Skyfall

Skyfall
Originaltitel:  Skyfall  – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Sam Mendes



Darsteller:
Daniel Craig, Ralph Fiennes, Javier Bardem, Helen McCrory, Ben Whishaw, Judi Dench, Naomie Harris, Bérénice Marlohe, Albert Finney, Ola Rapace, Tonia Sotiropoulou, Rory Kinnear u.A.

Filmkritik: Da ist er wieder, der neue Bond! Nach dem Einsatz im "Casino Royale" und der Suche nach einem "Quantum Trost" ist der beste Agent der Briten nun komplett in seinem Element. Zumindest für die Pre-Titel-Sequenz, bis er mehrfach angeschossen in den Fluten versinkt und nach einer tollen Titelsequenz für tot gehalten wird. Aber Bond wäre nicht Bond, würde er statt dem Jenseits nicht eine heiße Frau und einen kühlen Drink an irgendeiner exotischen Kulisse genießen, nur um von einer Explosion im britischen MI6-Hauptquartier aus seinem „Urlaub“ gerissen zu werden. Und dieses Mal scheint seine Chefin M die Probleme generiert zu haben, denn alles deutet darauf hin, dass jemand aus ihrer Vergangenheit es nun auf sie abgesehen hat und alle Mittel und Wege in Kauf nimmt, um sich an der mächtigen Frau zu rächen…

So weit, so der Ansatz von Sam Mendes 23. Bond-Streifen, welcher leider einige Probleme mit seinem durchwachsenen Ansatz hat. Probleme, welche man durchaus etwas genauer ansprechen muss. Dennoch wird sich jetzt erst einmal bemüht nur grob Handlungspunkte anzusprechen, ohne zu viel des Inhalts zu verraten. Dies nur einmal als grobe Warnung vorab an all jene, welche wirklich komplett unvorbelastet ins Kino gehen wollen (wobei sich dann natürlich wieder die Frage stellt, warum überhaupt ein Review vorab lesen, aber das geht uns hier ja auch eigentlich nichts an…).

Skyfall – Reinfall?

Zuerst das Positive: Mendes verpasst Bonds Abenteuer eine wunderbare Optik, die gekonnt die Moderne mit dem Charme vergangener Bond-Abenteuer kombiniert. Atmosphärerische Bilder hat man seit einigen Jahren nicht beim britischen Spion gesehen. Ob jetzt kühle Techno-Welten oder warm ausgeleuchtete, exotische Kulissen: Optisch ist hier alles auf einem sehr hohen Niveau.
Das Problem dabei ist, dass die bildliche Anbiederung an früheren Bonds nur der Startschuss ist für ein hemmungsloses zitieren sattsam bekannter Bond-Klischees, die wie aus den 60ern in die Jetztzeit befördert wirken. Dabei kommt das Problem auf, dass leider all die Hommagen hier nicht an ihre Vorbilder herankommen, sondern dass Mendes manches mal gar krampfhaft versucht den Charme der alten Zeit auferstehen zu lassen, was sich ganz böse mit der eigentlich neueren, raueren Ausrichtung Bonds beißt, wie man sie in den beiden anderen Craig-Streifen gesehen hat.

Momente, in denen Daniel Craig nun Sean Connery nacheifern und den smoothen Gentleman geben darf, wirken deutlich weniger kernig und gekonnt als noch der härtere Bond der Vorgängerfilme. Craig ist eben kein Connery in diesem Sinne (und auch kein Brosnan). Richtig schlimm ist dieses Kaleidoskop verschiedener Agenten-Ansätze nur an zwei, drei Stellen, aber das Problem der generellen Unstimmigkeit bleibt bestehen. Dabei hört der Hommage-Hammer da noch nicht auf: Ganze Sequenzen wirken wie aus früheren Abenteuern abgepaust, nur eben nicht ganz so gut und im steten Kontrast zu anderen Sequenzen, welche wieder der raue Charme der Craig-Bonds umweht.

