteller:
Jonah Hill, Ben Stiller, Vince Vaughn, Billy Crudup, Rosemarie DeWitt, Will Forte, Richard Ayoade, R. Lee Ermey, Doug Jones, Nicholas Braun, Jorma Taccone, Johnny Pemberton u.A.

Filmkritik: Ben Stiller und Vince Vaughn gegen Aliens? Das kann ja mal ein Brüller werden! Oder? Nein! Oh… Also, äh, fangen wir doch mal bei der Geschichte des Films an, so ist der Einstieg gleich ein leichter:

Even (Ben Stiller) ist ein Vorstadtbewohner der mit Leidenschaft irgendwelche Clubs gründet und Besitzer eines großen Supermarkts ist, in welchem an einem Abend plötzlich der nette Nachtwächter zu einem toten Nachtwächter gemacht wird. Häutung inklusive. Nun durchaus mitgenommen will Evan allerdings die Aufklärung der Tat nicht der (ziemlich tumben) Polizei überlassen, sondern will selbst etwas beitragen. Klarer Fall: Er gründet eine Nachbarschaftswache! So stehen schließlich Franklin (Jonah Hill), ein waffen- und gewaltgeiler Möchtegerncop; Bob (Vince Vaughn) der Familienvater, mit einer Tochter die ihn zum Wahnsinn treibt sowie Jamarcus (Richard Ayoade) vor der Tür um mitzumachen.
Bereits am zweiten Abend überfahren die Vier Irgendetwas, das eine grüne Schleimspur, Tintenfischtentakel und eine mysteriöse Metallkugel hinterlässt. „Vielleicht hast du ja einen Japaner überfahren der gerade Sushi gegessen hat?“ fragt einer der Gang, aber schnell finden sie nicht nur heraus, dass diese Kugel neben Kühen auch so ziemlich alles Andere in die Luft jagen kann, sondern finden auch eine ausgehöhlte Leiche, an welcher gerade ein Alien frisst. Der Fall ist klar: Die Außerirdischen sind im Vorort gelandet und können sich überall verstecken. Jeder kann einer von ihnen sein!

Verschenkte Chance – Der Film

Und nein, die Vorstadt-Paranoia kommt in einer lustigen Montage und einem anschließenden Dialog zum Zuge, danach nicht mehr. Generell kommt eigentlich so gar nichts vor, was irgendwie Mühe zu machen scheint. Aber der Reihe nach:

Bereits die Einleitung präsentiert gut die Hälfte(!) der gesamten Filmhandlung. Der Streifen kommt nämlich so was von gar nicht in Fahrt, dass es schon eine richtige Schande ist. Die Sache mit dem „Sie klauen unsere Haut um darin zu leben!“ wird kein einziges Mal(!) vom Film weiter aufgegriffen. Die Gehäuteten werden nie als Aliens gesichtet. Der Nachbarschaftswachen-Aspekt überschattet die erste Hälfte und sorgt statt für anarchische Gags eher für die Verwendung der gerade „beliebtesten“ US-Comedy-Einfachheit: Man packe alle Darsteller in einen Raum und lasse sie einfach zotigen Schweinkram labern. Und das für längere Zeit. Spannend.

Dabei sind mit Stiller, Vaughn, Hill und überraschenderweise sogar der tollen Neuentdeckung Richard Ayoade vier Darsteller am Werk, die ihr Handwerk wirklich verstehen, aber leider haben sie hier so gar kein Material mit dem sie arbeiten könnten. Subplots kommen und kommen und manche von ihnen kommen manchmal wieder, andere auch nicht. Charaktermotivationen tauchen genauso schnell auf wie sie wieder verschwinden und konstante Figurenzeichnungen sind auch nicht an der Tagesordnung.

Aber, dass ist auch gar nicht mal so schlimm bei einer Komödie. Dort sollen schließlich die Gags überzeugen und genau hier liegt das ganz große Problem: Welche Gags? Im Sinne von einer Herleitung, einer Ausführung und einer Pointe kann man die wirklich bewusst eingebauten Scherze an zwei Händen abzählen! Ansonsten gibt es nur bemüht auf lustig getrimmte Nonsens-Diskussionen, bei denen etwa der oben in der Inhaltsangabe bereits vorkommende „Japaner“-Spruch mit einer der Lach-Highlights ist.

