Saving Mr. Banks
Originaltitel: Saving Mr. Banks – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: John Lee Hancock
Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Annie Rose Buckley, Colin Farrell, Ruth Wilson, Paul Giamatti, Bradley Whitford, B.J. Novak, Jason Schwartzman, Lily Bigham, Kathy Baker, Melanie Paxson, Andy McPhee, Rachel Griffiths
Filmkritik: Mary Poppins’ langer Weg auf die Leinwand beginnt, als Walt Disney (Tom Hanks) seinen Töchtern verspricht, ihr Lieblingsbuch zu verfilmen: „Mary Poppins“ von P.L. Travers (Emma Thompson). Bei seinen Bemühungen um die Filmrechte gerät er jedoch an eine dickköpfige Schriftstellerin, die keinesfalls vorhat, ihr magisches Kindermädchen der Hollywood-Maschinerie zum Fraß vorzuwerfen. Nach jahrelangem Verhandeln kann Disney P.L. Travers Anfang der 60er Jahre überreden, nach Los Angeles zu kommen und sich seine Ideen für eine Kino-Adaption anzuhören. In diesen kurzen zwei Wochen des Jahres 1961 setzt er alle Hebel in Bewegung. Mit fantasievollen Storyboards und den fröhlichen Songs der talentierten Sherman Brüder (Jason Schwartzman & B.J. Novak) startet er eine umfassende Kreativ-Offensive, die bei der kratzbürstigen Travers allerdings keine Wirkung zeigt. Denn P.L. Travers verbindet mit ihrer Titelheldin eine ganz persönliche Geschichte, die bis in ihre Kindheit zurück reicht. Die starrköpfige Autorin muss sich erst den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit stellen, bevor sie Mary Poppins ziehen lassen kann. Am Ende wurde daraus ein Welterfolg, der Filmgeschichte schrieb und 1965 für 13 Oscars nominiert wurde und schließlich auch fünf Oscars mit nach Hause nehmen konnte.
„Saving Mr. Banks„ markiert den ersten Spielfilm, der einen Schauspieler in der Rolle von Walt Disney zeigt. Nicht ohne Grund, denn den Schöpfer von Disney zu zeigen kann den Konzern vor Probleme stellen. Ist die Darstellung glattgebügelt könnte man annehmen, Disney wolle nicht zeigen wie Walt Disney damals wirklich war. Zu freigiebig und die Zuschauer könnten denken, Walt Disney sei ein Tyrann gewesen. Kleine Macken wie das Kettenrauchen z.B. sollten zumindest ein kleines bisschen im Ansatz gezeigt werden.
So ist die Entstehungsgeschichte von „Saving Mr. Banks“, die auf einem Drehbuch von den Autoren Kelly Marcel und Sue Smith basiert beinahe so interessant wie der Film selbst. Denn die beiden haben das Drehbuch verfasst ohne sich zuvor Gedanken zu machen, das der Disney-Konzern selbst wohl der einzige Konzern sein würde der den Stoff verfilmen könnte. Und deren Interesse an solch einem Stoff war aufgrund der erwähnten Probleme eher mäßig.
„Saving Mr. Banks“ geht dabei inhaltlich witziger weise um recht ähnliche Dinge. Der Film zeigt den langjährigen Überredungsprozess den Walt Disney durchführt um die australische Autorin P.L. Travers zu überreden, dass er ihr Kinderbuch „Mary Poppins“ verfilmt. Doch Travers ist alles andere als begeistert, hat Bedenken das ihr Werk zu sehr verändert wird, das Disney Animation einsetzen wird, das ihr geistiges Eigentum mit Füßen getreten wird und das die Charaktere verwässert dargestellt werden.
Das Thema ist heute wie damals noch aktuell. Es gibt auch heute noch mehr als genug Filme dessen Drehbücher vom produzierenden Studio durch den Fleischwolf gedreht werden, z.B. um das „Testpublikum“ zu befriedigen oder um möglichst „Gewinnmaximierend“ zu sein. Am besten sollten alle Ecken und Kanten am Ende verschwinden. Nur wenige Autoren haben die Traute wie P.L. Travers so vehement dagegen vorzugehen.
„Saving Mr. Banks“ fasziniert mit der Darstellung von Travers wie auch mit der einnehmenden Darstellung von Hanks als Walt Disney. Disney wird als liebenswürdiger Mann dargestellt der gut mit seinen Mitarbeitern klar kommt und sein letztes Hemd geben würde um „Mary Poppins“ zu verfilmen. In einer Szene darf er sogar eine Zigarette ausdrücken (aber nicht rauchen). Insgesamt kann die Darstellung der Figur Walt Disney überzeugen. Man sollte einfach keine großen Enthüllungen erwarten. Die Figur wird nicht in Watte gepackt, aber es werden auch keine Dinge aufgedeckt die man nicht ohnehin weiß.
Interessanter erscheint da schon die Darstellung von Autorin P.L. Travers, die als übelste Kratzbürste dargestellt wird und in Wahrheit wohl noch um einiges schlimmer gewesen sein soll. Nun mag man sich denken: „Mary Poppins“ ist doch ein schöner Film, die soll sich mal nicht so anstellen.
Doch auf der anderen Seite hat Travers jeden Grund sich gegen Veränderungen an ihrem Werk zu wehren, es ist schließlich ihr Buch.
Um dies zu unterstreichen, also den Stellenwert des Buchs für sie zu entschlüsseln, wechselt „Saving Mr. Banks“ ständig zwischen der Gegenwart des Jahres 1961 und der Vergangenheit, nämlich der ersten Dekade des 20 Jahrhunderts in Australien. Hier wuchs Travers als Helen Lynwood Goff mit ihrem schwer kranken Vater, ihren Geschwistern und ihrer Mutter auf.
Es stellt sich recht schnell die Frage, ob es diese Rückblenden wirklich gebraucht hätte. Klar, sie zeigen immer wieder Bezüge zum „Mary Poppins“-Film auf, bei denen es allerdings auch schwer fällt zu glauben, dass diese alle so existiert haben.
Doch hier stellt „Saving Mr. Banks“ klar, dass es kein „Mary Poppins“ Making of ist sondern mehr eine Charakterstudie von P.L. Travers und ein kleines bisschen auch von Walt Disney.
Die Rückblenden stellen im direkten Vergleich zu den Szenen der Film-Gegenwart aber immer einen Rückschritt dar, kommen sehr schwermütig und rührselig daher und enden recht durchschaubar, wenn es auch gegen Ende eine überraschende Szene gibt, welche die Glaubhaftigkeit des gezeigten allerdings noch mehr in Frage stellt.
„Saving Mr. Banks“ gibt in seinen rund 120 Minuten Laufzeit einen nicht uninteressanten Einblick in die Ereignisse rund um die Produktion des Klassikers „Mary Poppins“. Wenn man nicht gerade Fan des Kinderfilms ist, hat man von diesen Problemen wahrscheinlich noch nie etwas gehört, als Filmfans findet man das gezeigte aber (oder deswegen) in jedem Fall interessant. Schwächen zeigen sich neben der recht einseitigen Darstellung von Walt Disney, die Tom Hanks aber trotzdem sehr gut spielt, vor allem in den Rückblenden nach Australien. Ein komplett in der Gegenwart verwurzelter Film mit einer Rückblende am Schluss hätte wahrscheinlich besser funktioniert. So reicht es nur zu einer:
Filmbewertung: 7/10
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