Eine eigentliche überflüssige Hongkong-Sequenz, die wohl einzig des exotischen Lokalkolorits wegen eingefügt wurde, bedient da etwa sämtliche Bond-Klischees der späten 60er, angefangen von dem „Odd Job“-Lookalike, über die Komodowarane als tödliche Haustiere bis hin zur schönen, aber gefangen gehaltenen Bösewichtsgespielin. Kombiniert mit Mendes sehr ruhigem Filmstil an etlichen Stellen und dem oftmals leider zu sehr zurückhaltenden Score, wird dabei das „Das kenn ich doch, aber irgendwie besser?!?“-Feeling nur noch mehr unterstützt. Und ein ganz großer Minuspunkt: Ausrichtung und Dramatik des Geschehens:

Wurde am Anfang noch Bonds wundersame Auferstehung schlicht nicht thematisiert, er ist eben Bond, so kommt danach das Problem auf, dass Bond anscheinend nicht mehr so gut ist wie noch „früher“. 20 Minuten werden für das Problem verwurstet und zu was führt es? Gar nichts, absolut gar nichts. Verschwendete Zeit. Gleiches gilt für den dramatischeren Ansatz Mendes, bei dem Bonds Chefin M in den Mittelpunkt der Handlung gerückt wird: Nicht nur wird die von Judi Dench gespielte Chefin dieses Mal überraschend unsympathisch gezeichnet für die ersten zwei Drittel des Geschehens, sondern die um sie herum aufgebauten, dramatischen Elemente, verpuffen im unbefriedigenden Showdown schließlich auch noch komplett im Nichts. Auch hier wieder gilt, dass man die benutzte Zeit da deutlich sinnvoller hätte einsetzen können, wenn der PayOff eben ohnehin kein sonderlich guter ist.
Gleiches gilt leider ebenso für die Tatsache, dass der Streifen im letzten Drittel einen Abstecher in Bonds Kindheit und Vergangenheit unternimmt, welcher einzig und allein schafft die Hintergrundgeschichte von unserem James biederer, gewöhnlicher zu gestalten, ohne dem Thema irgendwelche neuen Impulse abzugewinnen.

All dies liest sich jetzt natürlich ziemlich vernichtend, aber zumindest gibt es einen riesigen Pluspunkt: Javier Bardem!

Der beste Bond-Schurke seit einer gefühlten Ewigkeit

Javier Bardem als Silva, ein mysteriöser Ex-MI6-Mitarbeiter, ist einfach nur die absolute Wucht. Aber das muss natürlich etwas mehr ausgeführt werden: Der in Zügen durchaus stark überzeichnete Gegenspieler – er macht komische Geräusche, merkwürdige Betonungen und gibt sich generell wie ein metrosexueller Komplettverwirrter, welcher allerdings zusätzlich noch einer der besten Agenten aller Zeiten ist. Körperliche Besonderheit (die hier natürlich nicht verraten wird) inklusive. Und auch wenn er manches Mal deutlich mehr in Richtung Doktor Evil, als in die eines normalen Verbrechers geht, so ist er es doch, welche beinahe im Alleingang den Unterhaltungswert von „Skyfall“ auf seinen Schultern trägt.

Eine Sequenz, in welcher Silva einem gefesselten Bond wortwörtlich an die Wäsche geht, ist dabei nicht nur mit das Beste am gesamten Film (und überraschenderweise und eigentlich sogar erschreckenderweise abgesehen von der hübschen Optik der exotischen Bond-Gespielinnen sogar der, ja, sexuell aufgeladenste Moment des Films), sondern lohnt bereits das Eintrittsgeld. Leider tritt Silva jenseits des zweiten Drittels bis auf den Showdown dann auch kaum in Erscheinung, was schon etwas ärgerlich ist. Besonders, weil Bardem Craig in jedem Moment nicht nur an, sondern sogar durch die Wand spielt. Mit Leichtigkeit.

Das Ende des Films ist dann einmal mehr ein Punkt, welcher perfekt den Zwiespalt von Skyfall vor Augen führt: Nach einem unbefriedigenden Showdown mit dem Bösewicht geben sich die letzten paar Minuten so gezwungen Retro, dass es zum Einen eine Freude ist, aber zum Anderen etwas schizophren wirkt im Bezug auf das Vorangegangene. Anstatt, wie wohl beabsichtigt, inhaltlich einen Kreis zu schlagen, um zum Schluss den Bond zu präsentieren, wie er ganz am Anfang seiner Karriere wirkte. Nur ist der Weg leider ein sehr holpriger und verschiedenste Handlungsmotive wie eben Bonds „Nicht mehr ganz so fit“-heit, erfahren keine befriedigende Auflösung. Nicht, dass es das zwingend hätte geben müssen, nein, viel mehr liegt es daran, dass der gesamte Ansatz, ähnlich der generischen Hintergrundgeschichte von „Bond Jr.“, schlicht und ergreifend unnötig ist und maximal etwas vom Charme der Doppelnull zerstört, anstatt positives dazu zu bringen.