Splatter – ab 6 in Begleitung eines Elternteils

Richtig peinlich ist dabei, dass trotz dem R-Ratings „for some strong sexual content including references, pervasive language and violent images“ in Amerika jenseits der vulgären Sprache diese Freigabe nicht im Geringsten ausgeschöpft wurde. So gibt es in einer Sequenz kurz Brüste zu sehen, während bezüglich der Gewalt anderthalb derbe Leichenfunde sowie eine zugegeben witzige und derbe Herzrausreiß-Szene im Finale das Einzige sind, was optisch geliefert wird. Noch besser ist allerdings da die hiesige Freigabe „ab 12 oder ab 6 in Begleitung eines Elternteils“. Leider waren keine Minderjährigen in der Vorstellung, aber jenseits all der Wix-/Titten-/Eierlutsch-/ und Entjungferungsgags wäre es sicherlich eine Pracht geworden zu sehen, wie die Kleinen auf eine entweidete Leiche sowie die eben erwähnte Herznummer mit kreischenden Schreianfällen reagieren. Nachdem bereits bei 21 Jump Street bei gleichen US/Deutschland-Freigaben einen abgeschossenen Penis gezeigt haben, ist nun „The Watch“ der nächste Fall eines Streifens, der eigentlich ganz klar nichts für Leute unter 16 ist.

Apropos „Penis“, dazu mal einen kleinen „Spoiler-Alarm“, denn einer der Alien-Gags ist, dass deren Gehirn wortwörtlich in ihren Genitalien ist und dass man sie nur durch einen Schuss in den Schritt außer Gefecht setzen kann. Und nein, aus diesem Potential wird nicht das Geringste gemacht. Überraschung! Aber dies ist generell das komplette Problem des Films: Der Inhalt ist von zahllosen Komödie und Sci-Fi-Filmen zusammengeklaut. Von "Die Körperfresser kommen" über "Men In Black" bis hin zu all den Komödien, aus denen hier Plotpoints übernommen wurden. Egal ob jetzt Vince Vaughn um die Jungfräulichkeit seiner Tochter besorgt ist, Jonah Hill den waffengeilen Sonstwas spielt oder… Ihr wisst, worauf ich hinaus will. Im Finale mischt etwa plötzlich Evans Frau (gespielt von Rosemarie DeWitt) mit, welche bislang nicht einmal eine Minute Screentime hatte und der durchaus Laune machende Showdown ist dann auch der Moment, wo man aus dem geistigen Tiefschlaf gerissen wird.

Nicht “Back In Time”, sondern “Back To Sleep”!

Anscheinend lief “The Watch” auch in den US of A nicht sonderlich gut, warum auch, so ziemlich alle hier verwursteten Elemente gibt es anderswo besser zu sehen. Dabei ist die Kameraführung gut, die Darsteller sind eigentlich gut, auch wenn sie kaum bis gar nicht die Chance haben bei irgendwas zu glänzen und selbst die Effekte sind ziemlich gut. Endlich gibt es einmal mehr handgemachte Aliens zu sehen, die sogar effektiv von Männern in gelungenen, wenn auch extrem an das Pumpkinhead-Monster erinnernden, Kostümen gespielt werden. Wenn man „The Watch“ mit einem Wort beschreiben müsste, dann wohl mit dem Wort „faul“. Denn genau so wirkt der zum Teil lustlos zusammengeklaut Inhalt. Hier in Deutschland werden Ben Stiller und seine Mannen sicherlich auch nicht lange die Kinos belagern.

Und falls die unvermeidliche „Extended Version“ erscheint, bitte bitte nicht die ohnehin schon viel zu langen Momente von Scheißelaberei noch erweitern, sondern vielleicht etwas Schlüssigkeit in die vielen Subplots bringen und möglicherweise sogar den Inhalt etwas mehr straffen. Denn neben der Faulheit wirkt das Ganze so auch komplett unentschieden. Frei nach dem Motto: „Wir wollen zotig sein, aber nicht zu zotig. Wir wollen blutig sein, aber nicht zu blutig. Wir wollen Nacktheit zeigen, aber auch nicht zu viel Nacktheit!“ So setzt man sich am Ende schlicht zwischen alle Stühle und schafft trotz guter Vorraussetzungen einfach nur einen unterdurchschnittlichen Streifen, der noch zusätzlich verärgert, weil er so verdammt viel Potential verschenkt durch seine „zehn Filmideen auf einmal“-Verwurstung.

Über die Bewertung in kalten, harten Zahlen habe ich mir dann auch lang und breit Gedanken gemacht. Erst dachte ich „Ach, 4 von 10, schließlich musste ich ab und zu doch lachen und wenigstens waren die Aliens hübsch gemacht!“, bevor ich zu einem „Aber gerade das verschwendete Potential macht mich zusätzlich noch so wütend, dass der Film nur 3 von 10 Punkte überhaupt kriegen darf“ umgeschwenkt bin.
Jetzt, wo sich der Frust etwas gelegt hat und ich einmal mehr an die hübsch gemachten (wenn auch eben optisch stark an vom Pumpkinhead-Look geklauten) Außerirdischen denken muss und wahrscheinlich aufgrund von absoluter Vergessenswürdigkeit bereits einen Großteil der langweiligen Laberpassagen aus meinem Gedächtnis gestrichen habe, weswegen mir nur die etwas besseren Momente spontan in Erinnerung kommen, gibt es am Ende doch noch die

Filmbewertung: 4/10