Carrie
Originaltitel: Carrie – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Kimberly Peirce
Darsteller: Chloë Grace Moretz, Julianne Moore, Portia Doubleday, Judy Greer, Ansel Elgort, Gabriella Wilde, Alex Russell, Michelle Nolden, Skyler Wexler, Connor Price, Cynthia Preston, Zoë Belkin u.A.
Filmkritik: Fallen wir doch mal mit der Tür ins Haus: Das Remake von „Carrie“ ist ziemlich schlecht. Warum? Weil es fast schon exemplarisch ist für die aktuelle „größer, schneller, weiter“-Welle von Neuauflagen. Effekte? Nun fast komplett aus dem Computer, wobei die Effekte der 70er Jahre Version von Brian De Palma da sogar realistischer und besser aussahen. Die Handlung hat kaum Veränderungen bekommen (junges Mädchen hat verrückte Mutter und entwickelt Telekinese, Mitschüler sind Arschlöcher, auf dem Schulball geht es rund und der Film endet tragisch), aber dafür viel ihrer Intensität eingebüßt. Themen wie Internet-Mobbing werden kurz angerissen, aber bis auf einen kurzen Moment zum Schluss hin wiederum komplett fallen gelassen. Vielleicht war es zu viel arbeit das bereits bestehende Drehbuch schnell umzuschreiben?
Die Darsteller, allen voran Chloe Grace Moretz und Julianne Moore sind eigentlich erstklassig, zeigen ihr Können hier auf Sparflamme. Die Moretz ist eigentlich schon zu hübsch für die Rolle des mittelprächtigen Mauerblümchens und wirkt deutlich mehr in Kontrolle, was „Carrie“ weniger wie ein Horror-Drama, sondern wie einen „X-Men: Origins“-Streifen wirken lässt. Die Moore dagegen bekommt vom Drehbuch einen totalen „One-Note-Character“ verpasst und spielt dies auch noch mit der Subtilität eines Holzhammers. Der Rest der Teenie-Darsteller bewegt sich auf ordentlichem Mittelmaß, ohne allerdings große Ausschlage ins Positive oder Negative zu haben. Erschreckend ist, dass Stephen Kings Romanvorlage ebenso wie Brian De Palmas Erstverfilmung schon alle andere als subtil waren, aber im Vergleich zu diesem Remake hier schon regelrechte Meister der leisen Töne sind. Und natürlich sind die zahlreichen sexuellen Momente des Buches wie auch 70er Originals einem schon fast erschreckend keimfrei-keuschen Setting gewidmet, in dem nun die aus dem Original übernommenen Nahaufnahmen unter der Dusche (nein, es gibt „nichts wichtiges“ zu sehen) schon eher irritierend wirken, weil auf den lesbischen Subtext schlicht nicht mehr eingegangen wird.
Carrie – Des Satans lahmstes Remake
Wenn zum Schluss dann der Schulball zur persönlichen Apokalypse von „Carrie“ wird, hat das Drehbuch neben der Intensität sogar irgendwie vergessen, ob die Titelfigur nun eigentlich aktiv morden, oder doch passiv dem Amoklauf ihrer eigenen Kräfte ausgeliefert sein soll. Selbst die etwas unnötige, aber ganz unterhaltsame Fortsetzung von Ende der 90er, „Carrie 2 – The Rage“ war da eine ganze Spur effektiver, besonders bezogen auf den „Effekt“-Teil des Wortes.
Nach einem durch unpassende Zeitlupen-Aufnahmen richtig gehend lächerlichen Rache-Finish geht der Streifen zu Ende wie De Palmas-Version, die man als viel bessere Alternative deutlich vorziehen sollte.
Dabei geht es jetzt nicht darum, dass Remakes immer schlechter oder gar unnütz sind, absolut nicht. Besonders das Horror-Genre lebt von Updates, denn der Schrecken verändert sich ja mit dem Zeitgeist. „Carrie“ ist nur leider ein Paradebeispiel für faule, schnelle Cash-Ins, bei denen man Leute mit dem Namen ködern will, die das Original wohl ohnehin nicht gesehen haben. Aber wenn dem so ist, warum wird sich so zwanghaft an die (filmische) Vorlage gehalten? Warum modernisiert man nicht viel mehr um eben auch aktuelle Jugendelemente mit einzubringen? Die bereits erwähnten, ultra-kurzen Momente in denen das Internet mit ins Spiel kommt, sind extrem nebensächlich in bereits bestehende Szenen hineingeschriebene Alibi-Neuerungen.
Besser eine Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende
Alle die an „Carrie“ interessiert sind, weil sie das Original kennen, können sich definitiv einen Kinobesuch schenken. Alle Anderen, die „Carrie“ noch nicht kennen, dürfen schon fast gar nicht ins Kino, sondern sollten dem auch gerade auf Blu-Ray erschienenen Original den Vorzug geben. Und das illustriert abschließend auch sehr schön, dass man um „Carrie – 2013“ schlicht einen großen Bogen machen sollte, außer man will sich über die typisch-schlechten Hollywood-Remakes amüsieren, denn, wie gesagt, „Carrie“ ist mit eines der Paradebeispiele für falsch ausgeführte Film-Revivals.
Filmbewertung: 4/10
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