Agent Ranjid rettet die Welt

Agent Ranjid rettet die Welt
Originaltitel: Agent Ranjid rettet die Welt  – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Michael Karen



Darsteller:
Rutger Hauer, Kaya Yanar, Birte Glang, Tom Gerhardt, Carolin Kebekus, Dieter Tappert, Prashant Prabhakar, Gode Benedix u.A.

Filmkritik: Gut, wenn man den Trailer gesehen und den Namen Kaya Yanar gehört hat, weiß man eigentlich schon direkt was einen erwartet. Nein? Gut, wie wäre es dann mit der Geschichte: Inder Ranjid, der bei der türkischen Geheimbehörde (unter einem Gemüseladen) die Putze ist, hat Problem mit seiner Hauskuh, die immer ganz doll pupsen muss. Der von Tom Gerhardt dargestellte Arzt holt gleich die Schrotflinte raus, denn die Behandlung kostet über 1000 Euro und die Schrotpatrone nur Zwei, was dem Ranjid natürlich nicht gefällt.
Glücklicherweise will gerade der böse Holländer Freek Van Dyk (Rutger Hauer, ob man es nun glaubt oder nicht) mit einem Gedankenkontroll-Handy die Welt einnehmen und schaltet deshalb mit seiner Untergebenen Viagra van den Hupen (nein, auch im Film selbst ist dies nicht ihr richtiger Name, zumindest nicht der richtige Vorname) zahlreiche Superagenten aus, selbst Türsteher „Süperagent“ Hakan (auch der Kaya) wird ins Krankenhaus verfrachtet. Das kommt dem Ranjid aber eigentlich ganz gut erlegen, wird er doch so selbst zum Agenten befördert und kann mit dem erhöhten Einkommen sogar seine Arztrechnung für die Kuh bezahlen. So weit, so schon einmal die Spreu vom Weizen, oder die Gucker von den Nichtguckern trennende Grundgeschichte, an der sich die Gags rund um Kuhfürze und allerlei politische Unkorrektheiten entlang hangeln. Und das Beste dabei: der augenzwinkernde Rassismus-Humor trifft des Öfteren ins Schwarze, ebenso manch eine Agentenfilmverarsche. Dass dabei chargiert wird bis zum Overdrive und auch zahlreiche Gags nicht wirklich sitzen dürfte klar sein, wer allerdings über Gags lachen kann wie eine in einem Dönergrill eingebaute MG, mit der beim Training auf Gesundheitsinspekteur-Zielscheiben geballert wird, für den dürfte sich der Besuch durchaus lohnen.

Die wunderbare Welt der Pressevorstellungen

Anstatt jetzt weiter aufzuzählen, dass es sowohl extrem große Lacher wie auch nervige Passagen gibt, Kuhfürze und das etwas zu übertriebene (und das will hier was heißen) Spiel von Yanar an manch einer Stelle, oder zu erwähnen, dass Rutger Hauer überraschend witzig ist, leider aber der Showdown noch durchaus mehr Pepp hätte vertragen können und dass der von „Flashback – Mörderische Ferien“-Regisseur Michael Karen oftmals durchaus pointiert sowie gut inszeniert wie auch geschnitten erscheint, gibt es jetzt einfach mal eine kleine Geschichte:

Nachdem sich bereits einige andere Kritiker mit einem „Ach ne, dass muss ich mir jetzt nicht antun!“ nach ihrem ersten Einsatz am Vormittag nicht mehr zum zweiten Film, also zum Ranjid, geblieben sind, fragte einer der Besprecher den Presse-Verantwortlichen: „Wäre es ok, wenn ich meinen Sohn mitnehme? Der hat wollte den Film unbedingt sehen?!“ (Bin mir jetzt nicht mehr 100% sicher mit dem Sohn, aber das ist im Endeffekt auch wurscht.) Die Antwort: „Klar, kein Problem, gerne, dann haben wir unterschiedlichere Meinungen!“ Und, oh man, der weise Presse-Mensch sollte Recht behalten.

Nach dem Film standen wie so oft draußen die Kritiker und, naja, kritisierten den Streifen, manches Mal sogar in Grund und Boden. Der Sohnmitbringer meinte in etwa, dass man ja wirklich das geliefert bekomme, was man auch von diesem Kaya Yanar erwartet hätte, dass die Gags recycelt und viele bereits in leicht anderer Form bekannt gewesen seien und dass es im generellen „Sie wissen schon, nicht wahr?!?“ war. Witzigerweise gab es das Gleiche Lied vom Filius. „Das war genau das, was ich mir erhofft hatte!“ meinte der Kleine da und „dass der Streifen echt witzig gewesen sei“. Auf meinen Einwand gegenüber des Erziehungsberechtigten, dass dies eben halt auch genau die Zielgruppe sei, abgesehen von solchen Moviegeeks wie meiner Wenigkeit vielleicht, wurde mit einem: „Aber das ist doch alles so bekannt!“ erwidert.

Und genau das ist es: bekannt, genau das, was man Versprochen bekommen hat (sogar etwas besser als der Trailer vermuten ließ, will ich dabei noch einmal anmerken) und natürlich spiegelt der Inhalt durchaus ein „Best Of – Kaya Yanar“ wieder. Hatte jetzt nicht unbedingt ein von Günther Grass geschriebenes Drehbuch erwartet, welches sich eindringlich, poetisch und voll von verstecken politischen Allegorien mit der Thematik der Gastarbeiterintegration während der letzten fünfzig Jahre beschäftigt. Gut, die Kuhfurzerei als Running Gag hätte es nun nicht gebraucht und der Streifen ist alles andere als perfekt, aber was solls? „What you see is what you get“, wie man Neudeutsch so schön sagt. Und das eben wie erwähnt durchaus pointiert sowie flott montiert und mit sogar manch einem extrem gelungenen Schenkelklopfer. Wer ein richtiger Kaya-Fan ist und nach dem Trailer richtig Lust auf den Streifen hat (wie etwa der zuvor erwähnte Junior, auch wenn ich mich wohl zu Recht frage, ob junge Kaya-Fans überhaupt von der Existenz des Moviegeeks wissen…), der kann wohl sogar noch mindestens gut einen Punkt draufrechnen, wenn nicht mehr!

Filmbewertung: 6/10

P.S.: Noch ein kleiner Zusatz für die Kaya-Fans die auch Van Damme-Filme mögen (ok, jetzt wird die Suspension Of Disbelief hier mal komplett ausgereizt), denn es ist schon ganz drollig, dass dadurch, dass die beiden von ihm gespielten Charaktere Hakan und Ranjid sich den gesamten Film teilen, Kaya Yanar manches Mal ein „ein Mann-Buddy-Movie“, ganz so wie die „Muscels From Brussel“, die auch gerne mal in Doppelrollen wortwörtlich angetreten sind. Dabei sind die beiden Charaktere vom Yanar so unterschiedlich sowohl von den Wesenzügen wie auch von der Darstellung, dass das Buddy-Comedy-Konzept durchaus gut aufgeht. „Respekt, Alda!“