Makkhi
Originaltitel: Eega – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: S.S. Rajamouli
Darsteller: Kicchaa Sudeep, Nani, Samantha Ruth Prabhu, Santhanam, Srinivasa Reddy, Adithya, Devadarshini Chetan, Thagubothu Ramesh, Abhiram, Hamsa Nandini, Crazy Mohan
Filmkritik: Bollywood auf dem Fantasy Filmfest. So häufig kommt das nun nicht vor. Doch im Falle von „Makkhi“ war eine Nominierung für das Festival nahezu unausweichlich. „Makkhi“ erzählt zunächst eine, zumindest für Außenstehende, ziemlich typische Bollywood-Romanzen Handlung. Sudeep (Kicchaa Sudeep) ist seit langem bereits in die hübsche Micro-Künstlerin Bindhu (Samantha Ruth Prabhu) verliebt. Nachdem sie nach langer Zeit des Baggerns endlich auf seine Bemühungen reagiert und die beiden auch fröhlich ein paar Lieder trällern, findet auch der Gangster Nani (Nani) Interesse an der liebreizenden Bindhu. Er versucht ihre Zuneigung durch Spenden zu erkaufen, doch Sudeep hat ihr bereits derart den Kopf verdreht, das sie gar kein Interesse an Nani hat. Das kann Nani allerdings nicht auf sich sitzen lassen, da er gemeinhin als Weiberheld gilt und noch jede Frau ins Bett bekommen hat. Kurzerhand bringt er Sudeep um und versucht sich anschließend wieder an Bindhu ranzumachen. Doch Sudeep bekommt eine zweite Chance. Wenige Zeit nach seinem Tod wird er in Form einer kleinen Fliege wieder geboren. An den neuen Körper und die neuen Möglichkeiten aber auch neuen Gefahren gewöhnt, setzt er es sich zum Ziel sich an Nani zu Rächen. Nachdem er es sogar geschafft hat Bindhu zu erklären, dass er nun in der Gestalt einer Fliege von den Toten auferstanden ist, kann er mit Hilfe ihrer Miniatur-Kunst Kenntnis auf eine großes Ausrüstungs-Repertoire zugreifen, welches ihm bei seinem Plan Rache an Nani zu nehmen nur zu gute kommen kann.
Ein als Fliege Wiedergeborener die Rache nimmt an seinem Mörder? Das klingt nicht nur ziemlich seltsam, das fühlt sich auch so an. Mischt man diese Ausgangssituation dann noch mit den typischen Bollywood-Zutaten wie Tanz, Gesang und romantischer Zweisamkeit kommt ein Cocktail dabei heraus, für den man schon einen durchaus offenen Filmgeschmack benötigt.
Doch auch wenn man in seinem Leben bisher keinen Film aus Indien angeschaut hat, schafft es „Makkhi“ den Zuschauer zu verblüffen und nebenbei perfekt zu unterhalten. Zwischen der wunderhübschen Samantha Ruth Prabhu und Kicchaa Sudeep entsteht recht schnell eine glaubwürdige, warmherzige Verbindung. Der jähe Mord an Sudeep trifft da sogar den Zuschauer, selbst wenn dieser bereits weiß, dass es von nun an als Fliege weitergehen wird.
Beeindruckend ist auch die generelle Kreativität mit der hier zu Werke gegangen wird. Wenn man einmal kurz über das Thema nachdenkt, kommen einem nicht allzu viele Ideen wie eine Fliege sich nun an einem beliebigen menschlichen Opfer rächen sollte. Doch beginnend mit dem simplen Ohren-Brummen das wohl jeder von uns kennt, über schlaflose Nächte hin zu wie aus dem nichts feuernden Mini-Kanonen und „I will kill you“ Botschaften an der Windschutzscheibe, ziehen die Macher jegliche Register. Zugute kommt dabei, dass Sudeep als Fliege recht schnell die Unterstützung von Bindhu bekommt, sich mit allerlei Mini-Trainingsgeräten Fit hält und mit der Zusatzausrüstung (eine Brille und kleine Klauen) alle Trümpfe auf seiner Seite versammelt. Für die Animation der Fliege wurden Bewegungen von Hauptdarsteller Kicchaa Sudeep mit der Motion-Capturing Technik auf die Fliege transportiert. Das führt dazu, dass die Fliege in Nahaufnahmen immer noch erfreulich menschlich wirkt und es dabei sogar schafft Gefühle und Mimik zu vermitteln, obwohl das Gesicht dieser kleinen Insekten doch praktisch nur aus Augen besteht.
Stimmungsvoll ist aber auch der Soundtrack. Von den romantischen Stücken („Arey Arey Arey“) bis hin zu dem treibenden Titelsong „Naam Apun Ka Jaani“ und dem durchaus witzigen „Lava Lava“ bietet der Soundtrack eine breite Variation von Stilen und Stücken, die auch Bollywood-Muffeln gefallen müssten.
„Makkhi“ bietet somit eigentlich alles was einen unterhaltsamen Film auszeichnet. Der Humor stimmt, die Action ist gut inszeniert und die Schauwerte sind sehr hoch. Hochglanzaufnahme trifft auf Hochglanzaufnahme und in den Gesangseinlagen wirkt das alles schon sehr stark wie ein Musikvideo, was es ja irgendwo auch ist. Auch die teilweise zahlreich vorhanden digitalen Effekte, vor allem bei der Geburt der Fliege aber auch im späteren Verlauf immer mal wieder eingesetzt (vor allem in Nahaufnahmen der Fliege), wissen zu gefallen. State-of-the-Art sieht zwar anders aus, aber für einen Film abseits von Hollywood wirkt das alles ziemlich professionell und stimmig.
„Makkhi“ eignet sich für Bollywood-Fand, solche die es werden wollen aber auch für solche die mit der Filmkultur aus Indien so rein gar nichts am Hut haben. Der perfekte abgestimmte Humor, die wundervolle Atmosphäre und die überaus sympathischen Darsteller schaffen es über 120 Minuten perfekt zu unterhalten und einfach verdammt viel Spaß abzuliefern.
Filmbewertung: 9/10
Neueste Kommentare