Oblivion
Originaltitel: Oblivion – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Joseph Kosinski
Darsteller: Tom Cruise, Morgan Freeman, Olga Kurylenko, Nikolaj Coster-Waldau, Andrea Riseborough, Melissa Leo, Zoe Bell, James Rawlings, Lindsay Clift, Jaylen Moore, John L. Armijo, Jordan Sudduth u.A.
Filmkritik: Tom Cruise ist Jack Harper, ein Techniker, der zusammen mit seiner Koordinatorin Victoria (Andrea Riseborough) auf der nach einem Krieg zerstörten Erde zurückgeblieben ist, damit noch jemand die automatisierten Sonden sowie die riesigen Maschinen in Gang hält, welche der Erde die letzten Ressourcen entziehen, um diese in Energie umzuwandeln. Des Nachts träumt Jack immer wieder von einer Frau und dem alten New York, was er eigentlich aber so nie hätte mitbekommen haben können. Sein Alltag ist beherrscht von Routine und dem gelegentlichen Kampf gegen „Scavenger“, den Wesen, die anscheinend vor einigen Jahren für den Krieg gesorgt haben und nun im Untergrund der verseuchten Erde leben.
Als dann eines Tages ein Frachtmodul auf der Erde abstürzt indem sich Menschen befinden, verändert sich schlagartig die ganze geregelte Welt von Jack Harper und es warten noch viele Geheimnisse darauf gelüftet zu werden…
Ein Film, der eigentlich ziemlich clever ist…
„Tron Legacy“-Regisseur Joseph Kosinski kehrt mit “Oblivion” zurück zu den klassischen Science Fiction-Werken, wie es sie häufig in den 60er und 70er Jahren gegeben hat. Mit ruhiger Hand inszenierte Utopien, die mit einigen Überraschungen und besonderer Atmosphäre aufwarten. Etliche Momente werden sich gewiefte SciFi-Zuschauer im Vorfeld wohl bereits zusammenreimen, die Mischung in der diese Elemente präsentiert werden, gefällt aber durchaus.
Viel zum Gelingen trägt das wunderbare optische und akustische Design des Films bei. Die Bilder sind gelackt, aber nicht unnatürlich. Kombiniert mit den fotorealistischen, oftmals atemberaubenden Effekten fragt man sich, warum nicht auch andere Hollywood-Blockbuster solch eine runde Präsentation zustande kriegen.
Dazu nimmt sich der Soundtrack etwas zurück, sorgt aber immer wieder für gelungene Akzente, etwa wenn die Kamera herauszoomt und die öden, weiten Landschaften abfilmt oder hier und da auch mal auf Dialoge verzichtet wird.
Dazu kommen die guten Darsteller wie Freeman oder auch Cruise, die ihre Rollen gut ausfüllen, besonders erwähnenswert ist allerdings Andrea Riseborough in der zweiten Hauptrolle. Ihr vom Drehbuch durchaus differenziert angelegter Charakter bietet einen wunderbaren Spielplatz für die Akteurin, die hier anscheinend auch sichtlich Spaß an ihrer nuancierten Rolle hatte. Die restlichen Figuren fallen da stärker ab, da sie oftmals, wenn auch durchaus gut von der Inszenierung abgefedert, schlichte Klischee-Schablonen darstellen.
Insgesamt gibt es da wenig, zu meckern, würde der Streifen nicht zwei unglaubliche Probleme mit sich herumtragen: Den Ansatz, dass auch wirklich jeder Depp jeden Quatsch verstehen muss. Dass bei dem durchkauen dieses Aspekts einige Elemente der Handlung diffus bleiben, wobei die Frage besteht, ob dies nicht eher ein bewusst ausgelassen wurde, um so bei Gefallen möglichst einfach eine Fortsetzung hinterher schieben zu können.
Der zweite Punkt ist, dass etliche Handlungen im Film stark konstruiert wirken und – noch viel schlimmer – sogar ziemlich faul konstruiert sind, während eine elegantere Lösung wohl schlicht „zu kompliziert“ gewesen wäre.
