Killing them Softly
Originaltitel: Killing them Softly – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Brad Pitt, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, James Gandolfini, Vincent Curatola, Richard Jenkins, Ray Liotta, Trevor Long, Max Casella, Sam Shepard, Slaine, Garret Dillahunt
Filmkritik: Zwei nicht allzu hellen Gangstern (Scoot McNairy, Ben Mendelsohn) gelingt es, das illegale Pokerspiel von Markie Trattman (Ray Liotta) zu überfallen, die Spieler um ihr Geld zu erleichtern und unerkannt zu entkommen. Das hat Folgen: Denn die Kartenspiele werden vom organisierten Verbrechen ausgerichtet, das eigentlich für die Sicherheit der Zocker geradestehen sollte. Solange die Diebe nicht geschnappt sind, müssen die Spiele ausgesetzt werden. Um schnell wieder Normalität einkehren zu lassen, wird Jackie Cogan (Brad Pitt) engagiert, ein Profikiller, der Beste seines Fachs. Ihm wird es aber nicht leicht gemacht. Die Bürokratie und Unentschlossenheit des Syndikats rauben ihm den letzten Nerv, ein einst todsicherer Kollege (James Gandolfini) entpuppt sich als unzuverlässiger Säufer, und Cogans Angewohnheit, seine Ziele nur „weich“ („soft“) zu töten, also aus sicherer Entfernung, ohne ihnen in die Augen blicken zu müssen, ist ein zusätzliches Hindernis bei der Durchführung seines Jobs…
„They cry, they plead, they beg, they piss themselves, they cry for their mothers. It gets embarrassing. I like to kill ‚em softly. From a distance”
„Killing them Softly“ legt zu Beginn gut los. In der Tradition eines guten Gangsterfilms folgt die Kamera beständig den beiden Kleinganoven Frankie und Russel. Man hört bei den zumeist sehr kleingeistigen Gesprächen zu, ist etwas angewidert vom Äußeren der Ganoven und amüsiert sich über die seltsamen Gedankenspiele, die die beiden absolvieren. Irgendwie gelingt der kaum geplante Coup dann aber und die beiden sind auf der Flucht. Eigentlich wollten sie Markie den schwarzen Peter zu schieben, da dieser seine eigene Spelunke schon einmal ausgeraubt hatte und nun natürlich verdächtiger Nummer 1 ist. Aber um derlei Spielereien kümmert sich Jackie Cogan.
Und damit fangen auch die Probleme im Film an. Keine Frage, die Kameraarbeit ist höchst präzise und jede Szene wirkt wie ein dreckiges kleines Gemälde. Vielmehr ist das Problem, das die vormals spaßig schrägen Dialoge nun zumeist, zwar weiterhin inhaltsleerem aber zugleich auch nicht mehr unterhaltsamen Dialogen weichen. Etwas Auftrieb bekommt der Film, wenn die Figur von James Gandolfini die Bühne betritt. Ein Killer der nur noch säuft und fickt sieht man nun einmal nicht alle Tage und erst recht nicht in der Person des ehemaligen Tony Soprano.
Auch auf den restlichen Positionen im Film wurden praktisch nur Top-Leute eingesetzt. Allen voran Brad Pitt als stimmiger Killer, Richard Jenkins als Mafia-Mittelsmann oder Ray Liotta als Pokerspiel-Veranstalter. Für ca. 30 Sekunden erblickt man sogar Sam Shepard, der in der ursprünglich 40 Minuten längeren Version des Films wohl etwas mehr Screentime gehabt hätte.
Aber „Killing them Softly“ wird nicht müde dem Zuschauer einzubläuen welche, scheinbar offensichtlichen Parallelen es zwischen dem kriminellen Untergrund und der ökonomischen Entwicklung in Amerika gibt. Dazu gibt es an jeder Ecke Einspieler, Radiobotschaften und Videos der damaligen Präsidentschaftskandidaten Obama und McCain (der Film spielt 2008). Viel ungeschickter und plakativer kann man politischen Subtext wohl nicht mehr verpacken als in „Killing them Softly“.
“America is not a country, it’s just a business.”
Dieses „gewollt und nicht gekonnt“ bricht dem Film in großen Teilen der zweiten Hälfte das Genick. Zwar kann der Thriller-Anteil des Films trotzdem noch weitestgehend überzeugen, aber auch hier fehlt es nach und nach an Spannung und das Ende ist alles andere als wirklich gelungen, abgesehen von der abschließenden Hassrede von Brad Pitts Charakter gegen sein Heimatland. Doch auch dies wirkt erneut kontextlos und nicht der Szenerie angemessen. Verschenktes Potential.
Filmbewertung: 6/10
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