Ich – Einfach unverbesserlich 2
Originaltitel: Despicable Me 2 – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Stimmen (O-Ton): Steve Carell, Kristen Wiig, Benjamin Bratt, Miranda Cosgrove, Russell Brand, Ken Jeong, Steve Coogan, Elsie Kate Fisher, Dana Gaier, Moises Arias, Nasim Pedrad, Kristen Schaal, Pierre Coffin u.A.
Filmkritik: Wir erinnern uns an das Ende des unterhaltsamen Erstlings: Der Superschurke Gru hat seine drei Adoptivtöchter lieb gewonnen und, nachdem er ihn selbst gestohlen hat, den Mond wieder zurück gebracht.
Kurz danach setzt auch schon die Handlung die – Achtung, Review-Spoiler – ziemlich gelungenen Fortsetzung ein. Denn als alleinerziehender Vater wird Gru von einer nervigen Nachbarsmutter immer wieder zu nervigen Dates mit, sorry, richtigen Schabracken genötigt. Gru will von alldem nichts wissen. Aber leider läuft ebenfalls in dessen ehemaligem Schurkenlabor nicht alles rund. Nachdem die Welteroberungspläne (oder sonstiges) aufgegeben wurden, versucht Gru sich nun an Konfitüre. Und verzweifelt ob dieser langweiligen – und bislang ziemlich unschmackhaften – Tätigkeit zusehends. Das Angebot der „Anti-Verbrechen-Liga“ kommt ihm da gerade recht: Eine mysteriöse Formel wurde gestohlen und scheinbar war irgendjemand aus dem örtlichen Einkaufszentrum dafür verantwortlich. Gru soll ermitteln, bekommt dazu aber eine weibliche Jung-Agentin zur Seite gestellt. Darüber hinaus betreibt der Ex-Schurke „El Macho“ noch ein mexikanisches Restaurant in der Mall. War er es, der die geheime Formel gestohlen hat? Und wieso werden eigentlich nach und nach immer mehr von Grus gelben Minions entführt? Fragen über Fragen…
…die originell und flott inszeniert beantwortet werden. Das größte Problem zu Anfang: Die Liebesgeschichte zwischen Gru und der Agentin (gespielt von Kristen Wiig aus „Brautalarm“) ist schon etwas holprig. Nicht allzu sehr, aber irgendwie, eeehhh… Da hätte man das Auge ein wenig mehr auf zwischenmenschliche Details richten können, denn der Großteil des Films ist schlicht eines: Verdammt gelungene Agenten-Parodie. Egal, ob jetzt verrückte Gadgets, oder altbekannte Genre-Abläufe, hier wird alles durch den Kakao gezogen.
Dabei ist die Mischung wieder genau richtig, so dass die Kleinen wohl ihren Spaß an dem Slapstick haben (genau wie die Großen), aber die Erwachsenen schmunzeln müssen über den Kontext, die Bond-Anleihen, oder über die schiere Lust am Spektakel. Ein Beispiel? „El Macho“ hat seinen Tod vorgetäuscht. Wie ist er angeblich gestorben? Natürlich den männlichsten aller Tode: Er ritt auf einem Hai, der auf einer Rakete fest geschnallt war, an der überall Dynamit platziert war, mit zwei entsicherten Granaten in einen aktiven Vulkan, der dann explodiert ist. Wow.
Zwischen überraschend liebenswert und ein wenig nervig schwankt dabei einzig Wiigs Agentin-Charakter, ohne allerdings die Schwelle zu erreichen, dass der Spaß des Films dabei gekippt wird.
Die kleinen gelben Publikumslieblinge
Die bereits bei Teil 1 sehr beliebten Minions sind natürlich auch wieder mit am Start und es stand zu befürchten, dass nach der großen Zuschauer-Sympathie deren Rolle nun exponentiell ausgebaut wurde. Aber – was für eine Überraschung – hier wurde durchaus inhaltliche Zurückhaltung gezeigt. Der Nebenhandlungsstrang rund um die mysteriösen Vorgänge, bei denen immer wieder mehr der gelben Knirpse verschwinden, passt nicht nur perfekt zum Rest des Films, sondern nimmt zusätzlich nicht zu viel Platz ein. Gleiches gilt für die neuen bösen lila Minions, welche eine feste Funktion im Drehuch haben und für überraschend horror-artige Momente sorgen.
Keine Sorge, die Kleinen kann man natürlich immer noch mitnehmen, aber an einigen Stellen fühlt man sich als Horror-Fan durchaus an Stilmittel des Slasher- sowie Monster-Genres erinnert. Im Finale wirken sogar ein, zwei Sequenzen wie eine Parodie auf den eigentlich gleichzeitig im Kino laufenden „World War Z“, wenn sich die bösen lila Dinger nicht nur zombiehaft verhalten, sondern auch wie in jenem Streifen auftürmen, um die Protagonisten einzuholen. Falls dieser parodistische Ansatz beabsichtigt war: Respekt! Wenn nicht: Auch gut.
Einfach unverbesserlich unterhaltsam
Und obwohl hier und da „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ durchaus hibbelig erscheint, schrammt er immer wieder leicht an den aktuellen ADHS-Elementen anderer Kinderfilme vorbei, die leider meinen, dass ständig gequatscht, gezappelt, gefetzt und gewasauchimmert werden muss, damit die ohnehin (zu) kurze Aufmerksamkeitsspanne der medial überforderten Nachwuchsgeneration gehalten werden kann. Zur großen Überraschung aller (die von so etwas genervt werden und Kopfschmerzen kriegen) gibt es sogar etliche Momente die ruhiger ablaufen. Vereinzelt gibt es gar stille Momente. Verblüffend, denn etwa Disneys „Wreck-It Ralph – Ralph reichts“ war da eigentlich schon quirliger. Hoffentlich wird diese Tendenz beibehalten und die zappelige US-Kiddie-Verblödungsschiene wird wieder etwas weniger benutzt.
Einmal mehr gelungen ist ebenfalls die passende Musikuntermalung, welche mit einem Mix aus zahlreichen bekannteren Stücken der Popkultur dem parodistischen Geschehen den richtigen Schwung verleiht. Und ansonsten noch ein Wort zum 3D: Großartig! Wie kaum ein anderer Film momentan im Kino gibt es zahlreiche gut gelungene Pop-Out-Momente, immer tolle Tiefenschärfe und wie beim Erstling gibt es Minions, die den Abspann für weitere dreidimensionale Mätzchen nutzen.
Wenn sich der Aufpreis für das Brillen-Format bei einem Film lohnt, dann diesem hier.
So ist im Endeffekt die Bewertung ziemlich einfach: Gute Unterhaltung, drollige Momente, liebenswerte Charaktere und abgefahrene Slapstik- und Actionsequenzen sorgen für die rundum pralle
Filmbewertung: 8/10
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