2 Guns

2 Guns
Originaltitel: 2 Guns – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Baltasar Kormákur

2-Guns-poster

Darsteller: Mark Wahlberg, Denzel Washington, Paula Patton, James Marsden, Bill Paxton, Edward James Olmos, Fred Ward, Alexandria Deberry, Robert John Burke, Patrick Fischler, Jesus Jr., Tait Fletcher, u.A.

Filmkritik: Das Erste was beim Film auffällt ist das Produktionslogo „Stage 6“. „Höh? Das ist doch Sonys Direct-To-Video-Produktionsschmiede, die bereits ‚Zombie Strippers’ oder auch den ordentlichen Seagler ‚Deathly Weapon’ produziert haben. Cool, haben die auch den Kinofilm-Aufstieg wie ‚Millennium Films’ (die ‚Expendables’-Macher) geschafft?“

Und ganz in Kürze die Geschichte: Mark Wahlberg und Denzel Washington sind beide in geheimer Mission unterwegs in Mexiko, ohne das vom jeweils anderen zu wissen. Als sie eine Bank ausgeraubt haben, die vermeintlich Geld von einem Drogenboss gelagert hat, vergreifen die Zwei sich aber am Geld der CIA und werden schließlich noch übers Ohr gehauen, müssen die Kohle wiederkriegen und werden vollen allen beteiligten Parteien gejagt.

2 Guns und jeweils zwei sehenswerte Duos

Das Beste vorab: Der Streifen ist hochkarätig besetzt. Washington und Wahlberg haben eine sehr gute Chemie zusammen, Olmos spielt wie immer großartig und Bill Paxton gibt das irre Arschloch, während Paula Patton (aus „Mission: Impossible 4“) zwischendurch ihre (kurz) unverhüllten Kurven ins Bild halten darf. Das leitet gleich über zum zweiten Punkt, dem vorhandenen R-Rating, aus dem zwar nicht sonderlich viel gemacht wird, aber das eben immerhin vorhanden ist. Kurz mal Brüste hier und ein wenig Blut und Foltermomente da, sorgen dafür, dass zumindest keine PG-13 Harmlosigkeit vorherrscht.

Das Schlimme: Sonderlich viel mehr positive Aspekte gibt es leider nicht. Direkt zu Beginn startet „2 Guns“ mit coolem Gelaber über Einbrüche und die Menge an Trinkgeld, die man einer Bedienung gibt. Huh. Merkwürdig, irgendwie hab ich da doch ein leichtes Deja-Vu-Feeling. Kann es sein, dass ich das schon einmal irgendwo gesehen habe? Oh ja, nicht nur in dem unbekannten, kleinen Film names „Reservoir Dogs“, sondern anschließend auch IN JEDEM ZWEITEN FILM DER SPÄTEREN 90ER?!? Und gerade wenn man: „Huh, der Autor mochte aber Tarantino!“ gedacht hat, folgen auch schon die komplett nutzlosen Zeitsprünge! YAY! Kann es sein, dass das Drehbuch seit der Post-Tarantino-Welle in irgend einer Lagerhalle vor sich hingegammelt hat? Die bewusst auf flockig-cool gemachten Dialoge werden einzig und allein von dem erstklassigen Schauspiel von Wahlberg und Washington erträglich gemacht.

Und gerade, wenn man sich damit abgefunden hat, dass hier ein kleiner Möchtegern-Gangster am Werk ist, also hinter der Kamera, kommt ein weiterer Schicksalsschlag: SO. GUT. WIE. GAR. KEINE. ACTION! Anstatt wenigstens mit etwas Budenzauber die abgeschmackte Chose zu würzen, wird hier wortwörtlich alles auf Sparflamme gefahren. Mit der eigentlich ordentlich Optik und den guten Darstellern war wohl die Kohle schon verprasst. Olmos als mexikanischer Gangsterboss darf derweil ebenso wie die beiden Hauptdarsteller einzig durch seine Anwesenheit seiner Rolle ein gewisses Etwas verleihen. Eine Sache, die Bill Paxton leider nicht schafft. Denn auch wenn es schön ist, den 80s Charmebolzen mal wieder auf der Leinwand zu erblicken, so ist sein „Crazy CIA Motherfucker“-Charakter so over-the-top, so komplett überzeichnet in Sachen lustvolle Foltergewalt, dass man den Machern gerne sagen würde: „Ist ja schon gut, wir wissen, dass der Kerl kann schon fies sein soll. Wie wäre es, wenn ihr ihm aber jenseits davon irgendwie Profil verleihen könntet?!?“ Aber der Drehbuchheini, der zuvor ein paar „Law & Order: Los Angeles“ und „Brotherhood“-Folgen geschrieben hatte, schwebte wohl eher etwas „Retrotino“-Feeling vor. Leider wurde dabei das originelle Variieren der Ideen und Themen vergessen, als auch das eigene Können überschätzt.

