Evil Dead
Originaltitel: Evil Dead – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Fede Alvarez
Darsteller: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore, Phoenix Connolly, Jim McLarty, Sian Davis, Stephen Butterworth, Karl Willetts, Randal Wilson, Incaa
Filmkritik: Mia (Jane Levy, „Suborgatory“) und ihr Bruder David (Shiloh Fernandez) freuen sich auf ein paar freie Tage, die sie mit ihren Freunden Olivia (Jessica Lucas), Eric (Lou Taylor Pucci) und Natalie (Elizabeth Blackmore) in einer entlegenen Waldhütte verbringen wollen: Doch dann entdecken die Fünf „Das Buch des Todes“ – und wecken damit düstere Dämonen. Die Hütte und der umliegende Wald sind alsbald kaum wieder zu erkennen und es beginnt ein Kampf um Leben und Tod.
Remakes der großen Horror-Klassiker und auch der Nischentitel sind seit Jahren in Mode und die Welle ebbt auch nur wenig ab. Nachdem Michael Bays Platinum Dunes Schmiede 2003 den Weg mit „Texas Chainsaw Massacre“ ebnete, folgten über die Jahre immer mehr Horror-Remakes. Von „The Hills Have Eyes“ und „A Nightmare on Elmstreet“ über „Friday the 13th“ und „My Bloody Valentine“ bis hin zu dem erst kürzlich erschienenen „Maniac“ ist die Spannweite wie auch die Qualität der Remakes Mannigfaltig.
Nur selten haben die Original-Macher etwas mehr mit diesen Remakes zu tun, außer dem Scheck kassieren. Doch wenn mit „The Evil Dead“ ein Remake eines der Klassikers des Genres schlechthin ansteht, an dem zudem keines der großen Studios die Rechte hält, wählt das Duo von damals die Regie und die Beteiligten höchst selbst und sorgfältig aus, schließlich ist „Evil Dead“ das Schoßhündchen der langjährigen Freunde Sam Raimi und Bruce Campbell die einst das Original und die beiden Fortsetzungen stemmten.
Das in weiten Teilen auf dem Original basierende Drehbuch verfasste der Regisseur Fede Alvarez zusammen mit Rodo Sayagues. Abgesehen von der Ausgangsidee, also warum sich eine Gruppe Jugendlicher in der altbewährten „Cabin in the Woods“ versammelt, belässt das Autoren-Duo dabei das Meiste beim alten. Das ist im Angesicht dessen, dass das Original in vielen Kreisen als heiliger Horror-Gral gilt, auch nur gut so, denn größere Veränderungen oder gar ein Schauplatz-Wechsel hätten (zu recht) einen Schwall der Entrüstung ausgelöst, wären aber wohl auch nicht den an den Prüfstellen Campbell und Raimi vorbei gekommen.
Groovy?
Wo sich allerdings alle einig waren, „Ash“ kommt nicht vor. Diese Figur, die damals von Bruce Campball so eindrucksvoll geprägt wurde und auch noch lange nach den 3 Filmen seinen Platz im Horror-Universum gefunden hat, kommt im Remake „Evil Dead“ nicht vor, wobei…naja, zumindest ist keine der Hauptrollen nach seinem Ebenbild geformt worden. Trotzdem sollte man während und nach dem Abspann auf jeden Fall sitzen bleiben.
Don’t do Drugs
Die Drogen-Entzugsgeschichte wirkt zunächst etwas unpassend und mit der Zeit weiß man auch ungefähr wie der Hase laufen wird, denn wenn das „Evil Dead“ etwas kann dann doch wohl den Drogenteufel austreiben. Doch im Prinzip ist die Backgroundstory ja auch nur das Mittel zum Zweck eine Gruppe Jugendlicher dem absoluten Bösen auszusetzen und an die Grenzen des Fassbaren zu treiben. Und so bleibt im Grunde alles beim Alten: Ein altes Buch und ein paar gemurmelte Worte später stehen die „Deadites“ in Gestalt der zuvor noch quicklebendigen Freunde vor der Türe und wollen sich an den Seelen der übrigen laben.
You’re all going to die tonight!
Und dies machen die Deadites herrlich Oldschool, denn Fede Alvarez Versprach etwas und konnte es auch halten: Kein CGI!
Zwar soll in vereinzelten Szenen unterstützende Computertechnik verwendet worden sein, fürs abtrennen von Gliedmaßen ohne erkennbaren Kameraschnitt auch bestimmt gesünder, aber davon merkt man nicht mal was. Dafür fließt der rote Lebenssaft ganz gewaltig, allein im Finale 50000 Gallonen davon, verglichen mit seinen ca. 300 Gallonen war das Original also praktisch ein Kindergeburtstag. Doch zwischen all dem „most terrifying film“ Gemurmel sieht das finale Werk dann evtl. doch wieder etwas zahmer aus als Gedacht. In seiner gewaltigen Wucht schien z.B. das „The Hills Have Eyes“ Remake dann doch mehr seinen Erwartungen gerecht worden zu sein.
Promise, you’ll stay till the end.
Schlussendlich schnetzelt man sich als Horror-Fan mit den Protagonisten durch 93 vergnüglich saftige Minuten Horror-Remake, die besonders in den letzten 20 Minuten ihr volles Potential erreichen und hier auch mal Plot-Twists enthalten die man nicht vorherbeschworen hat. Wieso man sich allerdings zu Beginn für einen nutzlosen Prolog entschieden hat, der aufzeigt das eine Familie bereits Kontakt mit dem Buch der Toten hatte und daraus hervorgehend ihre Tochter lebendig verbrennt, wird nicht klar. Dies ist auch der einzige Zeitpunkt, an dem „Evil Dead“ den vorbestimmten Pfad des Originals verlässt…und scheitert.
Doch trotzdem, das Werk macht wahrlich Freude, wenn man auch am Ende da steht und denkt, dass doch irgendwie etwas fehlte. Dabei war eigentlich alles drin was man haben wollte: Neben den offensichtlichen Parallelen auch herrlich sanfte Erinnerungen ans Original (ein 1973 Oldsmobile Delta 88 und die berühmten Kamerafahrten), ein lohnenswerter (!) Abspann, handgemachte Effekte und reichlich Splatter.
Vielleicht ist es doch der markante Hauptdarsteller der fehlt, den jeder vermeiden wollte um nicht eine schwache Kopie des Originals abzuliefern. Jane Levy gibt zwar ihr Bestes und sie strampelt sich mit jeder Gallone Blut von ihrer Tessa Altman Rolle frei, doch als tragende Hauptdarstellerin ist ihre Rolle im Film dann doch einfach zu wechselhaft und nicht konsequent präsent genug.
„Evil Dead“ gibt den Handwerklich gut gemachten Remakes neuen Wind und sorgt evtl. gar dafür, dass eine neue Welle von Remakes dieser Art losgetreten wird (ist überhaupt noch viel übrig?). Zu verabscheuen wäre das nicht, denn „Evil Dead“ ist trotz vereinzelter Schwächen in Spannung und Story und Pacing-Problemen durch den völlig unnötigen Prolog-Ballast einfach ein schön stimmiges Horror-Brett das selbst auf das vereinzelte Augenzwinkern des Originals nicht verzichtet. Mit etwas Überarbeitung in einer wahrscheinlichen Unrated Fassung und der O-Ton Version anstelle der manchmal unfreiwillig komischen Synchro, ist evtl. noch ein Punkt mehr drin. So sind es dann erstmal:
Filmbewertung: 7/10
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