Bond allein zu Haus

Und, Achtung, hier wird es jetzt etwas spoileriger, wer darauf keine Lust hat, am besten am nächsten, letzten Zwischentitel wieder einsetzen, besonders das letzte Drittel, in welchem Bond sich mit M in dem Haus verschanzt, in welchem er als Kind herangewachsen ist, hat auch zahlreiche Probleme. Der geringste Störfaktor dabei ist wohl, dass Bond ganz wie der kleine Kevin sein Haus mit Fallen und Co. spickt, um die bösen Einbrecher aufzuhalten. Dass ein älterer Charakter aus Bonds Vergangenheit in dem Haus wartet, ist da schon etwas schlimmer. Auch hier gilt wieder: Anstatt überraschende, oder gar schockierende Hintergründe zu offenbaren, oder mit dem eigentlich unnötigen Ansatz von der Erforschung von Bonds Kindheit etwas kreatives zu machen, so ist, wie gesagt, der gewählte Ansatz nicht nur unglaublich generisch, sondern dazu auch noch so vage, dass man sich die ganze Chose auch direkt hätte sparen können. Und dass der Charakter aus Bonds Frühzeit zwischen „knallerharter Kerl“ und „alter Trottel“ schwankt, je nachdem wie es die Handlung gerade bedarf um weiter zu laufen, ist da ebenfalls ein kleiner Augenroller.

„Close Your Eyes And Count To Ten“…

Insgesamt gibt es eben viele kleine Augenroller beim „Skyfall“, so dass sich am Ende die etwa zehn kleinen Augenroller zu einem großen zusammenaddieren. Die Laufzeit von über 140 Minuten tut da ihr übriges, die nicht sonderlich komplexe oder gar originelle Geschichte noch weiter in die Länge zu ziehen. Die Action ansonsten ist gut inszeniert, wenn auch deutlich weniger hart als noch in den Vorgängern und auch ein Auftritt des neuen Q gefällt. Aber jenseits von Bardem als tollem Bösewicht, der Pre- und Titel-Sequenz und dem gelungenen zweiten Drittel, sind die anderen Passagen schlicht ziemlich problembeladen.

Wie es jetzt mit der abschließenden Filmbewertung aussieht? Da bin ich auch gerade überfragt. Zumindest kommt nun einige Zeit nach dem Anschauen ein besseres Ergebnis dabei heraus, als direkt beim Auftauchen des Abspanns. Vielleicht wächst also der neue Bond bei jedem Gucken und wird von Mal zu Mal besser? Wer weiß. Das Problem der übertrieben retrohaften Attitüde, welche nicht nur mit Craigs bislang aufgebautem Bond-Image in Konflikt gerät, sondern auch teils schmerzhaft vor Augen führt, dass Craig eben nicht Connery ist, bleibt nach wie vor bestehen. Genauso wie allerdings bestehen bleibt, dass Bardem als überzeichneter Übeltäter bereits allein den Kinoeintritt wert ist. Ganz abgesehen davon gibt es an dieser Stelle als Fan noch den üblichen Bond-Bonuspunkt und damit kommen wir auf die Erstsichtungs

Filmbewertung: 6/10

C4rter sieht das dann doch etwas anders
Entgegen der durch das Reviews des Kollegen gehegten Erwartungen entpuppte sich der neue Bond-Film namens "Skyfall" als durchweg verdammt guter Actionthriller. Die ersten 10-15 Minuten sind zum niederkniehen. Danach nimmt sich Regisseur Sam Mendes zwar etwas zu viel Zeit seine gar nicht mal so komplexe Story an den Mann/die Frau zu bringen und büst dabei klar Tempo ein, aber das wird durch den wundervollen Showdown und das Schauspiel von Javier Bardem locker wieder ausgebügelt. Nach 140 Minuten verlässt man den Kinosaal ohne sich im Nachgang großartig an störende Szenen zu erinnern, dabei ist der Mittelteil auch dann spürbar schwächer als der Rest, hat auf der anderen Seite aber so viel mehr mit einem Bond-Film zu tun als "Quantum of Solace" das man da auch wunderbar den Schwamm drüber legen kann. Das macht dann:

Filmbewertung: 8/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 7/10