…aber seine Zuschauer für Vollidioten hält
Es ist schwer, nicht in ziemlich polemisches Gelaber zu verfallen, wenn es um den Punkt geht, dass „Oblivion“ oftmals so platt und eindeutig gibt, dass man sich richtig gehend wie in der Förderklasse des Sonderschulunterrichts fühlt.
Dabei sind etliche Momente ohnehin direkt auf die amerikanische Mentalität hin inszeniert worden, welche anscheinend ein Vorstellungsvermögen von Minus 2 zu haben scheint. Oder so nimmt es zumindest der Streifen an, bei dem sich immer wieder jene Momente mit der eigentlich durchaus gut konstruierten Hintergrundgeschichte brechen. Ein Beispiel? Aber sicher doch!
Wenn etwa das zerstörte Land gezeigt wird, sieht man im ehemaligen Washington etwa einzig und allein noch die Reste des Capitols und das Washington Monument steht einsam und alleine irgendwo rum. Klar, dass wären sicherlich auch die einzigen beiden Dinge, die noch stehen würden.
Bei einer Verfolgungsjagd in einem Canyon etwa rauscht Cruise dann knapp an der zerstörten Freiheitsstatue vorbei, etc. etc.
Das sind dann nur einige Momente von vielen. Nach dem Atomkrieg etwa stehen immer noch die obersten Etagen des Empire State Buildings samt Aussichtsteleskopen. Ein Plüschbär ist ebenfalls an genau der gleichen Stelle wie vor x Atombomben, kriegerischen Handlungen und alles zerstörenden Wetterumschwüngen.
Ein paar dieser Zufälle wären kein Problem gewesen, aber diese Elemente häufen sich leider im Geschehen. Ebenso die Tatsache, dass besonders der letzte „Twist“ zum Schluss so schlapp und durchsichtig inszeniert wurde, damit einzig die Leute im Publikum noch etwas mehr Spannung bekommen. Dass die Figuren im Film längst wissen was gespielt wird, ist da ein anderer Punkt.
Und wo wir gerade dabei sind zu meckern: Manche Actionsequenz war zwar nett anzusehen, hat aber die eigentliche Handlung null voran gebracht. Dabei fällt zusätzlich auf, dass zwar nicht viele, aber einige elementare Handlungsweisen einfach nur komplett konstruiert sind. Die allwissende Aufsichtstechnik im All kann auf sämtliche Daten der Instandhalter zugreifen, sieht aber nicht, wenn DAS EINZIGE FLUGMODUL der Techniker einen Trip ins Nirgendwo macht oder nicht dort ist, wo die Koordinatorin sagt, dass es sich befindet? Sachen, die bei all der vorgetragenen Technisierung einfach nur unlogisch wirken, aber nötig sind, da ansonsten nicht – ohne zusätzliche Erklärungen – die weitere Handlung möglich wäre.
Gerade noch mal so die Menschheit gerettet
Am Ende des Tages fällt die Frage, in wie weit man sich an diesen Problem stört. Wie sehr es einem den Filmgenuss verleidet, wenn eben einige Sachen durchaus clever, andere wiederum stark konstruiert wirken. Cruise ist gut, Riseboroughs noch besser und die Kurylenko hat wenig mehr zu tun als schön auszusehen. Es gibt ein (sehr) kurzes Wiedersehen mit Zoe Bell und Morgan Freeman darf Zigarre rauchen und Reden schwingen. Also alles wie gehabt.
Die Präsentation ist – wie bereits erwähnt – einfach nur fantastisch gelungen und es wäre schön zu sehen, wie der Film vielleicht ausgehen haben könnte, hätte man ihn nicht im Hinblick auf den größten gemeinsamen Nenner hin inszeniert.
Wer sich einfach nur treiben oder unterhalten lassen will, der kann einen, wenn nicht gar zwei Punkte noch auf die Endbewertung draufschlagen. Alle Anderen, denen etwa „Moon“ , „Love“, „2001“ oder „Solaris“ (im Original) ein Begriff innerhalb der eigenen „clevere SciFi“-Messlatte sind, die werden wohl an einigen Stellen befremdet eine Augenbraue nach oben ziehen.
Filmbewertung: 6/10
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