Dishonored
Nach den ersten beiden "Bioshock"-Games gab es leider nicht mehr viele Spiele, die auf derartige Weise Egoshooter und Rollenspiel verschmolzen haben. In der Tradition von Urvater "System Shock 2" kam nun aber ein weiterer legitimer Titel, "Dishonored".
Angelegt in einem fiktiven Setting irgendwo zwischen 1800 und 1900 in einem fiktiven London mit Technikeinschlag, hat Entwickler Arkane Studios einen Schleich-Shooter auf den Markt gebracht, der mit seiner Fülle an spielerischen Freiheiten ziemlich allein auf weiter Flur steht.
Man spielt den Leibwächter der Kaiserin, Corvo. Dieser wird nach dem Mord an der Kaiserin als Killer an den Pranger gestellt. Doch man kann fliehen und mit Hilfe einer Untergrundbewegung versucht man nun durch gezielte Morde auf Aufdeckungen seinen Namen rein zu waschen und zudem die entführte Tochter der Kaiserin zu befreien. Kein leichtes Unterfangen denn die Gegner sind immer in der Überzahl und man selbst ist eigentlich nur ein "kleiner" Killer.
Gut das man sich aber neben seinen normalen Mordinstrumenten wie Armbrust, Schwert oder Pistole auch auf Spezialfähigkeiten verlassen kann, wie einen Röntgenblick, einen Teleport oder die Möglichkeit andere Personen zu übernehmen. Aber diese Fähigkeiten hat man nicht von Beginn an zur Verfügung, sondern schaltet diese nach belieben im Laufe des Spiels frei, sofern man denn dazu nötige Gegenstände gefunden hat die eine Freischaltung ermöglichen.
Das Spiel gliedert sich in 10 Missionen, wovon die meisten darauf hinauslaufen das man am Ende eine bestimmte Person umbringen muss. Wie man dies erledigt ist dem Spieler komplett freigestellt. "Dishonored" sieht sich dabei als eine Art kleiner Sandkasten. Man bekommt ein, zumeist überschaubares aber niemals zu kleines Missionsgebiet und kann nun gucken was man dort macht. Erst alles auskundschaften, versteckte Items und nützliche Gegenstände suchen? Schnurstracks zu den Missionszielen? Stattdessen erstmal Nebenmissionen aufsuchen und erfüllen? Schleichen oder mit gezücktem Degen? Die Optionen sind reichlich und bestimmten merklich Spielstil, Spieldauer und Spielspaß.
Denn, man kann "Dishonored" freilich als eine Art Shooter spielen, aber wirklich Spaß macht dies nicht. So verdingt man sich dann doch mit großer Vorliebe als Schleicher und meuchelt die Wachen im Missionsgebiet hinterrücks und bahnt sich so den Weg zur Zielperson. In diesem Spielstil, der daraus besteht die Umgebung zu sondieren, Verstecke zu finden und so gut wie jeden Fitzel der Karte zu sehen, spielt "Dishonored" seine vollen Stärken aus und ist klar zu empfehlen.
Mit der Zeit wird Corvo immer stärker, besonders die Fähigkeiten zum Teleport und zur Übernahme von Gegnern sind extrem stark gegen Ende des Spiels. Hier muss man sich teilweise selbst bremsen, denn man kann sogar die Zielperson übernehmen, in eine dunkle Ecke führen, die Übernahme beenden und ihm dann den Dolch ins Herz rammen. Doch dies ist wiederum die langweiligere Methode, denn das Spiel offeriert für seine Zielpersonen zumeist 2 oder 3 viel elegantere Methoden, sogar immer eine bei der die Zielperson gar nicht mal umgebracht werden muss. Es ist nämlich sogar möglich das komplette Spiel zu beenden ohne auch nur einen einzigen Gegner zu töten. Dies erfordert sehr viel Geduld und Zeit. Ein Mittelweg bietet sich am meisten an, also im Notfall töten in der Regel aber versuchen dies zu vermeiden.
"Dishonored" ist ein toller Sandkasten-Schleich-Shooter geworden, der zwar kein Open-World Game ist aber die Möglichkeit bietet in den Missionen selbst zu tun was man will. Zwar ist die Story nicht immer spannend und am Ende werden dann doch zu viele Twists eingebaut die das Spiel etwas zu sehr strecken, aber mit seinen rund 12 Stunden im beschriebenen Spielstil hat das Spiel eine gute Laufzeit und weiß sehr zu gefallen.
8/10
Neueste Kommentare