„2 Guns“? Eher „2 Lame“! (Und dieser Flachgag war noch besser als viele Ideen des Drehbuchs.)

Washingtons Ex-Freundin und Brüst-ins-Bild-Halterin Paula Patton – von denen, also den Brüsten, ich gerne schreiben würde, dass sie mich kurz aus meinem Wachkoma gerissen haben, doch es geschieht so weit zu Anfang, dass ich noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben hatte – spielt dabei die Verräterin des Streifens. Oh, war hier ein „Spoiler-Alarm“ vielleicht gegeben? Eher nicht. Nachdem direkt an Orten, von denen Washington nur ihr erzählt, mehrfach Bösewichte auftauchen, sie gleichzeitig ihrem mysteriösen Freund – von dem am Anfang bereits geredet wird und von dem niemand (außer sie!) weiß, wer es ist – in einer belastenden Situation „schnell Bescheid geben will, dann bin ich sofort wieder da“, ist das eigentlich jedem Zuschauer nach zehn Minuten klar, der bereits anderthalb Filme gesehen hat.
(Oh, Entschuldigung, Sie haben bislang noch keine anderthalb Filme gesehen und das nicht erwartet? Dann tut mir das von Herzen leid. Schauen Sie deshalb bitte direkt mal nach dem oben erwähnten „Reservoir Dogs“ noch „Pulp Fiction“, „Jackie Brown“ und „From Dusk Till Dawn“, nur mal so zum Start in eine hoffentlich lange Filmkarriere.)
Zumindest am Ende fällt dem Drehbuch ein schöner Moment bezüglich der Verräter-Freundin ein. Und apropos Ende: Nach einem überraschend kurzen Shootout gibt es, sehr überraschend für so ein inhaltliches Imitat, einen „Mexican Standoff“. Originell. Aber wenigstens wird er schnell, wenn auch nicht sonderlich kreativ gelöst.

Das Zwischendurch der Einbruch in ein Militärgelände zum Zurückholen der gestohlenen Moneten ebenfalls ziemlich tranig und quasi actionlos stattfindet, ist dabei nur noch ein weiterer Tropfen, der den Tisch unter dem bereits vor Langeweile übergequollene Glas nun auch nicht mehr sonderlich nasser macht.
Und dennoch … eine Fortsetzung wäre eine durchaus schöne Sache! Mit den gleichen Figuren, Washington und Wahlberg als Buddy-Duo und einem R-Rating könnte da, mit einem interessanten und actionreichen Drehbuch, durchaus etwas werden.

„2 Guns“ ist im Endeffekt aber einer jener Filme, aus denen man einen oder sogar zwei tolle Trailer schneiden und somit astrein bewerben kann. Auf etwa zwei Stunden zieht sich die sattsam bekannte Chose dann nicht nur, sie langweilt sogar leider immens. Und Schande für all die guten Darsteller. An einem guten Tag bin ich mir sicher, dass dieser Streifen mit der richtigen Erwartungshaltung (eines ziemlich actionlosen Gangsterstreifens mit Tarantino-Versatzstücken) durchaus seine 5, bestenfalls sogar knappe 6 von 10 Punkte bekommen könnte. Aber heute ist kein guter Tag.

Filmbewertung: 4/10

P.S.: Der Regisseur hat letztes Jahr den ebenfalls ziemlich-wenn-auch-nicht-ganz-so-lahmen-sondern-nur-durchschnittlichen-Gangster/Schmugglerthriller „Contraband“ gedreht, eine Adaption eines seiner eigenen Filme aus isländischen Tagen, bei der ebenfalls Mark Wahlberg mitgespielt hat. Auch dort war das Drehbuch für die meisten Probleme verantwortlich. Better Luck Next Time!

P.S. Teil 2: Das Ganze basiert dabei noch auf einer Comic-Vorlage. Wobei ich da leider keine Vergleichsmöglichkeiten habe und der Streifen als Adaption sich genau solche RIIIIESIGEN Freiheiten wie etwa zuletzt „R.I.P.D.“ erlauben könnte. Wer allerdings eine gut gemachte, UNTERHALTSAME Comic-Verfilmung jenseits des Superhelden-Genres sehen will, die mit Action, Humor und Figurendynamik zu tun hat, der sollte sich viel eher „RED“ und dessen gelungene Fortsetzung oder „The Losers“ zu Gemüte führen.