Wir sind die Millers
Originaltitel: We‘re the Millers – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Rawson Marshall Thurber
Darsteller: Jennifer Aniston, Jason Sudeikis, Emma Roberts, Will Poulter, Ed Helms, Nick Offerman, Kathryn Hahn, Molly C. Quinn, Tomer Sisley, Matthew Willig, Luis Guzmán, Thomas Lennon, Mark L. Young, Ken Marino
Filmkritik: David Burke (Jason Sudeikis) ist ein kleiner Drogendealer, der zwar Köche und Hausfrauen, aber keine Kinder beliefert – davor schreckt er dann doch zurück. Was kann also schief gehen? Jede Menge! Zum Geschäft gehört natürlich, dass er sich möglichst unauffällig verhält. Leider muss er dann auf die harte Tour lernen, dass selbst gute Taten bestraft werden: Weil er ein paar Teenagern helfen will, wird er von drei üblen Punks angegriffen, die ihm sein Geld und seine Ware abnehmen. Wie soll David jetzt die umfangreichen Schulden bei seinem Lieferanten Brad (Ed Helms) abtragen?
Um das Geld aufzutreiben und dabei seine Gesundheit nicht zu gefährden, bleibt David keine Wahl: Er muss ins große Drogengeschäft einsteigen und Brads aktuelle Lieferung aus Mexiko einschmuggeln. Der idiotensichere Plan besteht darin, seine Nachbarn so unter Druck zu setzen, dass sie ihm helfen: Die zynische Stripperin Rose (Jennifer Aniston), der potenzielle Kunde Kenny (Will Poulter) und die gepiercte, tätowierte Straßengöre Casey (Emma Roberts) werden kurzerhand als Ehefrau und zwei angebliche Sprösslinge rekrutiert, und schon brausen „die Millers“ in einem riesigen Wohnmobil am langen Wochenende über die Grenze.
Vor seinem Kinostart machte „We‘re the Millers“ in erster Linie damit Schlagzeilen, dass die immer noch knackige Jennifer Aniston eine Stripperin spielt und in 2,3 Szenen sehenswerte Strip-Shows abliefert. Nach dem Kinostart mischten sich diese News dann mit den Berichten über den überraschenden Erfolg des Films, welcher bei einem Budget von gerade einmal 37 Millionen Dollar ein vielfaches dessen wieder eingespielt hat. Weltweit zum Zeitpunkt dieses Reviews über 222 Millionen Dollar. Spricht das für die Qualität des Films?
„This is not a smidge of pot! You got me moving enough weed to kill Willie Nelson.”
Kurze Antwort: Ja. Vor allem auch dank seines R-Ratings („for crude sexual content, pervasive language, drug material and brief graphic nudity“) setzt sich die teilweise herrlich unkonventionelle Komödie von ähnlichen Werken ab und kann besonders damit überzeugen, dass kaum einer der Darsteller den Film für voll nimmt. Hier wollte jeder nur einfach eine gute Zeit haben und sich dabei in etwa ans Drehbuch halten.
Jason Sudeikis, der trotz seiner großen Erfahrung im Geschäft immer noch nicht allzu viele echte Hauptrollen hatte („A Good Old Fashioned Orgy“) bekommt durch Jennifer Aniston zwar wieder nicht „Top Billing“, macht seine Sache als Hauptfigur aber mehr als ordentlich. Als Drogendealer der den Absprung in die Spießigkeit vor 10,15 Jahren verpasst hat macht er neben den anderen eine sehr gute Figur. Jennifer Aniston nimmt man die gealterte Stripperin hingegen nicht immer ganz ab, als Fake-Mutti macht sie aber schon eine bessere Figur. Und als Stripperin im Job sowieso. Wenn sie im Mittelteil des Films zu Aerosmiths „Sweet Emotion“ einen Strip aufs Parkett legt, ist das sogar so gut, dass Jason Sudeikis die „forth wall“ durchbricht und dem Zuschauer zunickt als würde er sagen wollen: „Hey guys, are you watching this? Jennifer Aniston stripping. I know right?“. Erik Roberts Tochter bzw. Julia Roberts Nichte Emma Roberts als Ausreißerin hat vom Drehbuch nicht unbedingt viel Material geliefert bekommen, macht aus den Fetzen aber mehr als man erwarten würde. Und Will Poulter zeigt in seinem zweiten Größeren Film nach seinem Debüt in „Son of Rambow“ das er nach „Narnia“ das Genre der Komödie keinesfalls vergessen hat.
Aber auch inhaltlich hat „We‘re the Millers“ viele gute Ideen auf Lager. Von den klischeebelasteten Drogendealern über schwule Polizisten (Witzig: Luis Guzmán) die entweder einen Tausender haben wollen oder einen Blowjob bis hin zu DEA-Agenten im Urlaub (herrlich: Nick Offerman aus „Parks and Recreation“). Witze über und unterhalb der Gürtellinie wechseln sich ab, wobei die meisten dann Gott sei Dank doch oberhalb der Taille ansetzen. Trotzallem sollte man beim MPAA-Hinweis „brief graphic nudity“ auch auf einen geschwollenen Hoden vorbereitet sein. Wie gesagt, das R-Rating hilft dem Film, wobei dies mehr sprachlich gemeint ist, der Hoden hingegen ändert an der Endwertung nur wenig.
Muss man sich dann und wann berechtigterweise Fragen was US-Amerikaner für ein Humorverständnis haben müssen, angesichts mancher unlustiger Komödie die ein Box-Office Hit wird, gelang Regisseur Rawson Marshall Thurber („Dodgeball“) mit „We‘re the Millers“ eine für einen Großteil der Welt sehr zugängliche Komödie mit einigen echten Brüllern und vielen guten Späßen durchsetzte Komödie die Abseits von ihrem größten Schauwert („Jennifer Aniston stripping“) noch weitaus mehr zu bieten hat. Nämlich einen Film ohne echte Längen mit einem angenehmen Tempo, durch eine Road-Movie Komponenten, die nicht einfach verschenkt wird sondern perfekt als Struktur des Films genutzt wird. „We‘re the Millers“ ist, zumindest im O-Ton, ein großer Spaß, kann voll überzeugen und ist der Beweis das „Rated R“ nicht automatisch Box Office Flop bedeuten muss.
Filmbewertung: 8/10
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