The Place Beyond The Pines

The Place Beyond The Pines
Originaltitel: The Place Beyond The Pines – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Derek Cianfrance

place beyond the pines film poster

Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Rose Byrne, Eva Mendes, Ben Mendelsohn, Ray Liotta, Bruce Greenwood, Dane DeHaan, Harris Yulin, Mahershala Ali, Emory Cohen, Olga Merediz u.A.

Filmkritik: Weniger eine einzelne, sondern viel mehr drei in sich verwobene oder aus einander resultierende Geschichten werden hier präsentiert. Und eigentlich ist das Ganze ein Generationen-Drama epochalen Ausmaßes. Ein Circus-Fahrer (Gosling) will trotz ärmlichen Verhältnissen für die Frau die er liebt sorgen und begeht deshalb Raubüberfälle, ein Polizist (Cooper) will nicht auf die schiefe Bahn geraten und die Söhne der beiden müssen über ihre Vergangenheit mehr erfahren, als ihnen eigentlich lieb ist und werden erwachsen.

Mehr soll jetzt auch gar nicht verraten werden, denn Derek Cianfrances Drama mit Thriller und Heist-Elementen verpackt innerhalb einer Geschichte eigentlich drei Filme in einen, verbindet diese sowohl inhaltlich aber auch symbolisch bis hin zur Perfektion und schafft es mit teilweise unverbrauchten Neulingen (die Darsteller der Söhne) eine Intensität aufzubauen, wie sie in letzter Zeit nur selten auf der Leinwand erreicht wird. Nur muss man unbedingt eines bedenken:

VERTRAUT NICHT DEM TRAILER!

Vielleicht, um aus Goslings „Drive“-Berühmtheit Kapital zu schlagen, vielleicht, um den Inhalt nur wenig zu verraten und vielleicht, weil der Verleih sich nicht sicher war, wie er diesen Film überhaupt bewerben sollte, scheint der Trailer einen ganz anderen Film zu zeigen als jenen, den man nachher im Kino sehen kann.

Nein, Gosling ist nicht der eigentliche Hauptdarsteller, sondern eigentlich nur in einem Drittel des Streifens zu sehen. Nein, wer „so etwas wie ‚Drive‘“ sehen will, der ist hier nicht wirklich richtig und ja, es gibt extrem spannend gefilmte Überfälle, welche allerdings eben nicht den Fokus der Handlung ausmachen. Sie sind schlicht, wie alles andere auch im Geschehen, mit einer naturalistischen Wucht und intelligenten Intensität gefilmt worden, dass es eine wahre Freude ist. Dabei erinnern diese wenigen Passagen an die besten Momente des 70er Jahre-Kinos und werden von Regisseur Derek Cianfrance, der aus dem Dokumentarfilm-Bereich kommt, ohne viele Schnitte umgesetzt. Da bilden die heulenden Motoren den Adrenalin-Schub auslösenden Soundtrack, übertriebene Stilisierungen muss man irgendwo anders suchen. Herrlich. Das erinnert dann, wie gesagt, an die 70er Jahre und solche Werke wie „Rolling Thunder“ und Konsorten. Aber, wie gesagt, hier geht es vor allem um die Charaktere.

Einfach nur richtig gutes Kino

Um das Review jetzt kurz zu halten, nur noch einmal an Lob an alle Beteilgten. Cooper, Gosling und Co. sind klasse. Ray Liotta darf einmal mehr den fiesen Drecksack mit Bravour spielen. Oh. Und Eva Mendez. Die Gute ist hier einfach nur fantastisch und hätte zumindest eine Oscar-Nominierung für ihr nuanciertes Schauspiel verdient. Die zurückgenommene, aber dafür umso packendere Inszenierung in Bild und Ton ist einfach nur wunderbar gelungen und mir fällt absolut nichts ein, was ich an diesem Streifen ansatzweise kritisieren könnte.

Eine packende, Generationen übergreifende Geschichte. Eine klassische, einnehmende Inszenierung ohne Mätzchen, dafür aber mit viel Intensität. Großartig aufspielende Darsteller. Oh. Und ein faszinierender, unverbraucht wirkender Handlungsort „beyond the pines“. Was kann man mehr wollen?
Aber, wie gesagt, der Trailer vermittelt leider ein sehr verfälschtes Bild dieses Films, aber das wollen wir dem eigentlichen Werk mal nicht negativ anrechnen. Vielleicht ist es so ja umso besser. Wer ins Kino geht „um Gosling mal wieder rumfahren zu sehen“, der wird noch viel, viel mehr bekommen, als er eigentlich erwartet hat!

Filmbewertung: 10/10

P.S.: Witzigerweise war die Irritierung bei der Pressevorstellung bei etlichen Leuten auch ziemlich groß wegen der Diskrepanz zwischen Trailer und eigentlichem Werk. Aber der Tenor war ein überwältigend positiver am Ende, wo auch zahlreiche andere Leute fanden, dass „man mehr bekommen hat, als man dachte“.So empfanden dies zumindest jene Leute, die nach dem Trailer eben etwas „Drive“iges erwartet hatten. Ich für meinen Teil war mir nicht einmal so genau sicher, was an dem Tag überhaupt lief und mir fiel erst NACH der Sichtung im Gespräch überhaupt erst wieder ein, dass ich den Trailer zu diesem Streifen bereits gesehen hatte, da ich geistig den dort beworbenen Streifen und den nun gesehenen schon regelrecht als zwei komplett andere Filme einsortiert hatte.
Dies nur noch einmal um zu unterstreichen, wie unterschiedlich doch das finale Werk und dessen Promotion sind…